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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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ist?«, flüsterte Eva.
    Er hielt einen Finger an die Lippen und brachte das Gewehr in Anschlag.
    Auch Gull hob den Kopf und spitzte die Ohren.
    Eva griff sich das zweite Betäubungsgewehr. Auf ihren Armen richteten sich die Härchen auf. Ihre Finger zitterten jetzt nicht nur vor Kälte.
    In den Sturm mischte sich plötzlich ganz nah ein wütendes Knurren. Ein riesiger Coyote erschien im Höhleneingang. Die Ohren hatte er aufgestellt. Er bewegte seinen Kopf nervös hin und her, das Nackenfell war aufgerichtet, die Rute tief gesenkt. Die Pupillen in seinen bernsteinfarbenen Augen waren winzig und ließen die Iris noch heller funkeln. Schnee schmolz in seinem braunen Fell. Über den Rücken zog sich eine weiße Spur. Kein Schnee, sondern eine weiße Strähne. Im Blick des Coyoten lag etwas Verlorenes. Trotz ihrer Panik konnte Eva Kummer in den Augen des Tieres erkennen.
    Gull erhob sich sehr langsam und humpelte auf den Coyoten zu. Das Tier rührte sich nicht. Gull stupste den Coyoten sanft mit der Nase an.
    Das sieht nach Begrüßung und nicht nach Angriff aus , dachte Eva und senkte das Betäubungsgewehr.
    Auch Raven senkte das Gewehr.
    Schnee wirbelte herein. Der Wind heulte auf. Und inmitten der Flocken und der brennenden Kälte in den Augen war der Coyote plötzlich kaum noch zu erkennen. Alles schien in weißem Licht zu verschwinden.
    Eva blinzelte.
    Im nächsten Moment war das Tier nicht mehr zu sehen.
    Sie rieb sich erneut die Augen.
    Nichts!
    Gull senkte die Schnauze, humpelte auf drei Beinen zurück und legte sich dicht neben sie, sodass sie seine Körperwärme spüren konnte.
    »Habe ich mir das eben eingebildet, oder stand dort wirklich ein großer Coyote mit einem weißen Rücken?«, flüsterte sie.
    Raven nickte. »Wir haben es beide gesehen. Doch wenn wir es jemandem erzählen, dann wird derjenige glauben, wir erzählen Indianermythen.«
    »Dann behalten wir es am besten für uns«, sagte sie, und ihre Worte mischten sich mit dem Heulen des Windes.
    Gull jaulte zustimmend, legte den Kopf auf seine Pfoten und schloss die Augen.
    Auch das wird mir kein Mensch glauben , dachte Eva, schwieg aber.

86
    Kaub am Rhein, zwei Wochen später
    R ot glühende Funken stoben auf und verteilten sich wie ein Sternschnuppenregen über den Flammen. Cube legte ein weiteres Holzscheit in den Kamin und genoss die wohlige Wärme, die sich in den alten Gemäuern der Burg ausbreitete. Das Holz im Feuer knisterte. Ein würziger Geruch stieg ihm in die Nase, vermischt mit einem weiteren zarten Duft, der im Raum lag. Evas Rosenparfüm.
    Er drehte sich zu ihr um und lächelte. Vielleicht war der Fluch doch gebrochen. Vielleicht begann jetzt endlich sein Leben. Becker war tot. Er war in seine eigene furchtbare Falle getappt. Die Coyoten, die ihm helfen sollten, hatten ihn getötet.
    »Ich wüsste nur zu gerne, warum sie Diana Boxer nicht gefressen haben«, riss ihn Tatjana aus den Gedanken.
    »Vielleicht haben sie das Narkosemittel gerochen«, antwortete er. »Becker hatte Diana schließlich mit dem Betäubungsgewehr angeschossen, bevor der Trapper sie in die Schlucht warf.«
    »Aber wenn die Coyoten doch abgerichtet waren, wie konnten sie sich dann gegen ihn wenden?«
    »Keine Ahnung, warum sie ihn angegriffen haben. Den Sturz in die Schlucht hatte er jedenfalls überlebt. Doch dort unten hat ihm ein Coyote die Kehle durchgebissen. Ich habe es gesehen, als ich über die Kante in die Schlucht schaute. Der Coyote war allerdings keiner von denen, die vorher auf der Junction gegen uns gekämpft haben.«
    »So?« Tatjana hob interessiert eine Augenbraue.
    »Ja, er hatte eine auffällige weiße Strähne auf dem Rücken.«
    »Winterfell? Sie bekommen doch im Winter weißes Fell oder?«, wollte Tatjana wissen.
    Cube blickte zu Eva. Sie sah plötzlich blass aus.
    »Was ist?« Er setzte sich neben sie und nahm sanft ihre Hand. »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
    »Ja, vielleicht in Gestalt eines riesigen weißen Coyoten. Er stand später noch einmal am Höhleneingang und verschwand so geheimnisvoll, wie er aufgetaucht war. So entstünden Indianermythen, hat Raven gesagt.«
    »Und wie ging es weiter?«, mischte sich Tatjana wieder ein.
    Cube blickte zu seiner Tante. »Das ist schnell erzählt. Die Coyoten haben Becker tief in den Canyon gezerrt. Die Suchmannschaften haben nichts von ihm gefunden. Lediglich eine blutige Schleifspur. Das war alles. Sie konnten am nächsten Tag nur die tote Ärztin bergen. Sie hatte sich bei
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