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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Autoren: Karin Wahlberg
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mitgeteilt. Die vorderen Gehirnlappen, die für die Feineinstellung des sozialen Miteinanders zuständig waren, entwickelten sich ungefähr bis zum dreißigsten Lebensjahr weiter. Dort sei ein Großteil der Persönlichkeit lokalisiert. Das klang tröstlich. Cecilia war erst 24.
    Als sie das Gespräch beendeten, fühlte Veronika sich genauso mutlos wie immer nach Telefonaten mit Cecilia. Leer starrte sie vor sich hin.
    Nach einer Weile nahm sie sich zusammen, rief Claes auf seinem Handy an und wollte wissen, ob sie ihn und Klara nicht irgendwo treffen könne. Aber die beiden waren in einem Spielwarengeschäft und noch gar nicht bis ins Schuhgeschäft vorgedrungen. Claes sah keinen Grund, warum sie jetzt schon erscheinen sollte.
    Kinder!, dachte Veronika wieder.
    »Nutz doch einfach den Moment und ruh dich etwas aus«, meinte Claes. »Das ist die letzte Gelegenheit für einige Jahre, das verspreche ich dir …«
    Sie kaufte ein Eis am Kiosk, setzte sich wieder auf ihre Bank und biss genüsslich in den dicken Schokoüberzug. Unter der Schokolade verbarg sich ein Berg sahnig-sättigendes Vanilleeis. Das Eis war eigentlich zu groß, und die Kalorien wanderten an Stellen, an denen sie nichts zu suchen hatten, vor allen Dingen jetzt, wo sie unbeweglicher war und keinen Sport treiben konnte.
    Veronika warf den Stiel in den Mülleimer. Sie überlegte, ob sie nicht zum Teppichhändler gehen sollte, um zu fragen, ob ihr Teppich, den sie in Reparatur gegeben hatte, schon fertig sei. Man hatte sie zwar anrufen oder ihr eine SMS schicken wollen, aber darauf war auch nicht immer Verlass. Sie wollte so viel wie möglich erledigen, bevor das Kind kam.
    Dann hatte sie aber doch nicht die Kraft, aufzustehen. Es handelte sich gar nicht um einen großen Teppich, sondern um einen kleinen Gebetsteppich, den sogar sie mit ihrem hochschwangeren Bauch mühelos tragen konnte. Er stammte aus Claes’ Elternhaus. Sie hatte ihn zusammengerollt bei seinen Sachen gefunden, als sie zusammengezogen waren. In seiner hypermodern möblierten Junggesellenwohnung lag er jedoch nicht. Ihr gefiel der Teppich sofort. Die verblichenen Farben und das Abgenutzte mochte sie. Sie legte ihn in die Diele im Obergeschoss. Dort blieb er, bis er an der Schmalseite ausfranste und man sich mit den Zehen in den Kettfäden verfing, sodass man fast stolperte.
    »Schade, dass er kaputt ist«, sagte sie.
    »Schmeiß den Plunder doch weg«, entgegnete Claes.
    Nicht, dass sie sich mit Teppichen auskannte, aber ihr widerstrebte es, den Teppich auf den Sperrmüll zu werfen. Er hatte schließlich eine weite Reise hinter sich, war recht alt und schon allein deswegen etwas Umsicht wert. Sie fragte Birgitta Olsson, eine der Krankenschwestern in der Klinik, nach ihrer Meinung. Doch sie wusste keinen Rat. Teppiche seien die Domäne ihres Mannes, nicht ihre. »Es schadet vermutlich nicht, ihn im Laden vorbeizubringen, dann kann Carl-Ivar ihn sich ansehen.«
    Teppichhändler Carl-Ivar Olsson war ein jovialer Mensch, einer dieser älteren Männer, für die sie eine Schwäche hatte. Vielleicht lag das daran, dass er sie etwas an ihren Vater erinnerte.
    Die Augen von Teppichhändler Olsson leuchteten, als er den Teppich sah. Es handele sich um eine Antiquität, sagte er, und das bedeute, dass er über hundert Jahre alt sei. »Oh!«, sagte Veronika nur. Er erkundigte sich, wo der Teppich herstammte, und sie erzählte, was sie über seine Herkunft wusste. Es gebe viele schöne alte Teppiche in Schweden, meinte er, da es schon früh Verbindungen in den Orient gegeben habe. Ende des 19. Jahrhunderts baute Schweden Eisenbahnen und Brücken in Ländern des Nahen Ostens. Außerdem gründete der Staat Fabriken und half beim Aufbau staatlicher Verwaltungen. Es war jedoch nicht immer möglich, das Geld, das die Schweden verdienten, auch auszuführen. Viele investierten ihr Geld daher in Teppiche, die sie nach Schweden mitnahmen. Bei den feineren Leuten bürgerte es sich daher ein, große und teure Orientteppiche auf die Fußböden zu legen oder im Herrenzimmer türkische Kelims an die Wände zu hängen.
    Der Teppichhändler hatte an dem Tag, als Veronika den Teppich vorbeigebracht hatte, unendlich viel Zeit gehabt, und auch sie war nicht in Eile gewesen. Sie nahm in dem gemütlichen Ladenlokal Platz, das an einer Ecke mit Fenstern in zwei Richtungen lag, und der Händler erläuterte, bei diesem Stück handele es sich um einen typischen Gebetsteppich. Das war an dem Mittelteil, der so genannten
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