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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Autoren: Karin Wahlberg
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wohler. Er saß bequem, obwohl die Holzbank hart war. Die Milde der Versöhnung hatte von ihm Besitz ergriffen. Er döste wieder ein, glitt in eine Stille wie im Traum, und sein Kopf fiel nach hinten. Er schloss die Augen.
    Die Fähre glitt durchs Wasser. Das Geräusch der Wellen, die gegen den Rumpf schlugen, und das Möwengekreisch schienen allmählich im Jenseits zu verstummen.
    Ein bedrohlicher Schatten war auf Teppichhändler Olsson gefallen.

2
    Es war ein Samstagvormittag im Mai, die Sonne tauchte Oskarshamn in weißes Frühlingslicht. Der Wind war kühl, die Luft noch nicht warm. Veronika Lundborg war auf eine windgeschützte Bank in der kleinen Fußgängerzone Flanaden zugesteuert und saß nun bequem zurückgelehnt und breitbeinig da, um ihrem mittlerweile sehr runden Bauch Platz zu gewähren. Sie rechnete damit, noch eine gute Weile so sitzen zu können. Claes und Klara wollten Sandalen kaufen. Klara hatte ausdrücklich darum gebeten, dass Papa sie bei diesem wichtigen Einkauf begleitete.
    Kinder, dachte sie.
    Die Kleine hatte sich natürlich ausgerechnet, dass der Papa nachgiebiger sein würde. Mit liebevollem Blick hatte sie ihnen beim Weggehen hinterhergeschaut. Klara war neben Claes hergehopst, der blickte auf seine Tochter herab und erzählte sicher etwas Lustiges, während er ihre kleine Hand hielt.
    Veronika wurde ganz warm ums Herz, als sie an die vertrauten Bande zwischen Vater und Tochter dachte, die so stark waren, dass sogar Außenstehende sie erkennen konnten. Genieße es, sagte sie sich. Der vergangene Winter war eine schwere Zeit gewesen.
    Aber das war jetzt alles vorbei. Sie war keine mordende Ärztin. Jetzt konnte sie darüber lächeln. Vollkommener Irrsinn konnte so leicht als Wahrheit verkauft werden. In Kleinstädten hielten sich solche Gerüchte besonders hartnäckig und waren nicht leicht aus der Welt zu schaffen. Sie hörte es förmlich: »Sie wissen schon, diese Ärztin, die ihre Patientin umgebracht hat. Aber dann stellte sich heraus, dass es doch der Mann war, dieser Unternehmer, zusammen mit seiner Geliebten, dieser jungen, schönen …«
    Aber irgendwie musste man schließlich auch mal berühmt werden!
    Cecilia kam ihr in den Sinn. Das zweite traurige Kapitel. Jeden Tag dachte sie an Cecilia. Immer wieder in kleinen Dosen. Die Unruhe nagte an ihr. Sie war aber auch erleichtert, dass bislang alles so gut verlaufen war. Trotz allem. Es wäre ihr allerdings lieber gewesen, wenn es genauso wie vorher geworden wäre und nicht nur beinahe.
    Sie schloss die Augen und schaute nach oben. Die Sonnenstrahlen schienen sanft auf ihr Gesicht, ihre Züge entspannten sich. Sie knöpfte ihren Kragen auf und legte eine Hand auf ihren Bauch. Ihr Kind bewegte sich, die zarten Bewegungen waren hauptsächlich rechts zu spüren. Bald würde sie den Bauch los sein. Sie hatte weder Angst noch war sie ernsthaft besorgt, nur etwas unruhig. Neugierig war sie natürlich auch. Einen Termin für den Kaiserschnitt hatte sie, alles war unter Kontrolle, aber große Ereignisse nahm man nicht einfach so auf die leichte Schulter. Sie fühlte sich angespannt, hatte so etwas wie Reisefieber oder Schmetterlinge im Bauch.
    Ihr letztes Kind, zweifellos musste es so sein. Sie rechnete nicht damit, dass es bei ihr so kommen würde wie bei Sarah im Ersten Buch Mose. Abrahams Frau war in sehr hohem Alter schwanger geworden, sie war mindestens hundert gewesen.
    In diesem Augenblick brummte ihr Handy. Da war er endlich, der Anruf, auf den sie gewartet hatte, obwohl sie gleichzeitig auch gehofft hatte, dass er ihr erspart bleiben würde. Sie seufzte nicht einmal, als sie ihr Mobiltelefon aus der engen Hosentasche fischte und einen Blick auf das Display warf. Natürlich, es war Cecilia.
    Sie hatte einen Kloß im Hals. Sie räusperte sich und schluckte, während sie ihr Handy ans Ohr drückte und auf die Pflastersteine starrte, um sich besser konzentrieren zu können.
    »Hallo, Kleines!«, sagte sie munter.
    »Was machst du?«, fragte Cecilia mit tonloser Stimme.
    »Ich sitze auf der Flanaden und denke an dich«, sagte Veronika wahrheitsgemäß. »Und du?«
    Am anderen Ende wurde es still. Veronika bereute ihre Gegenfrage. Warum fragte sie ihre Tochter, obwohl sie die Antwort kannte? Aber was hätte sie sagen sollen?
    »Nichts Besonderes«, antwortete Cecilia.
    Richtig, genau das. Nichts Besonderes. Deswegen rief sie ja auch an. Sie ließ von sich hören, um sich die Zeit zu vertreiben. Ihr Leben verlief nach der tragischen
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