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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
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Einschuss herumschneiden«, brummte sie.
    Zwei andere Pfleger zogen vorsichtig an der Hose. Alle trugen Handschuhe. Lila Gummifinger arbeiteten behände.
    Veronika hatte bereits feststellen können, dass die Frau möglicherweise unter Schock stand. Sie überlegte, wie vorzugehen sei, um die Zirkulation so zu stabilisieren, dass man es wagen konnte, sie zur CT zu bringen. Wenn es sich um eine Schussverletzung handelte, steckte vielleicht noch irgendwo die Kugel. In diesem Falle musste man herausfinden wo. Es machte keinem Chirurgen Spaß, auf gut Glück zu suchen.
    Veronika umfasste den Kopf der Patientin und befühlte mit den Fingerspitzen ihre Wangen. Sie fühlten sich kühl an. Sie beugte sich vor, und zum zweiten Mal in dieser Nacht sprach sie mit einer Person, die nicht ganz wach war.
    »Mein Name ist Veronika. Ich bin Ärztin. Sie befinden sich im Krankenhaus. Sie sind verletzt. Wir kümmern uns um sie.«
    Sie wusste nicht, ob sie zu der Frau vordrang, aber diese runzelte die Stirn. Sie strich der Patientin behutsam über die Wange.
    »Die Blutkonserven sind bestellt«, hörte sie Daniel Skotte zum Anästhesisten sagen.
    Günther fuhr mit seinem Bericht fort, während die verschiedenen Infusionsflaschen aufgehängt und an die Kanülen angeschlossen wurden.
    Die Frau war vor dem Westfriedhof bei der Stengatan abgeholt worden. Ein Fahrradfahrer hatte sie in sich zusammengesunken auf der Wiese entdeckt. Und dieser Fahrradfahrer hatte möglicherweise auch einen Schuss gehört, und zwar einige Minuten zuvor, als er im Stadtzentrum losgefahren war. Er hatte keine anderen Personen in der Nähe gesehen.
    »Die Kugel ist vermutlich vorne eingedrungen. Dort sind die Kleider blutig«, sagte Günther. »Nicht auf Brusthöhe, sondern tiefer. Sie hat die ganze Zeit recht gleichmäßig geatmet.«
    Ihre Kleidung wirkte gepflegt. Sie war ganz klar niemand, der auf der Straße lebte.
    »Gibt es irgendwelche Hinweise, wer sie ist?«, fragte Veronika.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Weiß man, weswegen?«
    »Nein«, sagte Günther. »Ein eifersüchtiger Ehemann vielleicht?«
    Ein schießwütiger Verrückter, dachte Veronika, während sie einen Beamten musterte, der auf die Kleider und Schuhe der Verletzten wartete.
    Christel öffnete eine Goldkette, die die Frau um den Hals trug, und zog ihr behutsam ein paar Ringe von den Fingern.
    »Wir haben weder ein Portemonnaie, noch eine Tasche oder ein Handy gefunden. Nur diese Schlüssel und einen Lippenstift«, sagte sie und überreichte dem Polizisten die Gegenstände zusammen mit dem Schmuck.
    »Ihr Kreislauf wirkt recht stabil«, sagte der Anästhesist nach einer Weile. »Wollen wir?«
    »Ja«, erwiderte Veronika. »Los geht’s.«
    Sie machten sich auf den Weg zum Röntgen. Veronika und der schweigsame Daniel Skotte bildeten die Nachhut. Es graute ihnen schon vor dem Ergebnis des CTs. Sie konzentrierten sich auf die bevorstehende Operation.
    Ein Gefühl der Geborgenheit und Vertrautheit erfüllte sie. Die Routine war ihr ein Halt. Erst die Stabilisierung des Kreislaufs in der Notaufnahme, dann die Computertomographie und schließlich die Operation.
    »Ein Patient mit Nierenstein ist eingeliefert worden«, rief ihnen eine Krankenschwester nach.
    Sie blieben stehen und sahen sich an. Skotte kratzte sich am Kopf.
    »Geh du und komm dann einfach nach«, sagte Veronika. »Ich brauche dich später zum Nähen.«
     
    Harald Eriksson lag im Bett. Es war schon nach eins, und Charlotte war immer noch nicht zu Hause. Sie hatte auch nicht angerufen und keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Er wusste nicht recht, was er mit sich anfangen sollte, deswegen lag er einfach nur da.
    Er hatte Harriet Rot angerufen. Natürlich hatte er voller Besorgnis bei ihr durchgeläutet. Sie hatte schlaftrunken geantwortet und sich dann sofort große Sorgen gemacht. Die Freundinnen waren alle gleichzeitig, vor gut und gerne eineinhalb Stunden, aufgebrochen. Mindestens.
    »Hast du die Polizei verständigt?«, hatte sie gefragt.
    Bei diesem Gedanken war ihm nicht wohl.
    »Nein, noch nicht. Es ist ja noch nicht sonderlich spät. Ein bisschen sollte ich sicher noch abwarten. Sonst denken die doch nur, ich sei übertrieben ängstlich.«
    Er wollte zu keinerlei Gerüchten über sich und seine Frau Anlass geben. Warten Sie noch ein wenig ab, und melden Sie sich wieder, wenn sie nicht auftaucht, würden die Polizisten sagen. Sie war schließlich kein kleines Kind.
    Harriet schwieg einen Moment.
    »Mir fällt
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