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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
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Jahren einen Polizisten operiert hatte, einen Kollegen von Claes, der im Alleingang einen Täter hatte festnehmen wollen.
    Der Täter, der übrigens eine Täterin gewesen war! Bibliothekarin. Herrschaftszeiten! Sie hatte eine Ärztin auf der Inneren umgebracht, die Veronika als nicht sonderlich sympathisch in Erinnerung hatte. Eine machthungrige Person. Aber ermordet zu werden! Es hatte sich um einen Racheakt gehandelt, eine Reaktion darauf, dass sie vom Ehemann der Ärztin an ihrem Arbeitsplatz schikaniert worden war. Was für ein Durcheinander! Veronika war damals im Mutterschutz gewesen.
    Veronika lenkte den Wagen Richtung Hafen, bog in die Norra Fabriksgatan ein und erhöhte die Geschwindigkeit, als die Bebauung ab der Kurve Richtung Norrby spärlicher wurde. Ihr Blutdruck war erhöht. Wie bei Piloten kurz vor dem Abheben. Aber sie war gesammelt und fühlte sich vor allem bereit. Und fast unerlaubt guter Dinge.
     
    Der Geruch nach feuchter Erde stieg aus dem Graben vor dem Friedhof auf. Der Aushub war nicht tief, die Kanten messerscharf und nach wie vor mit üppig grünem Gras bewachsen. Ungefähr zwanzig Meter der Steinmauer waren abgerissen und die Granitblöcke ordentlich aufgestapelt worden. Die Stadt war stellenweise auf Fels errichtet, und im Laufe der Zeit hatte man für neue Bebauung sprengen müssen.
    Erika Ljung zog ihren Anorak enger um sich. Sie hatte Kripobereitschaft und war soeben aus ihrem beheizten Auto gestiegen. Sie war schlank, fast mager und fror leicht.
    Mehrere Einsatzwagen standen dicht hintereinander an der Stengatan, und viele Kollegen waren bereits vor Ort. Erika sah sie in kleineren und größeren Grüppchen zusammenstehen. Die Türen des weißen Lieferwagens von der Kriminaltechnik waren geöffnet. Er stand neben der Grasfläche, auf der die niedergeschossene Frau gelegen hatte. Der Krankenwagen war soeben mit Blaulicht davongefahren, und Beamte brachten die Absperrbänder an. Benny Grahn alias Technik-Benny und seine Kollegen trugen ihre Sachen herbei.
    Kriminalinspektorin Ljung begab sich zur Ecke des Westfriedhofs, wo sich der Pfad zwischen den üppigen Gärten auf der einen Seite und dem wohltuenden Dunkel des Friedhofs auf der anderen verlor. Nun stand sie direkt vor der Grube und starrte hinein. Sie war tief und gewährte Einblick in die verschiedenfarbigen Sandschichten, die seitlich in Erscheinung traten. Auf dem Boden erblickte sie in Plastikrohren verlaufende Leitungen, die wie dicke Lakritzriemen aussahen.
    Sie wartete auf ihre Vorgesetzte, Louise Jasinski, die bald eintreffen würde. Louise wohnte fast um die Ecke. Sie und die beiden Töchter waren im Zuge der endlich auch rechtsgültigen Scheidung aus ihrem Reihenhaus ausgezogen. Erika war nicht die Einzige, die fand, dass es an der Zeit gewesen war. Sie hielt es für wichtig, die eigene Würde zu wahren. Gewisse Dinge durfte man einfach nicht hinnehmen.
    Erika hatte ihr Möglichstes getan, um Louise in jene Richtung zu lenken, die sie für die einzig richtige gehalten hatte. Jedoch ohne Druck auszuüben. Denn das konnte sich böse rächen, sollte Louise das Scheusal wieder aufnehmen. Ähnliches war im Bekanntenkreis schon des Öfteren vorgekommen.
    Louise Jasinskis Exmann hatte sich allzu lange wie ein Schwein im Schlamm in seiner Vierzigerkrise suhlen dürfen. Erika fand, dass er viel zu viel Freiraum gehabt hatte, was sich natürlich auf die Arbeit ausgewirkt hatte. Mit Louise, sonst immer der Star und ein Vorbild für die Frauen im Polizeipräsidium, war nicht gut Kirschen essen gewesen. Aber wer konnte schon gute Miene machen, wenn sich der Ehemann ewig nicht zwischen seiner Gattin und der jüngeren Geliebten entscheiden konnte? Das Ganze war einfach lächerlich gewesen. Was Erika Louise auch eines schönen Tages verklickert hatte. »Jetzt reicht es aber«, hatte sie gesagt, obwohl Louise ihre Chefin war. Und obwohl sie Louise Jasinskis Privatleben wirklich nichts anging. Im Grunde genommen.
    Andererseits wusste Louise sehr wohl, was Erika durchgemacht hatte. Körperliche Misshandlung üblerer Art. Soweit Erika wusste, hatte sich Louises Ehemaliger zumindest nie gewaltsam verhalten.
     
    Die Frau hatte im Gras gelegen.
    Viel war nicht gerade zu sehen, zumindest nicht im Schummerlicht der Straßenlaternen. Technik-Benny würde vermutlich allmählich etwas finden. Schuhabdrücke oder Blutspuren, möglicherweise Schleifspuren, sobald die Scheinwerfer installiert waren. DNA-Spuren waren ihnen am liebsten.
    Die
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