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Lucifers Lady

Titel: Lucifers Lady
Autoren: Donna Fletcher
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vorüberging. Sie erwiderten ihr Lächeln, doch es wirkte gezwungen, und der seltsame Ausdruck in den Augen der Männer trug nicht dazu bei, ihre eigene Besorgnis zu vertreiben.
    Sie war gerade im Begriff, hinunterzugehen zu ihrer Kabine, und hatte die Hand schon auf den Handlauf gelegt, als sie sich aus irgendeinem Grund nach rechts wandte. Rasch ging sie zur Reling und umklammerte das wettergegerbte Holz. Ihr Herz schlug wie rasend, wie kurz vor einer Ohnmacht. Doch sie wurde nicht ohnmächtig, sie starrte nur auf den Fleck.
    Er war unglaublich gewachsen. Noch immer konnte sie die Form nicht genau ausmachen, aber er wirkte näher, größer, sogar dunkler in seiner befremdlichen Allgegenwart.
    Und dann, ganz plötzlich, nahm Catherine es ganz deutlich wahr. Es war erschreckender als jeder Lärm, den sie jemals gehört hatte. Es war die Stille. Niemand sprach ein Wort. Kein Segel rauschte. Der Wind hatte nachgelassen. Das Schiff bewegte sich nicht mehr.
    Sie erschauerte, als wollte sie eine schreckliche Vorahnung abschütteln.
    Captain Morley durchbrach diese Stille mit einem lautstarken Befehl, der die Männer an die Arbeit schickte. Die Segel wurden gehisst, und kleine Fässer wurden neben die Kanonen gerollt. Die Gebete wurden lauter.
    Catherine sah zu, wie gelähmt von der Ahnung dessen, was diese Handlungen bedeuteten. Offensichtlich rechnete der Captain mit einem Angriff. Sie stand stocksteif, bis einer der Seeleute ihr leise anbot, sie zu ihrer Kabine zu führen.
    Der junge Mann schloss hinter sich die Tür. Catherine blieb in der Dunkelheit stehen. Sie war nicht sicher, was sie tun sollte. Es dauerte ein paar Minuten, ehe sie sich zum Handeln zwang und sich sagte, sie müsste Ruhe bewahren. Sie entzündete die Öllampe neben ihrem Bett und legte das Cape ab.
    Ein Buch würde ihre Sorgen vertreiben. Sie setzte sich aufs Bett und streckte die Hand aus nach den beiden Büchern auf dem Tisch. Sie war nicht sicher, welches davon sie am ehesten ablenken würde, und war daher froh, dass sie die Bibel genommen hatte. Zwischen ihren Seiten würde sie Frieden finden.
    Sie schlug das Buch auf, und ein Name fiel ihr ins Auge. Lucifer. Rasch klappte sie es wieder zu, kniff die Augen zusammen und versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen.
    Einige Stunden später wurde ihr das Essen serviert. Der Matrose, der es brachte, lächelte ihr entschuldigend zu und versicherte, dass alles in Ordnung wäre. Der Captain hielt es nur für besser, wenn sie in ihrer Kabine blieb, um keinerlei Risiko einzugehen.
    Catherine bezweifelte seine Erklärung nicht. Sie hatte nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass der Wind, der ihnen die Fahrt genommen hatte, auch die Geschwindigkeit des „Flecks“ vermindert haben musste.
    Sie beschloss, in ihren Kleidern zu schlafen, da sie nicht wusste, was der Morgen ihr bringen würde. Sie bezweifelte ohnehin, dass sie in dieser Nacht viel Schlaf finden würde, und setzte sich in ihrem Bett hin, um sich auf einen langen Abend einzustellen. Irgendwann schlief sie erschöpft ein.
    Das heftige Schaukeln des Schiffes weckte Catherine schließlich unvermittelt, und als sie das Klatschen der Wellen gegen den Schiffsrumpf hörte, lächelte sie. Der Wind hatte aufgefrischt, und endlich glitten sie wieder durch das Wasser. Captain
    Morley war ein fähiger und erfahrener Seemann. Er würde das andere Schiff ausmanövrieren, und bis zum Morgen würde es vom Horizont verschwunden sein. Nichts würde die makellose Aussicht mehr stören.
    Ein Aufprall schleuderte Catherine aus dem Bett, und sie landete auf dem Boden. Rasch stand sie wieder auf, als sie einen Schuss hörte.
    Ein Angriff! Gütiger Himmel, sie wurden angegriffen!
    Catherine fuhr zusammen und presste eine Hand an die Brust, als jemand heftig an ihrer verschlossenen Tür pochte.
    „Lady Catherine! Lady Catherine!“
    Catherine öffnete einem aufgeregten jungen Matrosen. Auf seinem Gesicht hatten Schweiß und Schießpulver ihre Spuren hinterlassen.
    „Captain Morley lässt Ihnen sagen, Sie sollen Ihre Tür verriegeln und alles davor schieben, was Sie finden können. Und er sagt, Sie sollen dies hier nehmen.“
    Er drückte ihr eine Pistole in die Hand.
    „Das ist nicht nötig“, widersprach sie.
    „Doch, das ist es. Der Captain sagt, Sie sollen es auf die eine oder andere Weise benutzen. Wir haben es mit wirklich bösen Menschen zu tun, wirklich bösen. “ Flüsternd, als hätte er Angst, die Worte laut auszusprechen, fügte er hinzu: „Es
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