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Lucifers Lady

Titel: Lucifers Lady
Autoren: Donna Fletcher
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prüfen. In ihren Augen schimmerten Tränen, und ihre Wangen waren bleich. Sie kniff hinein, damit sie sich röteten, und tupfte sich die Augen ab.
    Dann spritzte sie sich ein wenig Rosenwasser an den Hals und zupfte die weißen Rüschen am Ausschnitt ihres dunkelgrünen Kaschmirkleides zurecht.
    Sie eilte aus dem Zimmer und den Gang entlang, bereit ihren Vater zu sehen - und sich von ihm zu verabschieden.
    Mut ist eine Tugend, die nicht immer leicht aufzubringen und aufrecht zu halten ist. In den letzten Monaten hatte ihr Vater
    das oft zu ihr gesagt. Catherine erinnerte sich an seine Worte, als sie die Hand ausstreckte, um den Porzellanknauf zu umfassen. Sie holte tief Luft, atmete langsam wieder aus, dann öffnete sie die Tür und betrat das Zimmer ihres Vaters.
    Die Glut des Kaminfeuers trieb ihr die Röte ins Gesicht, während sie sich seinem Bett näherte. „Du siehst gut aus, Vater.“ Sie beugte sich vor und küsste seine Wange. Er sah wirklich gut aus, gesund und blühend.
    „Und ich fühle mich auch so, Catherine. Nachdem ich heute Morgen mit Charles gesprochen und erfahren habe, dass wir endlich mit dem Beweis für meine Unschuld ein Stück weiter gekommen sind - nun, das hat mir neue Kräfte verliehen.“
    „Ja, es sieht besser aus.“ Sie lächelte zustimmend.
    „Ich sagte Charles, dass wir die Information, die wir haben, besprechen müssen. Ich will die Papiere sehen, von denen er sprach, diejenigen, die zeigen, dass ich meine Handelsschiffe nicht dazu benutzte, Vorräte in feindliche Länder zu schicken.“
    Catherine hantierte mit der schweren Bettdecke herum, schlug sorgfältig die Ecken zurück. „Du musst dich zuerst ausruhen. Beizeiten wirst du dir alle Unterlagen ansehen können.“
    Der Marquis ergriff die Hand seiner Tochter.
    Es entging Catherine nicht, wie dünn und zerbrechlich er sich anfühlte. Er war ein hoch gewachsener, kräftiger Mann gewesen, doch er hatte erheblich an Gewicht verloren. Es würde Monate dauern, bis er das alles wieder aufgeholt hatte. Sein einst dunkles Haar war jetzt von vielen grauen Strähnen durchzogen, und sein noch immer anziehendes Gesicht verriet sein Alter von neunundfünfzig Jahren.
    Er räusperte sich, wie er es so oft getan hatte, als sie noch jünger gewesen war und ein ernsthaftes Gespräch bevorstand. „Catherine, die letzten Monate waren sehr schwer für dich. Es tut mir Leid.“
    „Unsinn, Vater“, sagte sie und versuchte, ihm nicht direkt in die Augen zu sehen, so nahe war sie den Tränen.
    „Das ist kein Unsinn. Du hast viel getan, um Charles zu helfen. Er sagte mir, wie entschlossen du warst, meine Unschuld zu beweisen.“
    Catherine beschäftigte sich noch immer mit der Bettdecke, damit ihre Hände in Bewegung waren und ihr Vater nicht sehen konnte, wie sie zitterten. „Charles hätte dich damit nicht beunruhigen sollen.“
    „Du kannst nicht meine Last auf deinen Schultern tragen. Das ist nicht richtig, und es gehört sich nicht“, sagte er und nahm ihre Hand.
    „Wenn du wieder gesund bist, werde ich die Last gern an dich zurückgeben“, sagte sie mit gezwungenem Lächeln und genoss seine Berührung, wie sie es schon als Kind getan hatte. Immer hatte sie sich dann getröstet und geborgen gefühlt. Und sie fragte sich, wann sie das nächste Mal so etwas empfinden würde.
    „Es geht mir bereits recht gut. Mir gebührt es, die Last zu tragen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass diese Angelegenheit in einigen Monaten geklärt sein wird. Bis dahin werde ich wieder ich selbst sein, und wir könnten für einen Erholungsaufenthalt nach London reisen. Und um dir einen Gemahl auszuwählen. Es ist an der Zeit, dass ich mich um meine väterlichen Pflichten kümmere.“
    Catherine kämpfte gegen ihre Rührung an. Er hatte sich immer um ihr Wohlergehen gekümmert. Immer. Jetzt war die Reihe an ihr. „Du warst mir der beste Vater der Welt.“
    Tränen verschleierten dem Marquis den Blick. Er wischte sich die Augen und hustete. „Das muss der Rauch sein. Ich sagte Dunwith schon mehrmals, er solle kein feuchtes Holz benutzen, aber er hört nicht auf mich.“
    Catherine lachte, zum ersten Mal seit Monaten. „Ohne Dunwith wärest du vollkommen hilflos. Er ist dein Butler, solange ich denken kann.“
    Ihr Lachen wirkte ansteckend, und er stimmte mit ein. „Er ist mein Butler, solange ich denken kann.“
    Catherine war froh, ihn wieder lachen zu sehen, ohne Sorgen wegen der Zukunft.
    Der Marquis drückte fest Catherines Hand. „Du wirst sehen,
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