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Lucie und der erste Schultag

Lucie und der erste Schultag

Titel: Lucie und der erste Schultag
Autoren: Anette Langen
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    Auf einmal weiß Lucie, dass sie mit allem fertig wird. Auch mit der »Todesrolle«. Aber leider sind vor ihr so viele andere an der Stange dran, dass die Sirene, nein, die Schulglocke, schon schellt, bevor Lucie überhaupt dran ist. So was Blödes! Lucie tritt gegen einen Stein, dass er gegen den nächsten Mülleimer fliegt. Den Überschlag an der Stange hätte sie sich jetzt gleich bestimmt getraut. Oder zumindest ein bisschen. Schon wieder wird da nichts draus.
    Alle Schulkinder laufen in die Schule. Auch die beiden großen Mädchen aus der Klasse 2A müssen zurück in ihre Klasse. »Tschüss, Lucie « , rufen sie und rennen los. Aber dann bleiben sie stehen und drehen sich zu Lucie um: »Kommst du heute Nachmittag auf den Schulhof? Dann zeigen wir dir, wie die ›Todesrolle‹ geht, okay? «
    »Okay « , sagt Lucie lässig wie ein echtes Schulkind. »Vielleicht bringe ich noch einen Freund mit. «
    Als die Vorschulkinder in Zweierreihen zurück zum Kindergarten gehen, ist etwas anders als auf dem Hinweg. Nun geht Okan neben Jan-Niklas und Lucie neben Emil. Sie sagen nicht viel, aber als sie über den Zebrastreifen kommen, fängt Emil an zu lachen. »Weißt du, was passiert ist, als Mama Tomate, Papa Tomate und Kind Tomate über den Zebrastreifen gegangen sind? «
    Lucie kichert und gibt Emil einen Stups, aber so einen ganz netten. Wie unter alten Freunden. »Sag’s schon. «
    Emil grinst. »Kind Tomate hat getrödelt und nicht auf die Autos geachtet. Da kam ein dicker fetter Laster. Mama Tomate hat sich schnell nach Kind Tomate umgedreht und laut gerufen: ›Oje, Ketschup. ‹«
    Lucie muss so lachen, dass sie nicht weitergehen kann. Emil erzählt den Witz noch oft an diesem Tag, bis ihn alle Kindergartenkinder, die Erzieherinnen, die Jahrespraktikanten und sogar der Koch gehört haben. Aber bevor sie abgeholt werden, muss Emil Lucie etwas Wichtiges fragen. Das ist nicht so leicht wie ein Witz. Emil hält sich an seinen Hosentaschen fest, als er leise fragt: »Hast du heute Nachmittag Zeit? «

Im Schreibwarengeschäft
    Lucie findet schon, dass sie Zeit hat. Aber ihre Mama meint, dass sie unbedingt die ganzen Schulsachen kaufen müssen, die ein Schulkind so braucht. Sie zeigt Lucie eine lange Liste. Lucie stöhnt. Das wird ja ewig dauern, das alles zu besorgen. »Mama « , sagt sie, »können wir das nicht morgen machen? Heute muss ich unbedingt auf den Schulhof. « Von der »Todesrolle« sagt sie lieber nichts, sonst darf sie bestimmt nicht hin.
    Ihre Mutter überlegt.
    »Mama « , sagt Lucie mit ihrer Es-ist-richtig-wichtig-Stimme. »Zwei große Schulmädchen warten auf dem Schulhof auf mich. Da muss ich unbedingt hin! Und Emil kommt auch mit. «
    Da lacht Lucies Mutter und sagt, dass man so eine wichtige Verabredung natürlich nicht verpassen kann. Aber dass sie zuerst in die Stadt fahren werden, um die Schulsachen zu kaufen, und danach zum Schulhof …
    Aber Lucie muss noch etwas Wichtiges wissen: »Können wir Emil mitnehmen? «
    »Ja, frag seine Mama … « Den Rest hört Lucie schon nicht mehr, denn mal wieder ist sie auf Stoppersocken zu Emil herübergeflitzt.
    Mit ihren langen Listen fahren sie in die Stadt und gehen in ein Schreibwarengeschäft. Da kaufen sie dünne und dicke Pinsel, einen Farbkasten, Hefte, Blöcke, Patronen und vieles mehr. Aber das Spannendste ist, dass Lucie sich ihren ersten Füller aussuchen darf. Sie nimmt viele in die Hand und entscheidet sich für einen feuerwehrroten, damit kann man bestimmt schön schnell schreiben.

    Emil braucht keinen Füller mehr, den hat er schon im Osternest gefunden. Beladen mit zwei Tüten, kehren sie zurück.
    Nun kann Lucie keine Sekunde länger warten. Sie und Emil fahren auf ihren Rädern, ihre Mama geht zu Fuß zum Schulhof. Die beiden Mädchen sind schon da und laufen ihnen entgegen. »Hallo, Lucie « , rufen sie, so als ob sie Lucie schon richtig lange kennen würden. Aber das tun sie ja noch nicht, darum sagen sie ihre Namen. Die mit den Zöpfen heißt Ebru und die mit der Brille ist Anna. Wie Lucie heißt, wissen sie ja schon längst, aber Lucie sagt trotzdem was: »Das hier ist mein bester Freund Emil. «
    Emil strahlt. »Stimmt « , sagt er.
    Heute ist der schönste Tag überhaupt, findet Lucie. »Und was machen wir jetzt? « , fragen Ebru und Anna.
    Lucie wirft einen schnellen Blick zu ihrer Mama. Die sitzt in der Sonne auf den Treppenstufen von einem der Häuschen und hat die Zeitung aufgeschlagen. Man sieht nur noch
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