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Lucie und der erste Schultag

Lucie und der erste Schultag

Titel: Lucie und der erste Schultag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Langen
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hart, bis sie – ruckzuck – die Kekse in den Backofen schiebt.
    Wieder seufzt Emil. Etwas länger und ziemlich traurig. Aber niemand tröstet ihn. Die Oma seufzt auch. Sie lässt einen Eimer voll Wasser laufen, gibt Schaum hinzu und wischt die gelben Sprenkel von den Küchenfliesen ab. Lucie pustet Seifenblasen, bis endlich zwei duftende Bleche Kekse aus dem Backofen kommen.
    Emil weiß schon ganz genau, welchen Keks er haben will. »Darf ich den da? « , fragt er ganz höflich. Seine Mama wäre stolz auf ihn. Unbedingt möchte Emil den größten Keks, aus dem saftige Schokostückchen herausragen.
    »Bloß nicht « , japst die Oma. »Von warmen Keksen gibt es Bauchweh! «
    Wie soll man das aushalten? Inmitten vom schönsten Plätzchenduft keinen Keks probieren zu dürfen? Emil hat die Nase voll. Er steht auf und will nach Hause gehen. Dorthin, wo es warme Waffeln gibt. Natürlich nicht jeden Tag, aber zu Geburtstagen und wenn Besuch kommt. Aber bei ihm zu Hause ist noch niemand. Nun muss Emil mit den Tränen kämpfen. So allein fühlt er sich, trotz der duftenden Kekse. Am liebsten hätte er sich verkrochen, so wie Muffin das macht, seine Schildkröte.
    Als Emil abgeholt wird, sagt er ernst: »Lucie, ich gehe doch zur Schule! « Oh, da macht Lucie aber Augen. Aber Emil weiß jetzt, wer backen will, muss richtig schwere Zahlen kennen. Da hilft nichts.

Geh weg!
    Lucie steht da wie angewachsen. Sie macht den Mund auf und wieder zu. Ohne etwas zu sagen. In ihr herrscht so ein Durcheinander wie in ihrer Spielzeugtruhe. Wütend ist sie, oh, furchtbar wütend, auf diesen blöden Emil, der plötzlich nicht mehr mitmachen will, obwohl sie das doch alles genau besprochen haben. Gleichzeitig ist sie furchtbar traurig, weil sie nun ganz allein sein wird, wenn sie nicht zur Schule geht. Lucie schluchzt, es tut weh, so traurig zu sein. Und enttäuscht ist sie auch, weil gar nichts so klappt, wie sie sich das vorgestellt hat.
Zur Feuerwehr gehen und schlimme Brände löschen, geht nicht.
Im Schloss hopsen, bis die Kronen fliegen, das macht alleine kein bisschen Spaß.
Zaubern – pah, wozu, da lacht dieser blöde Emil sie nur aus.
Die Schatzsuche im gefährlichsten aller Meere – niiiiiiiiie wieder! So ein Donnerwetter wie gestern, das reicht für alle Zeit.
Plätzchen backen mit der Oma? Lucie schaut auf. Ihre Oma sackt auf das Sofa und japst: »Bin ich fertig! « Ne, denkt Lucie, jeden Tag ist mir das auch viel zu anstrengend.
    Aber – was macht sie nun?
    Nur noch den großen Alexander ärgern? Hm, überlegt Lucie, das ist zwar gefährlich, aber schön aufregend. Doch was ist, wenn sie dann wieder im Blumenviertel verloren geht? So ganz alleine?! Lucie will nicht noch einmal so eine Angst haben.
    Das ist alles so gemein. Nichts geht so, wie es soll, sie stampft mit dem Fuß auf. Und noch einmal, sonst müsste sie weinen. Aber nur fast, wenn sie nicht so wütend wäre. Und daran ist nur einer schuld. Emil!
    »Dieses Eierloch, dieser … « Lucie zischt die schlimmsten aller Schimpfwörter, während sie in den Flur flitzt, die Haustür aufreißt und in Stoppersocken zwei Häuser weiter rennt. An dem Haus mit der weißen Bank klingelt sie Sturm. Emil öffnet die Tür. Er sieht erst Lucie unsicher an und dann seine geringelten Socken.
    Aber Lucie weiß genau, was sie ihm sagen will: »Dass du es nur weißt, du Eierloch « , brüllt sie so laut, dass man es bestimmt bis ans Ende der Straße hört. »Ich will auch gar nicht mehr mit dir zur Feuerwehr, auf Schatzsuche gehen oder zaubern. Ich will niiiiiiiiiiiiiie mehr mit dir Plätzchen backen oder hopsen, bis du grün wirst. Denn … « Lucie stellt sich vor Emil und gibt ihm einen festen Stups, so fest sie kann. Aber Emil kippt nicht um. Er bleibt stehen und dann fasst er Lucies Hand. »Komm schnell rein « , sagt Emil leise, und seine Stimme klingt ängstlich.
    »Nein! « , brüllt Lucie da. »Ich komme nie mehr zu dir. Nie, nie wieder! « Und sie dreht sich herum. Und bekommt einen furchtbaren Schreck.
    Vor ihr auf dem Bürgersteig steht der große Alexander und er sieht so wild und gefährlich aus wie ein Dino. »Jetzt hab ich dich! « , sagt er und kommt langsam auf Lucie zu.
    »Lass Lucie in Ruhe « , hört sie Emils Stimme hinter ihr, irgendwo im sicheren Haus. Aber Lucie ist jetzt so furchtbar wütend, dass sie platzen könnte. »Was willst du? « , brüllt sie dem großen Alexander entgegen.
    »Das wirst du sehen. « Grinsend versperrt er ihr den Weg. Da kommt Lucie

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