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Lucie und der erste Schultag

Lucie und der erste Schultag

Titel: Lucie und der erste Schultag
Autoren: Anette Langen
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Ihre Hände sind auf einmal feucht und ihr Mund ist so trocken.
    Der Lehrer steht vor der Tafel und macht ein geheimnisvolles Zeichen mit den Fingern. Es wird ruhig in der Klasse. »Seht ihr, das ist unser Ruhezeichen « , sagt er zu den Vorschulkindern. Dann lächelt er Lucie freundlich an. »Jetzt ist es leise g enug. Erzähl uns etwas von dir, Lucie. «
    Lucie holt Luft und erzählt, dass sie leider keine Haustiere haben darf, weil ihr Papa allergisch ist. Aber dafür hat sie eine Oma und die kann mit der Zunge bis an die Nasenspitze kommen. »Das geht so! « , sagt Lucie und macht es vor.
    Alle Kinder lachen. Sie versuchen auch, mit der Zunge an die Nase zu kommen, aber nur wenige schaffen es. Der Lehrer lacht. »Wir freuen uns darauf, wenn ihr nach den Sommerferien in unsere Schule kommt. Und wenn ihr vorher sehen wollt, was es hier noch alles gibt, kommt zum Schulfest! «
    Wieder schellt die Sirene. Aber jetzt wissen Lucie, Emil und die anderen Vorschulkinder schon, dass die Stunde zu Ende ist. »Nun beginnt die große Pause « , sagt Kathi, »und ihr könnt eure Butterbrote auf dem Schulhof essen. «

    Wie eine Mini-Insel stehen die Vorschulkinder auf dem Schulhof, während die vielen Schulkinder schreien, lachen und herumrennen wie wild. Zwei Mädchen aus der Klasse 2A kommen zu Lucie. Nanu, was wollen die denn?

Alexander und der ICE
    »Sag, stimmt das? « , fragen die beiden großen Mädchen gleichzeitig.
    »Was? « Lucie merkt, dass ihr Herz immer schneller schlägt.
    »Dass du die Lucie bist, die den Alexander verhauen hat? « , fragt die eine mit den Zöpfen.
    »Den großen Alexander aus der Klasse 2C? « , fügt die andere mit Brille schnell hinzu.
    »Den, der im Blumenviertel wohnt? « , fragt Lucie nach.
    »Ja, genau der! « , rufen ein paar Jungs, die hinzugekommen sind. Im Nu bildet sich ein Kreis um Lucie. Alle sehen sie an. Ob sie jetzt einfach lügen und sagen soll, dass sie so stark ist wie …
    »Nein « , sagt Lucie und sieht auf ihre neuen Sandalen. »Der stand mir nur im Weg. «
    Emil macht einen Schritt nach vorne. »Ich hab’s genau gesehen! « , ruft er mit fester Stimme.
    »Was gesehen? « , wollen die Schulkinder wissen.
    Emil sieht sehr stolz aus, als er sagt: »Na, wie der große Alexander Lucie aufgelauert hat. Sie konnte ihn nicht kommen sehen, denn er war hinter ihr. «
    Es wird ganz still.
    Emil nickt. »Ich wollte Lucie schnell in unser Haus ziehen, wo ihr der große Alexander nichts hätte tun können. Aber das hat Lucie nicht gewollt! «
    Wieder geht ein Raunen durch die Runde. »Und dann? « , flüstert einer der großen Jungen.
    Emil erzählt und erzählt. Wie Alexander Lucie gedroht hat, wie er ihr den Weg versperrt hat, aber sie überhaupt keine Angst hatte, wie Emils Papa schon rauskommen und mal ein ernstes Wörtchen mit dem Jungen reden wollte. Emil holt Luft, seine Wangen haben sich gerötet. So viel hat er noch nie hintereinander erzählt. Aber alle sollen wissen, wie mutig seine Lucie ist.
    »…und dann ist Lucie einfach an dem großen Alexander vorbeigerauscht, so wie ein … « Emil überlegt. »So wie ein ICE mit Tempo dreihundert « , schließt er seinen Bericht und zischt wie der schnellste Zug im ganzen Land.

    Lucie sieht Emil überrascht an. Wie ein ICE hat sie sich an dem Abend wirklich gefühlt! Und sie wusste ja gar nicht, dass Emils Papa ihr helfen wollte. Sie lächelt Emil an und Emil lächelt zurück.
    Das Mädchen mit der Brille zupft an Lucies Ärmel. »Willst du mitkommen? « , sagt sie und zeigt auf etwas, das Lucie inmitten von den großen Schulkindern gar nicht sehen kann.
    Lucie sieht sie verwundert an. »Wohin? «
    Das Mädchen mit den Zöpfen sagt: »Na, zur Stange! Das machen wir jede Pause. «
    »Au ja « , ruft Lucie, und dann erst fragt sie Kathi: »Darf ich? « Lucie tritt von einem Fuß auf den anderen. Das mit der Stange ist ihr viel wichtiger, als ihr Butterbrot zu essen. Sie will unbedingt sehen, wie die »Todesrolle« geht, und es vielleicht sogar selbst ausprobieren. Da nickt Kathi.
    »Ja, ich komme mit! « , schreit Lucie. Die beiden Schulmädchen fassen ihre Hände, die eine links, die andere rechts, und dann rennen sie quer über den Schulhof zu der Stange.
    Dort stehen schon viele andere Schulkinder. »Das ist die Lucie, die mit dem großen Alexander fertig wird « , stellen sie die Mädchen vor.
    »Boa! « , »Cool « , »Hammer! « , sagen die anderen und sehen Lucie an. So bewundernd, wie sie noch nie große Schulkinder
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