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Lotte, Motte und ich

Lotte, Motte und ich

Titel: Lotte, Motte und ich
Autoren: Meike Haas
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stellte sich in der Schlange an. Ich brauchte sehr lange. Das ist immer so, weil ich finde, dass alles Eis so gut schmeckt, und wenn man sich für eins entscheidet, kann man die anderen nicht haben. Als ich es dann wusste (ich hatte mich für ein ganz großes mit Schokoüberzug entschieden) und zu Olov ging, stand Lotte schon neben ihm und fragte gerade: »Warum durfte Motte eigentlich nicht mit? Jerry ist doch ganz kinderlieb.«
    Da wurde mir ganz zitterig. Olov durfte mich jetzt nicht verraten! Ich ging ganz schnell hin und zwickte ihn unauffällig. Das musste er doch verstehen! Aber er verstand nichts und er benahm sich auch gar nicht unauffällig. Er fragte: »Warum zwickst du mich denn?«, und sah mir ins Gesicht.
    Da versuchte ich es mit Zwinkern. Aber Olov schüttelte nur verständnislos den Kopf.
    »Ich habe doch nie gesagt ...«, begann er. Und dann verschwand auf einmal die Falte auf seiner Stirn und seine Augen wurden ganz groß. Die strubbeligen Augenbrauenwanderten in die Höhe. Ich konnte genau sehen, dass er gerade in diesem Moment verstand, was ich von ihm wollte. Aber – das war das Gemeine! – er half mir trotzdem nicht!!! Er sah mich an und fragte streng: »Hast du erzählt, dass nur Lotte mitdarf?«
    Was sollte ich denn jetzt tun?
    »Wieso denn das?«
    Ich guckte auf den Kiesboden.
    »Ist das irgend so eine Zicken-Eifersuchts-Kiste?«
    Ich guckte immer noch auf den Boden. Ich wusste nicht, was eine Zicken-Eifersuchts-Kiste sein sollte, aber ich fühlte mich völlig durchschaut.
    »Also meinetwegen können zum Hundespaziergang so viele Kinder mitkommen, wie wollen«, sagte Olov jetzt zu Lotte, »Jerry mag das.« Er machte in der Eisschlange einen Schritt nach vorne.
    Ich guckte immer noch auf den Boden. Aber das half nichts. Lotte schrie mich an: »Du hast ja gelogen, du bist ja gemein!«
    Das Blöde war, dass ich gar nichts antworten konnte, es stimmte ja, ich hatte gelogen. Ich wollte aber auch etwas schreien: »Du warst auch gemein!«, rief ich.
    »Find ich gar nicht!«, meinte Lotte und drehte sich von mir weg. »Ich geh jetzt zurück zu Motte.«
    Da kam Olov und sagte, er würde sie noch heimbegleiten, schließlich habe er die Aufsichtspflicht. Er drückte jeder von uns ein Eis in die Hand. Mir hatte er ein kleines Erdbeereis mitgebracht, weil ich ihm ja noch nicht gesagt hatte, welches ich wollte. Das Erdbeereis war auf jeden Fall eins, das ich mir nicht ausgesucht hätte.
    Aber ich sagte nichts. Olov war ja schon sauer genug. Den ganzen Rückweg musste ich mich vor Lotte schämen. Und sie durfte die ganze Zeit Jerry führen, ich nie. Das fand ich auch gemein. Und zwischendurch sah mich Olov dann so an, dass ich mich auch vor ihm schämte. Dabei hatte er doch bis jetzt immer getan, was ich wollte! Das hätte er mir ja auch früher sagen können, dass er in wichtigen Momenten doch auf die Erwachsenenseite wechselte!
    Zu Hause wollte ich nur noch in mein Zimmer.
    Im Hof fuhr Motte Inliner und sauste gleich auf Lotte zu. »Sollen wir jetzt die Zauberspruchmaschine wieder zurück in mein Zimmer bringen?«, fragte sie.
    Da rannte ich doch nicht gleich weg. Ich wollte wissen, was Lotte sagte. Sie wurde rot und flüsterte: »Die Maschine ist weg.«
    »Wie weg?« Mottes Nase bohrte sich durch den dunklen Haarvorhang wie ein bedrohlicher Pfeil.
    »Ich weiß auch nicht ... sie ist ... verschwunden!«
    »Du hast versprochen, auf sie aufzupassen!«
    »Ja, ich weiß, aber ...« Lotte stammelte vor sich hin. Ich dachte, dass Motte eine ganz schön fiese Ziege war.
    »Lotte kann gar nichts dafür!«, schrie ich. »Die Maschine war einfach weg, als wir wieder ins Zimmer kamen!«
    »So?«, blaffte mich Motte an. Sie schob ihre Haare hinter die Ohren und machte aus ihren schönen, großenGlitzeraugen kleine, dunkle Punkte. »Warum weißt du das überhaupt? Lotte hat versprochen, dass niemand anders die Maschine berühren darf. Die Zauberspruchmaschine war Lottes und mein Geheimnis!«

    »Aber sie kann nichts dafür«, begann ich noch mal.
    Da drehte sich Lotte zu mir. »Du brauchst mir gar nicht zu helfen!«, schrie sie mich an. »Du nicht!«
    Da wurde mir ganz nass in den Augen und ich spürte, wie zwei richtige Bäche über meine Backen liefen. Ich drehte mich um und rannte in unser Haus. Bevor die Haustür hinter mir zufiel, hörte ich noch, wie Motte zu Lotte sagte: »Du bist nicht mehr meine beste Freundin!«
    Das war es ja eigentlich, was ich gewollt hatte. Aber freuen konnte ich mich jetzt
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