Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lotte, Motte und ich

Lotte, Motte und ich

Titel: Lotte, Motte und ich
Autoren: Meike Haas
Vom Netzwerk:
Weil überhaupt alles viel schöner ist, seit ich Lotte und Motte kenne.
    Und das will ich ja jetzt eigentlich beschreiben. Wie ich sie kennengelernt habe. Also zuerst nur Lotte.
    Ich ging mit meinem Fernglas durch die leere Wohnung in mein leeres Zimmer. Meine Schritte knarrten auf dem Parkettboden. Ich lief gleich ans Fenster. Von dort konnte ich den Hof sehen und das Hinterhaus. Es war ein idealer Platz für geheime Beobachtungen. Ich nahm das Fernglas und fing an.
    Ich entdeckte Folgendes:
    1) Rutsche und Sandkasten im Hinterhof.
    2) Zwei Kinderfahrräder im Fahrradständer.
    3) Bunte Klebebilder am Fenster im Hinterhaus, 2. Stock.
    Genauso trug ich es in mein Notizbuch ein. Also genau in dieses Buch, in das ich jetzt auch schreibe. Dann setzte ich mich auf den Boden und zog Schlussfolgerungen. Rutsche und Sandkasten waren mir egal. Schließlich ging ich nicht mehr auf Babyspielplätze.
    Die zwei Kinderfahrräder waren schon besser. Sie waren so groß wie meins! Eins war rot und eins blau-gelb. Ich kaute kurz an meinem Bleistift und schrieb dann hinter Punkt 2: »Junge und Mädchen?«
    Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, wenn nur Mädchen im Hinterhaus gewohnt hätten. Jungs ärgern einen ja oft. Oder am allerbesten nur ein einziges Mädchen. Denn dann hätte dieses eine Mädchen fast keine andere Möglichkeit gehabt, als sich mit mir anzufreunden. Also schrieb ich noch dazu: »Ein Mädchen mit zwei Fahrrädern?« Als Detektivin muss man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.
    Jetzt stand ich wieder auf und schaute mir die Fensterbildergenauer an. Erst erkannte ich nicht, was sie darstellen sollten, dann nahm ich das Fernglas und sah ganz deutlich drei Fußballspieler. So ein Mist! Ein Kind war ein Junge. Das ärgerte mich so, dass ich keine Lust hatte, es in mein Notizbuch einzutragen, sondern weiter durchs Fernglas spähte. Jetzt hatte ich den Fensterrahmen im Blickfeld, jetzt das Fensterbrett und da ... da war etwas Komisches. Ich stellte das Fernglas scharf und erkannte eine Schnur.

    Die Schnur führte vom Fenster an der Hauswand zum Nachbarfenster und an der Schnur klemmte eine Streichholzschachtel. Weil ich ja Detektivin werden wollte, war mir sofort klar, was das bedeutete: In dieser Schachtel schob jemand heimlich Botschaften von einem Zimmer zum andern!
    Ich ließ das Fernglas fallen, sodass das Band kurz in den Hals schnitt. Das tat aber nicht weh, weil ich an der Stelle schon Hornhaut habe. Ich nahm mein Notizbuch undschrieb: »Heimliche Botschaften!!!!« Dann ärgerte ich mich, dass ich keinen Rotstift zum Unterstreichen hatte.
    In dem Moment öffnete sich die Tür und Olov kam ins Zimmer. Unter seinem Arm klemmte der Anfang von meiner Matratze, dann kam der Rest der Matratze, das Ende klemmte dann unter dem Arm von seinem Freund. »Na, schon wieder fleißig bei der Detektivarbeit?«, fragte Olov, als er mein Notizbuch sah.
    Ich antwortete nicht, denn ich fand, dass seine Frage nicht ernsthaft genug klang. Eher so, als fände er meine Ermittlungen lustig.
    Olov zuckte mit den Schultern und ging mit seinem Freund wieder hinaus. Dann sah es so aus, als käme ein Sack ins Zimmer spaziert. Ein riesiger Sack, aus dem unten zwei dünne Beine herausschauten. An den Turnschuhen erkannte ich Mama.
    »Schwangere dürfen nicht so große Säcke tragen!«, rief ich.
    Der Sack lachte und sagte mit Mamas Stimme: »Das ist doch nur dein Bettzeug, das ist ganz leicht!«
    Sie ließ den Sack fallen und sah mir ins Gesicht. »Schön, dein neues Zimmer. Oder?«
    Zusammen zerrten wir Decke und Kissen und meinenKuscheltiger Kirre aus dem Sack und legten alles auf die Matratze.
    »Also«, sagte Mama. »Das Wichtigste hätten wir geschafft: Tinka Blomquist hat einen Platz zum Schlafen.« Sie stützte die Hände auf den Po und drückte ihren großen Bauch nach vorne. »Dann hole ich jetzt mal Pizza für alle zum Abendessen.«
    Als sie mit einem ganzen Stapel Pizzaschachteln zurückkam, hatten die Männer schon sehr viele Kisten ins Wohnzimmer geschleppt. Sie setzten sich drauf und verteilten die Pizza.
    »Wir sitzen auf Kartons und essen aus Kartons«, sagte Olov, und da musste ich lachen. Als er das merkte und mich freundlich anschaute, fand ich es aber gar nicht mehr lustig. Da seufzte Olov und biss in seine Pizza.
    Auf meiner war Salami, das mag ich am liebsten. Die Erwachsenen redeten darüber, dass sie schon viel geschafft hatten und dass Olov den geliehenen Laster vielleicht noch heute zurückbringen konnte. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher