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Lotte, Motte und ich

Lotte, Motte und ich

Titel: Lotte, Motte und ich
Autoren: Meike Haas
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Tage früher zurückgekommen, weil es nuuuuuur geregnet hat.«
    Dann fiel die Haustür vor meiner Nase zu. Besser gesagt, sie fiel fast zu, denn ich stellte im letzten Moment meinen Fuß dazwischen und drückte die Tür wieder auf. Motte polterte gerade die Treppe hinauf und von oben kam Lottes Stimme: »Super, dass du schon da bist. Mir war soooooo langweilig ohne dich!«
    Da blieb ich stehen, denn das fand ich gemein. Das hieß ja, dass sie die zwei Tage mit mir auch langweilig gefunden hatte. Dabei waren sie sehr aufregend und schön gewesen!
    Die ganze wilde Vorfreude, die bis eben in mir gepocht hatte, war weg. Ich wusste nicht einmal mehr, ob ich überhaupt zu Lotte gehen sollte. Das tat ich dann aber doch.
    Ganz langsam schlappte ich die Treppe hinauf und hörte ständig Mottes Stimme. »Ich hab dich auch sooo vermisst! Ich muss dir soooo viel erzählen! Und zeigen! Ich habe einen Seeigelstachel gefunden, einen richtig langen, piksigen ...«, und dann erzählte sie von dem Stachel und noch von einer Muschel und von schön geschwungenem Schwemmholz und was sie noch so alles gefunden hatte. Ich wollte das gar nicht wissen, aber die Worte schwirrten direkt in mein Ohr.
    Als ich oben angekommen war, sagte sie gerade: »Komm am besten gleich mit zum Auto ...« Sie nahm Lotte an der Hand und zog sie zur Treppe. Lotte stolperte kichernd hinterher. An der obersten Stufe mussten sie direkt an mir vorbei. Lotte schaute mich an, als könne sie sich kaum erinnern, wer ich bin. Dann sagte sie kurz »Hallo« und sprang weiter.
    »Aber ...«, rief ich, »wir wollen doch Frau Hellmanns Tochter anrufen!«
    Lotte drehte sich um. »Ach, das kannst du doch alleine machen. Gib uns einfach Bescheid, wann wir den Hund ausführen können!« Und dann war sie weg.
    Ich stand blöd im Treppenhaus und wusste nicht, was ich machen sollte. Alleine wollte ich ganz bestimmt nichtbei Frau Hellmanns Tochter anrufen. Außerdem hatte Lotte »Gib uns Bescheid« gesagt, und das sollte ja wohl heißen: ihr und Motte. Aber Motte würde ich gar nichts sagen. Nie und nimmer. »Ich hab dich sooo vermisst!«, äffte ich leise ihre Stimme nach. »Ich muss dir soooo viel zeigen!«
    Langsam stieg ich die Treppe wieder hinunter. Als ichauf den Hof trat, kam mir schon Mottes ganze Familie mit lauter Gepäck entgegen. Da lief ich ganz schnell in unsere Wohnung.

    »Schon zurück?«, hörte ich Mama hinter irgendeiner Tür.
    »Hmmm«, murmelte ich. Ich hoffte, sie würde nicht weiterfragen. Mama hatte sich doch so gefreut, dass Lotte meine Freundin geworden war, da wollte ich sie nicht enttäuschen.
    Also huschte ich an Wohnzimmer und Küche vorbei in mein Zimmer. Aber genau da saß sie! Sie kniete unter meinem Hochbett und hängte den Vorhang auf, der das Lager abtrennt. Von der Tür aus sah man nur den bunten Vorhangstoff mit einer großen Ausbeulung. Die Ausbeulung war Mamas Babybauch. Jetzt schob sie den Vorhang ein bisschen zur Seite, sodass ihre roten Haare und ihre Augen hervorlugten. »Hast du den Ball gefunden?«
    »Nein!«, antwortete ich.
    Da zog sie die Augenbrauen besserwisserisch nach oben und meinte: »Dann hast du ja jetzt Zeit zu suchen!«
    Als ob dieser doofe Ball so wichtig wäre! »Ich brauch ihn gar nicht zu suchen«, schimpfte ich. »Lottes Bruder hat ihn nämlich geklaut!«
    »Was?« Mama krabbelte umständlich aus meinem Lager. »Wer?«
    »Fabian, Lottes Bruder.«
    »Was soll das heißen: geklaut? Gibt er ihn nicht zurück, oder was?«
    »Weiß nicht«, antwortete ich.
    Ich wollte alleine sein und nicht mit Mama reden. Sie wälzte sich jetzt auf die Seite und stützte sich am Boden ab, um aufzustehen. Mit diesem großen Bauch war das wohl alles sehr kompliziert.
    Als sie schließlich stand, sah sie mir streng in die Augen und fing wieder an: »Also, was hat Lottes Bruder gemacht?«
    Ich spürte genau, dass sie gleich schimpfen würde. Ich sah auch schon einen kleinen Schatten an der Stelle, wo immer ihre Schimpf-Falte erscheint. Ich überlegte, wie ich am besten anfangen sollte – aber da klingelte es zum Glück.
    »Wer ist denn das?«, murmelte Mama, zog ihren Rock zurecht und ging zur Tür. Ich guckte durch den Türspalt.
    Es war die Petzel-Petze.
    Was wollte denn die? Und warum hatte sie Olovs Fußball in der Hand? Sie streckte ihn Mama vorwurfsvoll entgegen, so als hätte sie irgendetwas Verbotenes entdeckt. »Ist das der Ball Ihrer Tochter?«, fragte sie.
    Mama nickte. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie böse die Petzel-Petze
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