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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island
Autoren: Eileen Cook
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ich besser endlich die Klappe halten sollte, doch ich konnte einfach nicht anders. »Warum sind wir nicht einfach noch dieses eine Jahr in Seattle geblieben?«
    Â»Weil Richard nun mal hier lebt.«
    Ich spürte, wie sich meine Kehle zuschnürte. »Und was ist mit unserem Leben?«
    Â»Falls du es noch nicht bemerkt hast, unser Leben war nicht mehr besonders toll.« Damit wirbelte Mom herum und marschierte davon.
    Ich seufzte, doch verlor sich das Geräusch im Wind. Während wir in das Hafenbecken einfuhren, ertönte das Horn der Fähre. Das Boot stieß beim Anlegen gegen die riesigen Pylonen aus Holz. Ich hielt mich an der Reling fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Im Hafen herrschte Ebbe, das Wasser war zurückgewichen und hatte einen Friedhof von zerbrochenen Muschelschalen und glitschigem Seetang hinterlassen. Zwei Seemöwen rauften um irgendwas ekliges Totes, das sie aus einer Auster gezogen hatten. Säuerlicher Geruch nach totem Fisch und verrotteten Algen stieg mir in die Nase.
    Home sweet home!

2
    W enn es um gestörte, kaputte Familien geht, stellten wir ganz neue Rekorde auf. Die Hochzeit war gerade mal ein paar Stunden her, und schon redeten Mom und Dick nicht mehr miteinander. Als er den Wagen von der Fähre steuerte, hatte Dick meine Mom gefragt, ob auf ihrer Seite genügend Platz sei, um durch die Ausfahrt zu passen. Ich hätte ihm gleich sagen können, dass das keine gute Idee war, denn meine Mom hat echt keinen Durchblick, wenn es um Abstände geht. Natürlich meinte sie, das ginge problemlos, und schon hatte Dick eine zehn Zentimeter lange Schramme in seinem Mercedes. War der vielleicht angepisst! Meine Mom war dann wiederum angepisst, dass er angepisst war, weil sie nämlich der Ansicht war, der Lack seines Wagens sollte ihm nicht wichtiger sein als ihre Gefühle, blablabla. Damit waren die Flitterwochen gelaufen. Ich wette, sie wünschten sich jetzt, sie hätten lieber ein wenig Zeit in Cancún verbracht, statt sofort hierher zurückzukommen, nur damit Nathaniel und ich pünktlich mit der Schule anfangen konnten.
    Nathaniel und ich stritten uns nie. Dazu hätten wir nämlich erst mal miteinander reden müssen. Seit wir uns vor einem Monat bei einem total peinlichen Abendessen, bei dem unsere Eltern ihre Verlobung bekannt gaben, das erste Mal getroffen hatten, hatten wir insgesamt höchstens zehn Worte gewechselt. Am liebsten hätte ich ihn darauf hingewiesen, dass das alles ja nicht auf meinem Mist gewachsen war. Auch wenn er vielleicht nicht allzu begeistert darüber war, dass wir jetzt bei ihnen einzogen, hatte er wenigstens nicht so kurz vor seinem Abschluss seine ganzen Freunde und sein Leben hinter sich lassen müssen. Wir fühlten uns zwar beide von unserem jeweiligen Elternteil übers Ohr gehauen, mich hatte es jedoch bei Weitem schlimmer getroffen als ihn. Aber egal, er schien mir nicht der Typ, der die Dinge auch mal positiv sah, deswegen hielt ich lieber meine Klappe.
    Auf dem Rücksitz im Auto rutschte Nathaniel so weit wie möglich von mir weg und starrte aus dem Fenster, ohne den kleinsten Mucks. Ich drängte mich so dicht es ging an das Fenster auf meiner Seite des Wagens. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war das Knirschen von Dicks Zähnen, bei dem bestimmt ein paar Schichten Zahnschmelz draufgingen. Wir waren echt eine richtig glückliche, große Patchworkfamilie.
    Schließlich bogen wir von der Hauptstraße ab und passierten das große schwarze, schmiedeeiserne Tor, das zu Morrigan gehörte. Unter den dicht wuchernden Bäumen und Sträuchern drohte die gekieste Auffahrt fast zu verschwinden. Zweige streiften im Vorbeifahren die Seitenverkleidung des Wagens. Hier hätte mal jemand ordentlich mit der Motorsäge rangehen müssen. Die Auffahrt zog sich scheinbar endlos hin. Ich hoffte nur, niemand erwartete von mir, dass ich jeden Tag vom Ende der Auffahrt die Post aus dem Briefkasten holte. Da hätte ich ja einen Kompass gebraucht, um den Rückweg wiederzufinden.
    Â»Zu Zeiten, als meine Großeltern noch auf dem Anwesen lebten, war das mal ein Obstgarten«, erklärte Dick und deutete durchs Fenster auf etwas, das nach einem finsteren, bösen Wald voller verwunschener, knorriger Bäume aussah. Es hätte mich nicht gewundert, wenn unter einem Strauch ein Troll gelauert hätte. »Ist in den letzten Jahrzehnten ein wenig verwildert. Ich
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