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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island
Autoren: Eileen Cook
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einzige Geliebte ist, ist das in Ordnung.« Mom hakte sich bei Dick unter. Ich musste ein Würgen unterdrücken.
    Â»Der Westflügel des Gebäudes ist allerdings gesperrt.« Dick deutete auf die entsprechende Seite und zog besorgt die Augenbrauen zusammen. »Es bedarf einiger kleinerer Reparaturen.«
    Ich warf einen genaueren Blick auf den Gebäudeteil. Auf dem Dach fehlten einige Ziegel, und ein paar der Fenster in den oberen Stockwerken sahen aus, als wären sie von innen mit Brettern vernagelt. Hier und da waren Steine aus der Gebäudefassade herausgebrochen, wie ausgefallene Zähne. Ein paar kleinere Reparaturen? Kein Wunder, dass Dick und Mom sich so gut verstanden: Die lebten doch beide in ihrer Fantasiewelt.
    Â»Das Dach ist etwas undicht und die Leitungen sind schon recht alt«, erklärte Dick weiter. »Selbstverständlich werden die meisten Räume in dem Flügel auch nicht täglich benötigt – der Ballsaal, die Bibliothek, die Galerie … all diese Sachen. Sie sind schon seit Jahren gesperrt, aber nicht mehr lange. Im Frühling öffnen wir den Gebäudeteil und machen uns an die Reparaturen. Ihr Mädchen habt nur das Beste verdient!« Mom strahlte und nickte, als würde sie eine Renovierung hellauf begeistern. »Im Ostflügel stehen natürlich ausreichend Schlafzimmer zur Verfügung. Isobel hat freie Auswahl.«
    Dick sah mich an, als müsste ich gleich vor ihm auf die Knie fallen und ihm dafür danken, dass ich nicht auf einer muffigen Matratze in der Küche schlafen brauchte. Wenn ich mir echt ein Zimmer aussuchen könnte, dann würde ich mein altes Zimmer in Seattle wählen. Er tat mir also bestimmt keinen Gefallen damit. Ich hatte keines meiner alten Möbel mitbringen dürfen, weil Dicks Haus voller Familienerbstücke stand, die sein Ururgroßvater eigenhändig aus Bäumen geschnitzt hatte, die irgendein anderer vor langer Zeit verstorbener Verwandter angepflanzt hatte. Meine Mom hatte den Großteil unserer Sachen beim Garagenverkauf verscherbelt. In dem Umzugsanhänger, den wir mitgebracht hatten, befand sich nichts als unsere Klamotten, meine Malutensilien und ein bisschen Krimskrams, den meine Mom hatte behalten wollen, weil er meinen Großeltern gehört hatte. Ich hab Leute schon mit mehr Zeug in den Urlaub fahren sehen.
    Â»Liebling, wie findest du das? Eine eigene Bibliothek im Haus!« Mom wandte sich Dick zu. »Sie ist ja so eine Leseratte. Ich weiß nicht, von wem sie das hat, von mir nämlich ganz sicher nicht.«
    Dick stupste ihr mit einem Finger liebevoll an die Nase. »Es wäre ja auch eine Tragödie, wenn du dein hübsches Gesichtchen zwischen den Seiten eines Buches verstecken würdest.«
    Mom lachte und drückte Dicks Arm. Mir fiel auf, dass keiner anmerkte, was für eine Tragödie es wäre, wenn ich mein Gesicht in ein Buch steckte.
    Dick hob meine Mom mit Schwung hoch, sodass sie ein hohes Kichern ausstieß. »Nathaniel, bring schon mal das Gepäck rein. Ich werde diese wunderbare Frau über die Türschwelle tragen und die Vermählung damit offiziell besiegeln.«
    Nathaniel und ich standen in der Einfahrt und sahen zu, wie unsere Eltern sich zu totalen Idioten machten. Irgendwie ist es besonders abartig zu wissen, dass die eigenen Eltern ein Sexleben haben. Erst recht, wenn man selbst keins hat. Ich warf einen verstohlenen Blick zu Nathaniel. Sein Gesicht bestand aus harten Linien, als hätte es jemand mit dem Lineal gezeichnet. Sein Haar trug er einen Ticken zu lang, sodass er es sich ständig aus der Stirn streichen musste. Mir entging nicht, dass er unheimlich lange und dichte Wimpern hatte, wie sie selbst Models nur mit fetten Schichten Volumenmascara hinbekamen. Ich schob die Hände in die Hosentaschen und überlegte krampfhaft, was ich sagen könnte, das nichts mit unseren Eltern, dem Wetter oder irgendwelchen Hochzeiten zu tun hatte. Leider fiel mir nichts ein.
    Ohne ein Wort fing Nathaniel an, den Umzugsanhänger zu entladen. Bis jetzt war mir gar nicht aufgefallen, wie billig und schäbig unser Gepäck aussah. Die große Tasche mit den Rollen wurde seitlich mithilfe von Klebeband zusammengehalten, und auf meiner Reisetasche prangte ein riesiger Tintenfleck, wo mir vor Jahren ein Füller ausgelaufen war. Ich spürte, wie ich rot wurde, und schnappte mir das Ding, sobald er es ausgeladen hatte.
    Â»Ich nehm das
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