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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island
Autoren: Eileen Cook
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geschenkt hatte und die von seiner Mutter stammten. Dann zog ich aus der Spielzeugkiste ein paar Stofftiere und stopfte sie mir in den BH, um das Kleid auszufüllen und mein Dekolleté möglichst bedrohlich wirken zu lassen. Ich schob das Kätzchen und den Bären so lange hin und her, bis alles gleichmäßig verteilt war. Toll, da brauchte man gar keine Schönheits-OP mehr, ein paar Stofftierchen taten es auch.
    Unten hatte ich bereits alles vorbereitet. Ich hatte die Tür zu Dicks Büro aufgebrochen, was gar nicht so schwer gewesen war, wie es ausgesehen hatte. Es hatte sich herausgestellt, dass jedes Zimmer hier im Haus das gleiche Schloss hatte und mit demselben zweibärtigen Generalschlüssel zu öffnen war. Dann hatte ich dort sämtliche Glühbirnen rausgeschraubt mit Ausnahme von der in der Schreibtischlampe. Direkt unter diese Lampe hatte ich die beiden Dokumente gelegt und ich hatte alte Scrabble-Spielsteine dazu benutzt, um die folgende Botschaft zu hinterlassen: ICH WEISS, WA S DU GETAN HAST. MAN WIRD DIE MÄDCHEN FINDEN. BESE ITIGE SIE, EHE DU ALLES VERLIERST. Mein Plan war der, Dick durch die geisterhafte Erscheinung seiner Mutter und diese Warnung derart zu verängstigen, dass er losrennen und die Skelette aus dem Weg schaffen würde. Dann würde ich auf ihn warten, bereit, ein Foto davon zu schießen.
    Ich hatte meine Mom vom Handy aus angerufen, um ihr zu erzählen, dass ich in der Stadt bleiben und mit einer Freundin zu Abend essen wolle. Dabei befand ich mich in Wirklichkeit bereits oben auf dem Dachboden. Ich hatte mich geweigert, Nate zu erzählen, was ich vorhatte, hatte mir jedoch von ihm das Versprechen geholt, dass er sein Telefon anlassen würde, falls ich ihn brauchte. Ich sah auf die Uhr. Es war an der Zeit. Ich hob den Rock des Kleides an, damit ich gehen konnte, und schlich die Treppe runter. Im Foyer hielt ich kurz inne. Ich hörte das Klappern des Geschirrs vom Abendbrot, das sie gerade abräumten. Wenn Dick sich an seinen üblichen Zeitplan hielt, und er war echt ein krankhaftes Gewohnheitstier, dann würde er sich jeden Moment in sein Büro begeben, um seine Mails zu checken.
    Ich schob das Fenster der Bibliothek auf und kletterte nach draußen. Der Wind war jetzt ganz schön heftig. Obwohl wir erst Oktober hatten, war die Sonne bereits untergegangen, es herrschte stockfinstere Nacht. Meine Schritte quietschten auf dem feuchten Gras, während ich das Haus umrundete. Ich zitterte. Es war um einiges kälter, als ich gedacht hatte. Dann stand ich draußen vor Dicks Büro und wartete.
    Gerade als ich glaubte, dass er ausgerechnet heute aus irgendeinem Grund nicht kommen würde, tauchte er auf. Durch das Fenster hörte ich Dicks Tür klicken und konnte gerade so seine Umrisse ausmachen. Er stand in der Tür und bewegte den Lichtschalter rauf und runter. Er trat ein paar Schritte auf seinen Schreibtisch zu. In dem Moment bemerkte er, dass da etwas war. Dick nahm die Blätter in die Hand und betrachtete sie eingehend. Ich konnte es nicht mit absoluter Gewissheit sagen, aber ich hatte den Eindruck, dass seine Hände zitterten. Dann griff er nach einem der Scrabble-Steine und drehte ihn in der Hand; er rieb mit dem Finger darüber, als erwartete er, dass ein Geist daraus hervorstieg.
    Ich holte tief Luft und trat vor das Fenster. Ich achtete allerdings darauf, dass ich weit genug weg war, damit er zwar meine Gestalt sehen, aber nicht mein Gesicht erkennen konnte. Dick musste eine Bewegung bemerkt haben, denn plötzlich blickte er auf. Offenbar hatte mein Outfit den erwünschten Effekt, denn er wich schlagartig zurück und stolperte gegen die Bücherregale hinter ihm. Die Augen hatte er weit aufgerissen und er bewegte den Kopf ungläubig hin und her. Langsam hob ich einen Arm und deutete durch die Scheibe mit dem Finger auf ihn.
    Ich sah, wie er den Mund bewegte und ich war mir ziemlich sicher, dass ich das Wort »Mami« von seinen Lippen ablas. Er nannte seine Mutter Mami? Wie peinlich. Und da dachte er, ich bräuchte eine Therapie? Langsam schüttelte ich den Kopf, den Finger fest auf ihn gerichtet.
    KRACH . Ein Blitz erhellte den nächtlichen Himmel, so grell wie tausend Neonleuchten. Daher sprang ich rasch vom Fenster zurück, damit Dick mich nicht erkannte. Dann öffnete sich der Himmel und im nächsten Moment goss es in Strömen. Sofort war ich bis auf die Haut durchnässt.
    Dick
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