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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island
Autoren: Eileen Cook
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mein Handy liegen lassen. Richten Sie der anderen Bibliothekarin bitte aus, dass ich morgen noch mal vorbeischaue?«
    Â»Der anderen Bibliothekarin? Es gibt keine andere Bibliothekarin. Ich bin die einzige hier.«
    War das jetzt ein schlechter Witz von ihr? »Sie sind die einzige hier«, wiederholte ich. Sie nickte. Dann ging ich auf die Wand mit den Fotos hinter dem niedrigen Zeitschriftenregal zu. Ich deutete auf ein Bild von Mandy, auf dem sie in der Mitte eines Kreises von kleinen Kindern saß, die allesamt Bilderbücher hochhielten. Auf dem Rahmen war ein Aufkleber, auf dem stand Nairne Island Leseförderprogramm für Kinder .
    Â»Was ist mit ihr?«, fragte ich. »Sie sieht mir aber schon aus wie eine Bibliothekarin.«
    Â»Du meinst Mandy?« Sie wich einen Schritt zurück. »Mandy ist nicht mehr hier.«
    Â»Nicht mehr hier? Wo ist sie denn dann?«
    Â»Sie gilt seit Jahren als vermisst. Sie und ihre Schwester waren die beiden Mädchen, die verschwunden sind«, sagte sie und holte tief Luft, »oben bei eurem Anwesen, vor zwanzig Jahren.«
    Jeder einzelne Knochen in meinem Körper verflüssigte sich und ich sackte kraftlos zu Boden. Das Blut wich mir aus dem Gesicht und ich spürte, dass mir kalter, feuchter Schweiß auf der Stirn ausbrach. Die Bibliothekarin kam zu mir gerannt und bückte sich zu mir runter.
    Â»Alles in Ordnung mit dir? Steck deinen Kopf zwischen die Knie.« Sie drückte meinen Kopf nach unten.
    Â»Mandy ist tot.«
    Â»Tja, das weiß leider keiner mit Sicherheit. Sie und ihre Schwester sind damals verschwunden. Doch ich kannte ihre Familie und auf gar keinen Fall hätte eins der beiden Mädchen ihre Mom und ihren Dad einfach so ohne ein Wort verlassen. Ich vermute, dass irgendein Unfall passiert ist.«
    Nicht irgendein Unfall. Ich wusste genau, was vorgefallen war. Sie hatte es mir erzählt. Mein Atem ging flach und stockend. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Ich musste an all die finsteren Blicke denken, die die Bibliothekarin mir zugeworfen hatte. Kein Wunder, dass ich die Leute in der Bücherei gestört hatte, ich musste ja den Eindruck gemacht haben, als würde ich da zwischen den Regalen Selbstgespräche führen. Mandy war gar nicht echt gewesen. Die einzige Person, die andere sehen konnten, war ich gewesen.
    Â»Ich muss jetzt los.« Damit rappelte ich mich hoch. Der Raum um mich herum drehte sich einen kurzen Moment, ehe ich einigermaßen sicher stand.
    Â»Warum wartest du nicht hier und ich rufe deine Mom an, damit sie dich abholen kommt?«
    Â»Nein, ist schon gut.« Natürlich war rein gar nichts gut, doch auf gar keinen Fall würde ich noch eine Sekunde länger hier bleiben. Ich schob mich an der Bibliothekarin vorbei und eilte die Stufen nach unten. Erst ging ich ganz schnell, dann fing ich schließlich an zu laufen.
    Als ich endlich die Einfahrt erreichte, lief mir der Schweiß in Strömen herab. Ich machte mir nicht mal die Mühe, mir ein Pflaster für die Blasen zu besorgen, die ich mir auf dem Heimweg geholt hatte. Ich rannte schnurstracks in die Küche und riss die Schubladen auf, auf der Suche nach etwas, das ich als Werkzeug benutzen konnte. Ich zog den Fleischhammer raus.
    Dann rannte ich wieder aus dem Haus. Ich war mir nicht sicher, ob ich es finden würde. Der Wind wurde jetzt heftiger und wirbelte die Blätter auf. Ich rannte entlang der Baumreihe an der südlichen Seite des Anwesens. Ich war mir sicher, dass er da war, doch ich konnte ihn nicht finden. Ich lief zwischen den Bäumen durch und sah in Richtung der Klippen. Ich musste ihn übersehen haben. Daher wandte ich mich um und ging zurück, diesmal etwas langsamer. Dabei zwang ich mich, den Boden genauestens abzusuchen. Nichts. Ich drehte mich einmal im Kreis. Am liebsten hätte ich vor Frust laut geschrien.
    Ich zwang mich, die Augen zu schließen und etwas langsamer zu atmen. Damals musste es dunkel gewesen sein. Sie waren sicherlich in der Nacht gekommen. Von hier aus hätten sie das Anwesen sehen können. Ich schlug die Augen wieder auf und suchte die Seite des Gebäudes ab. Die größte Fensterreihe war die zu Dicks Büro. Vermutlich war es damals noch das Büro seines Vaters gewesen. Vor zwanzig Jahren war Dick ja wahrscheinlich gerade im Collegealter, doch er wäre auf jeden Fall alt genug gewesen, um das zu tun, was Mandy erzählt hatte. Wenn im Haus das Licht
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