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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island
Autoren: Eileen Cook
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gebrannt hatte, dann wäre es an dieser Stelle in der Nacht am hellsten gewesen.
    Das trockene Laub raschelte unter meinen Sohlen. Ich schloss die Augen und zwang mich, mich in jene Nacht zurückzuversetzen. Ich stellte mir vor, wie ich mit meiner Schwester zwischen den Bäumen hindurchspazierte. Wir hatten sicherlich Angst, waren aber gleichzeitig total aufgeregt. Es war ein Abenteuer. Bestimmt hatten wir uns an den Händen gehalten. Ich ließ die rechte Hand fallen, so als würde ich jemanden hinter mir herführen. Wir wollten bestimmt noch näher herankommen, damit wir einen Blick ins Fenster werfen konnten. Ich trat noch ein paar Schritte vor. Dann spürte ich es.
    Der Boden unter meinen Füßen war leicht erhöht. Ich scharrte mit dem Fuß und beseitigte die Tannennadeln und die Blätter, die den Boden bedeckten. Die oberste Laubschicht war trocken, doch darunter waren sie noch nass von der vorangegangenen Nacht. Sie klebten am Holz wie Kleister. Ich ging runter auf die Knie und benutzte die Hände, um den Rest der Blätter zu beseitigen. Der Brunnen. Ich verpasste dem Brett einen Stoß, doch es bewegte sich nicht. Da lagen vier Planken, die auf einen hölzernen Rahmen genagelt waren. Ich zog den Fleischhammer heraus und begann, auf das Holz einzuschlagen.
    Es war hartnäckiger, als es aussah. Ich hatte bestimmt bereits zwanzig Minuten darauf eingehämmert. Meine Schultermuskeln schrien jedes Mal vor Schmerz auf, wenn ich den Hammer hob, und meine Hände waren voller Blasen. Ich keuchte und schwitzte vor Anstrengung. Wie es aussah, würde ich mir etwas anderes suchen müssen, um die Bretter aufzubrechen. In der Garage war eine Axt. Einmal schlug ich noch drauf, und da, endlich brach an der Ecke ein Stück Holz raus. Schnell schob ich die Hände durch das Loch und zerrte an den Brettern. Erst geschah nichts, doch dann spürte ich, wie die Nägel allmählich nachgaben. Ächzend zerrte ich weiter. Holzsplitter schnitten mir in die Handflächen und ich fühlte, wie sie die Blasen aufrissen. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich, als das Salz von meinem Schweiß in die offenen Wunden eindrang.
    Mit einem lauten Krachen gab das Holz schließlich nach und ich plumpste rückwärts auf den Hintern, das Brett mit beiden Händen fest umklammert. Ich warf es zur Seite und kroch näher an das Loch heran. Es war immer noch zu dunkel. Ich packte also eine weitere Planke und zog daran, sodass die spätnachmittägliche Sonne in den Brunnen vordringen konnte. Erst konnte ich nichts sehen, doch dann entdeckte ich etwas Weißes, das aufblitzte. Ein menschlicher Schädel. Meine Hände zitterten. Ich blickte mich weiter um und fand noch mehr Knochen. Dann sah ich etwas funkeln, und auch wenn ich mir nicht sicher sein konnte, so war ich doch mehr oder weniger überzeugt, dass es sich um den Herzanhänger handelte, den ich um Mandys Hals gesehen hatte.
    Ich lag im Dreck, das Gesicht gegen das morsche Holz gepresst, und starrte durch das Loch.
    Â»Mandy«, flüsterte ich. »Ich habe dich gefunden.«
    Es kam keine Antwort. Kein Geräusch war zu hören, abgesehen von dem Wind, der durch die Äste über mir fuhr.
    Â»Ich werde dafür sorgen, dass du nach Hause kommst, okay?«
    Ich rollte mich herum, sodass ich nach oben blickte. Über mir sah ich die Zweige, die sich hin und herbewegten, und einen Teil des Hausdachs. Meine Hände bluteten und ich war schmutzig. Mandy hatte mir ein weiteres Mal geholfen. Damit war mein Plan perfekt. Wenn ich jetzt die Polizei rief, würden die Skelette allein Dick nicht überführen können. Er könnte immer noch so tun, als hätte er keine Ahnung gehabt, dass sie dort unten waren. Wenn er allerdings ein weiteres Mal versuchte, sie dort unten zu verbergen, dann war das eine Art Schuldeingeständnis. Das war genau der Beweis, den ich brauchte.

40
    I ch stand auf dem Dachboden und betrachtete mich in dem raumhohen Spiegel. Ich trug das Gewand, das Dicks Mom gehört hatte. Die ganzen Glasperlen auf dem Kleid ließen es weit mehr wiegen, als ich erwartet hatte. Ich hatte mir bereits schwarzen Haarschaum ins Haar geschmiert, um es so dunkel wie möglich wirken zu lassen, und hatte mir große Mühe gegeben, es zu einem Knoten oben auf dem Kopf aufzutürmen. Ich kramte in der Schmuckschatulle meiner Mom und brachte eine ihrer riesigen Broschen zum Vorschein, die Dick ihr
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