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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies
Autoren: Terry Pratchett
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»Man muß genau hinsehen, um festzustellen, ob du einem überhaupt Gesellschaft leistest.«
    »Unterbrich mich nicht dauernd, Gytha.«
    »Entschuldigung.«
    Eine Zeitlang gingen sie schweigend weiter. Es war ein warmer, trockener Abend. Vögel zwitscherten in den Bäumen.
    »Ich finde die Vorstellung komisch, daß Magrat jetzt verheiratet ist und so«, sagte Nanny schließlich.
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, du weißt schon. Verheiratet sein und so .« Nanny seufzte. »Ich habe ihr einige Tips gegeben. Zum Beispiel: Trag immer etwas im Bett. Hält das Interesse im Mann wach.«
    »Du hast immer deinen Hut getragen.«
    »Genau.«
    Nanny winkte mit einem aufgespießten Würstchen. Sie versäumte es nie, private Vorräte anzulegen, wenn es irgendwo umsonst etwas zu essen gab.
    »Das Festmahl hat gut geschmeckt, nicht wahr? Und meiner Ansicht nach hat Magrat hervorragend ausgesehen. Hat die ganze Zeit über gestrahlt.«
    »Meiner Ansicht nach haben ihre Wangen geglüht – vor Verlegenheit und Nervosität.«
    »Typisch für eine strahlende Braut.«
    »In einem Punkt hast du recht«, sagte Oma Wetterwachs, die einen Schritt vor Nanny ging. »Das Essen war gut. Ich habe noch nie ein so großes Angebot an frischem Gemüse gesehen.«
    »Als ich Herrn Ogg heiratete, gab es bei unserer Hochzeit drei Dutzend Austern. Und sie haben überhaupt nicht gewirkt.«
    »Außerdem finde ich es nett, daß wir eine Tüte mit einem Stück von der großen Torte bekommen haben«, meinte Oma.
    »Ja, genau. Du weißt sicher, was man sagt. Wenn man ein bißchen davon unters Kopfkissen legt, so träumt man vom zukünftigen Ehem…« Nanny Oggs Zunge stolperte über sich selbst.
    Sie schwieg und zeigte Anzeichen von Verlegenheit, was für ein Mitglied der Familie Ogg sehr ungewöhnlich war.
    »Schon gut«, sagte Oma. »Ist nicht schlimm.«
    »Entschuldige, Esme.«
    »Alles geschieht irgendwo. Ich weiß es. Ich weiß es. Alles geschieht irgendwo. Was bedeutet: Letztendlich wird jeder Wunsch erfüllt.«
    »Das ist gutes Kontinuinuinuum-Denken, Esme.«
    »Der Kuchen schmeckt«, fuhr Oma Wetterwachs fort. »Aber im Augenblick… Tja, ich weiß nicht warum, aber… Ich glaube, ich… Was ich jetzt vertragen könnte, ist ein Bonbon.«
    Das letzte Wort hing in der Abendluft, kam dem Echo eines Gewehrschusses gleich.
    Nanny blieb stehen. Aus einem Reflex heraus tastete sie nach der Tasche, die für gewöhnlich eine Tüte mit staubigen Bonbons enthielt. Sie starrte auf Omas Hinterkopf, auf den Knoten aus grauem Haar unter dem Rand des hohen, spitzen Huts.
    »Ein Bonbon?« wiederholte sie.
    »Ich nehme an, du hast dir inzwischen eine neue Tüte besorgt«, sagte Oma, ohne sich umzudrehen.
    »Esme…«
    »Willst du mir vielleicht etwas sagen, Gytha? In Hinsicht auf Tüten mit Bonbons?«
    Oma Wetterwachs kehrte Nanny noch immer den Rücken zu.
    Nanny blickte auf ihre Stiefel.
    »Nein, Esme«, sagte sie kleinlaut.
    »Ich wußte, daß du zum Langen Mann gehen würdest. Wie hast du dir Zugang verschafft?«
    »Ich habe ein besonderes Hufeisen benutzt.«
    Oma nickte. »Du hättest ihn nicht an der Sache beteiligen sollen, Gytha.«
    »Ja, Esme.«
    »Er ist genauso hinterlistig wie sie.«
    »Ja, Esme.«
    »Du begegnest mir jetzt mit präventiver Unterwürfigkeit.«
    »Ja, Esme.«
    Sie gingen weiter.
    »Welchen Tanz haben dein Jason und die Männer getanzt, als sie betrunken waren?« fragte Oma.
    »Den Stock-und-Eimer-Tanz von Lancre, Esme.«
    »Ist er erlaubt?«
    »Nun, normalerweise sollten sie ihn nicht tanzen, wenn Frauen dabei sind«, sagte Nanny. »Sonst könnte man ihnen vielleicht sexuelle Belästigung vorwerfen. Obwohl: Ich habe mich von so etwas noch nie belästigt gefühlt.«
    »Und dann dein Vers beim Empfang. Ich glaube, er hat Magrat ziemlich überrascht.«
    »Vers?«
    »Du hast ihn mit einigen Gesten untermalt.«
    »Oh, der Vers.«
    »Verence nahm ihn zum Anlaß, sich einige Notizen auf seiner Serviette zu machen.«
    Nanny griff in die unergründlichen Tiefen ihrer Kleidung und holte eine Flasche Sekt hervor, für die es eigentlich gar keinen Platz geben konnte.
    »Ich glaube, Magrat war wirklich glücklich«, meinte sie. »Wie sie dort stand, am Leib die Hälfte eines völlig verschmutzten Hochzeitskleids und darunter eine rostige Rüstung… Weißt du, was sie zu mir gesagt hat?«
    »Nein. Was denn?«
    »Kennst du das alte Gemälde von der Königin Ynci? Du weißt schon, die Frau mit dem Mieder aus Eisen. Mit einer Vorliebe für Spitzen, Messer und
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