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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies
Autoren: Terry Pratchett
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drei Sekunden senkte er den Kopf.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Du bist…«
    »Meine Karte«, erwiderte Casanunda.
    Verence las sie und wölbte die Brauen.
    »Ah«, meinte er. »Oh, äh. Nun. Nun, nun. Der zweitbeste, wie?«
    »Ich werde mir demnächst noch mehr Mühe geben«, versprach Casanunda.
    Verence sah sich verlegen um, ging dann in die Hocke und flüsterte dem Zwerg ins Ohr:
    »Könnten wir gelegentlich unter vier Augen miteinander reden?«
     
    Die Moriskentänzer von Lancre trafen sich beim Empfang wieder. Es fiel ihnen schwer, miteinander zu sprechen. Einige von ihnen tänzelten manchmal.
    »Na schön«, brummte Jason. »Erinnert sich jemand von euch? Ich meine, gibt es jemanden, der sich wirklich an etwas erinnert?«
    »Ich erinnere mich an den Anfang«, sagte Schneider, der andere Weber. »Ja, genau an den Beginn. Und ans Tanzen im Wald. Doch die Vorstellung…«
    »Elfen sind aufgetreten«, warf Kesselflicker, der Kesselflicker, ein.
    »Darum ist es schiefgegangen«, sagte Dachdecker, der Fuhrmann. »Ich glaube, es wurde mächtig viel geschrien und so.«
    »Ich habe jemanden mit Hörnern gesehen«, sagte Fuhrmann. »Und mit einem langen dicken…«
    »Es war alles nur ein Traum«, spekulierte Jason.
    »He, sieh nur dort drüben, Fuhrmann«, sagte Weber und zwinkerte den anderen zu. »Da ist der Affe. Du wolltest ihn doch etwas fragen, nicht wahr?«
    Fuhrmann nickte. »Ja, genau.«
    »Jetzt hast du die Möglichkeit dazu«, meinte Weber mit jener fröhlichen Boshaftigkeit, die intelligente Leute schlichten Gemütern gegenüber zur Schau stellen.
    Der Bibliothekar unterhielt sich mit Ponder und dem Quästor. Er sah sich um, als ihm jemand auf die Schulter klopfte.
    »Du bist drüben in Schnitte gewesen, nicht wahr?« fragte Fuhrmann mit unschuldiger Offenheit.
    Der Bibliothekar musterte ihn höflich verwirrt.
    »Ugh!«
    Fuhrmann runzelte die Stirn.
    »Dorthin hast du deine Nuß gebracht, stimmt’s?«
    Der Bibliothekar musterte den Moriskentänzer noch etwas länger und schüttelte dann den Kopf.
    »Ugh.«
    »Weber!« rief Fuhrmann. »Der Affe hier hat mir gerade mitgeteilt, daß er seine Nuß nicht dort verstaut, wo die Sonne nie scheint! Du hast das behauptet! Oder behauptest du jetzt, es nie behauptet zu haben?« Er wandte sich wieder an den Bibliothekar. »Er hat’s behauptet, Weber. Dachte mir schon, daß es nicht stimmt. So ein Unsinn. Es gibt überhaupt keine Affen in Lancre und auch keine in Schnitte. Außerdem: Affen sind blöd. Gehören ja zu den Tieren, nich’?«
    Stille folgte, dehnte sich in konzentrischen Kreisen aus.
    Ponder Stibbons hielt den Atem an.
    »Dies ist eine nette Party«, sagte der Quästor zum Stuhl. »Ich wünschte, ich wäre hier.«
    Der Bibliothekar nahm eine große Flasche vom nächsten Tisch. Er klopfte Fuhrmann auf die Schulter. Er schenkte ihm ein großes Glas voll ein und klopfte ihm auf den Kopf.
    Die Anspannung wich von Ponder, und er konzentrierte sich wieder auf sein Experiment. Er hatte ein Messer an einen Bindfaden gebunden und beobachtete nun, wie es sich drehte und drehte…
    Als Weber an jenem Abend nach Hause ging, wurde er von einem Unbekannten überfallen und in den Fluß geworfen. Niemand fand jemals den Grund dafür heraus.
    Wer sich in die Angelegenheiten von Zauberern einmischt, muß mit sehr unangenehmen Konsequenzen rechnen, insbesondere dann, wenn sie Bananen mögen und ein langes rostbraunes Fell haben. Manchmal reißt ihnen der Geduldsfaden…
     
    Auch andere gingen an jenem Abend nach Hause.
    »Bestimmt denkt sie demnächst über sich, das Leben und ihre Stellung darin nach«, sagte Oma Wetterwachs, als die beiden Hexen durch aromatische Luft schlenderten.
    »Sie ist jetzt Königin « , erwiderte Nanny Ogg. »Ein ziemlich hoher Posten. Fast so hoch wie der von Hexen.«
    »Ja, aber… man sollte sich vor Protzerei hüten«, mahnte Oma Wetterwachs. »Wir sind Königinnen und anderen Leuten gegenüber im Vorteil, doch wir bleiben bescheiden und spielen uns nicht auf. Nimm mich als Beispiel. Bin mein ganzes Leben lang bescheiden gewesen.«
    »Bei dir kann man schon fast von Schüchternheit reden«, warf Nanny Ogg ein. »Ich sage den Leuten dauernd: Wo auch immer ihr sucht – nirgends findet ihr eine Person, die demütiger und bescheidener ist als Esme Wetterwachs…«
    »Kümmere mich immer um meine Angelegenheiten und mische mich nie in die von anderen Leuten ein…«
    »Die meiste Zeit über bist du völlig unauffällig«, kommentierte Nanny.
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