Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
gehen.
    Ich
gab Onkel Rab einen Wink, deutete auf sie — und er verstand. Er trabte zum
Geländer, Little-Byrd hüpfte auf ihren gesunden Fuß, Cookie Pott und ich faßten
sie um die Mitte, Onkel Berni rief: »Hopp !« , und wir
hoben das Vögelchen in den Sattel.
    Sie
saß vor ihm. Er legte die Pfote galant um ihre Hüfte. Behutsam, weich trabte
Pfefferkorn an — so umrundeten sie den Platz. Die Fahnen flatterten bunt in der
Sonne, wir alle winkten. Sie kehrten nicht mehr zurück, sie ritten zum Tor
hinaus. Später, im Hotel, trafen wir sie wieder. Und einen schöneren Abschluß
des Rodeos konnte ich mir kaum wünschen. Auch Millie strahlte, als sie den Arm
ihres Mannes nahm und ihm einiges ins Ohr flüsterte.

Abschied
     
    So
verging auch dieser Tag, und es kam der Abend. Pfefferkorn stand im Stall des
Hotels, friedlich wie ein Lamm — unser Pferd. Onkel Rab rieb sie trocken. Wir beglückwünschten
ihn alle, Onkel Berni nahm die Pfeife aus dem Maul und brummte: »Du hast dich
gut gehalten, ich bin stolz auf dich! Nur schade, daß dich der Große Koyote
nicht gesehen hat .«
    Da
verzog Onkel Rab seine Schnauze. Ihm war es lieber so.
    Mein
Sinn stand nach Abreise, ich hatte keinen anderen Gedanken mehr. Allzulange
waren wir schon in Western-Town aufgehalten worden, und ich hatte meine
Schatzkarte an einen ausgemachten Schurken verloren. Unerträglich wäre es
gewesen, käme er in den Besitz des Schatzes.
    So
bestimmte ich den nächsten Morgen zum Aufbruch, bat aber all meine Freunde,
nichts darüber verlauten zu lassen, denn ich wollte ohne Volksauflauf, ohne
Aufsehen abfahren. Abfahren, sagte ich, und nehme damit etwas vorweg, besaß ich
doch zunächst nur ein Pferd — freilich, schon das war ein großer Glücksfall.
    Irgendwie
mußten sich die Millers für mich den Kopf zerbrochen haben. Dieses Problem war
jedenfalls der Grund dafür gewesen, daß sie so lange miteinander geflüstert
hatten. Und während ich noch darüber grübelte, ob mir nach der Bezahlung der
Hotelrechnung noch genügend Geld bliebe, machte mir Mr. Miller ein großzügiges
Angebot.
    Sie
kamen, um sich von uns zu verabschieden, in meine Stube. Mr. Miller drehte den
Hut in den Fäusten, schaute auf den Boden und sagte dann: »Sie brauchen einen
Wagen, Mylord. Wir haben Ihnen soviel zu verdanken, daß Sie uns den Gefallen
tun müssen, ihn von uns zu nehmen...«
    Ich
hob abwehrend die Hände, da sagte Mrs. Miller nur das eine Wort: »Bitte !« und ich sah ein, daß ich sie nicht kränken durfte.
    »Also
abgemacht«, rief Mr. Miller, »Sie bekommen meinen Wagen. Es ist’n
tüchtiges Fahrzeug, aus festem Holz, auch die Räder sind stabil. Gerade
das, was Sie nötig haben, wenn Sie durch Indianergebiete fahren. Ich ziehe
Ihnen noch ’ne Plane drüber, dann sitzen Sie auch bei Regenwetter trocken. Aber
ich kann nicht verschweigen, Mylord, daß ich mir Sorgen um Sie mache. Ich muß
Sie nachdrücklich bitten, vorsichtig zu sein. Die Indianer sind gefährlich und
unberechenbar. Der Tödliche Colt könnte sich mit einem Stamm gegen Sie
verbünden...«
    Ich
beruhigte ihn. »Keine Sorge. Ich habe einen Blutsbruder, den Häuptling
Blinde-Kuh .«
    »Er
mag Ihnen nützen«, murmelte Mr. Miller. »Trotzdem: ich würde keiner Rothaut
über den Weg trauen .«
    »Ich
traue ihm«, antwortete ich.
    »Aber
er ist nicht immer bei Ihnen .«
    »Das
stimmt, aber er wird da sein, wenn ich ihn brauche, und vergessen Sie nicht,
wen ich in meiner Begleitung habe !«
    »Diese
Begleitung überzeugt mich mehr«, rief er. »Doch seien Sie nicht allzu sicher.
Ich möchte nie erfahren, daß Sie alle am Marterpfahl geendet haben. Vielleicht
kann Ihnen der Tödliche Colt nicht gefährlich werden, vielleicht können es
gewöhnliche Indianer nicht — wie steht es aber mit Dämonen, Medizinmännern, mit
den indianischen Geistern? Vielleicht sind sie stärker als Ihre Begleiter ?«
    Ich
mußte zugeben, daß ich das nicht wußte.
    Die
Millers statteten uns großzügig mit allem aus, was wir
zum Überleben in der Prärie brauchten, zum Beispiel mit Kochgeschirr. Mr.
Miller verschaffte mir auch eine Kiste, die fast die gleiche Größe wie meine
Fotokiste hatte, die irgendwo — Tante Turkie würde den Platz sicher finden — in
der Prärie stand. Bis ich sie wiederhatte, konnte mir die neue gute Dienste
leisten.
    Gegen
Abend begleiteten mich die beiden noch einmal zu dem Bootsbauer, an dessen Ufer
unsere Fliegende Wolke ankerte. Ich überzeugte mich, daß sich der Dampfer in
bestem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher