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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen
Autoren: Max Kruse
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?« fragte Onkel Berni.
    »Ach,
wie dumm —« ärgerte sich Tante Turkie. »Die habe ich vergessen !«
    »Weiber !« knurrte Onkel Berni.
    »Du
weißt doch, daß ich mir nichts merken kann«, rief sie beleidigt. »Aber
vielleicht gibt es noch eine Gelegenheit, sie dem Tödlichen Colt abzunehmen, er
folgt mir nämlich, glaube ich...«
    Ich
sprang auf, suchte nach meinen Waffen — zu spät: Cookie Pott stürzte, sich die
Hose hochhaltend, in die Halle und brüllte: »Er ist da !«
    Wir
merkten es sofort. Denn der Tödliche Colt, wohl wissend, wie wenig seine
Patronen ausrichteten, machte das Feuer zu seinem Verbündeten. Während wir in
der Stube plauderten und Cookie unaufschiebbare Geschäfte erledigte, hatte er
sich um das Haus geschlichen, an mehreren Stellen Stroh aufgeschichtet und
angezündet. Das morsche und ausgetrocknete Holz brannte leicht an. Wo die
Flammen erst einmal züngelten, verbreiteten sie sich mit gieriger Eile, fraßen
sich prasselnd nach allen Seiten, immer schneller, immer wilder. Schon waren
wir vom Rauch eingehüllt, gerade, daß wir noch die kostbaren Waffen und den
Fotoapparat retten konnten, ehe wir durch die offene Tür ins Freie stürzten. Im
sausenden Luftzug stieg die Glut in den Himmel, das Holz barst, Balken
krachten, Funken sprühten — es war die Hölle.
    Onkel
Berni kauerte sich auf den Boden und preßte sein Ohr ans Erdreich. »Was machst
du da ?« fragte ich ihn.
    »Ich
höre —« brummte er. »Leider hat sich der Brandstifter aus dem Staube gemacht.
Die Hufschläge seines Pferdes entfernen sich. Aber dafür nähert sich ein
Pferdewagen...«

Das Rodeo
     
    Das
Ende des nächtlichen Abenteuers ist rasch erzählt. Der Feuerschein hatte die
Millers in der Stadt aufgescheucht. Sie waren mit ihren Gedanken sowieso — wie
sie berichteten — immer bei uns. Ich händigte ihnen die Kassette aus, wollte sie
mit dem Büffelgespenst bekanntmachen, doch da stellten wir fest, daß uns dieses
unbemerkt und still verlassen hatte. »Schade«, sagte ich zu den Millers, »es war eine bemerkenswerte Erscheinung. Und da die Farm nun verbrannt
ist, womit auch sein letzter Wunsch erfüllt wurde, wird es Ihnen nie mehr
erscheinen. Es hat seine Ruhe gefunden.
    Die
Millers waren über die Mitteilung recht erleichtert.
Ich ermunterte sie, die Kassette zu öffnen, die nun ihr rechtmäßiges Eigentum
war. Im Schein der glutroten Flammen sahen wir, daß sie gefüllt war mit vielen
Tausend-Dollar-Noten. »Mehr als genug, um eine neue Ranch aufzubauen«, rief Mr.
Miller glücklich.
    »Aber
wir werden Mylord doch...« begann Mrs. Miller mit freudig geröteten Wangen zu
reden. Ich wußte schon, was sie meinte.
    Und
lehnte ab. Keinen Dollar wollte ich von den braven Leuten nehmen, nicht einmal
geliehen. War ich doch keinesfalls sicher, das Geld jemals zurückerstatten zu
können.
    »So
machen Sie mir wenigstens die Freude, morgen beim Rodeo unsere Gäste zu sein«,
bat Millie Miller. Das nahm ich gern an, da es mich brennend interessierte, ein
echtes Rodeo mitzuerleben und wenn möglich zu fotografieren. Dann fuhren wir
gemeinsam in die Stadt zurück. Unsere Aufgabe hier war erfüllt. Wir zogen uns
unverzüglich in unsere Zimmer zurück. Kaum hatte ich mich ausgekleidet und auf
mein Bett gelegt, war ich auch schon eingeschlafen.
    Ich
weiß nun nicht, ob meine verehrten Leser sich unter einem Rodeo etwas
vorstellen können. Sicher wäre es möglich, viele Seiten mit Erklärungen zu
füllen, und trotzdem hätte ich damit dieses Spiel mit all seinen Variationen
noch nicht umfassend geschildert. Ich beschränke mich darauf, es einen
Reiter-Wettkampf zu nennen, bei dem es im wesentlichen darum geht, möglichst lange auf dem Rücken außerordentlich wilder Pferde zu
bleiben. Es gibt bei diesen Festlichkeiten auch Paraden junger Mädchen in
reichlich kurzen Röcken, es gibt Wettkämpfe, bei denen Cowboys davonsausende
Kälber mit dem Wurfseil einfangen und binnen kürzester Frist gebunden haben
müssen — es gibt auch das Reiten auf Stieren — und anderes mehr.
    Nur
eines ist ein Rodeo wohl nie: langweilig. Meine Erwartungen waren daher
hochgespannt.
    Mr.
Miller hatte die ganze vordere Reihe auf der Tribüne für uns reserviert. Wenn
ich >uns< sage, so meine ich nicht nur Cookie, meine Vorfahren und mich,
sondern auch Zirkus-Joe und Little-Byrd. Es freute mich, daß Mr. Miller seine
Einladung auf diese beiden ausgedehnt hatte — und wenn Little-Byrd auch nur mit
einem dicken Verband um den Fuß kommen konnte
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