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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
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Edelsteine zu retten — aber eben nur scheinbar.
    Würde! Wenn! — Wenn nicht sehr bald ein Wunder geschah!
    Der Sultan mußte eingreifen. Zum Leuchtturm fliegen und versuchen den Scheinwerfer anzustellen? Zu unsicher! Wer wußte, ob er den richtigen Schalter fand, wenn nicht überhaupt alle Kabel zerschnitten waren. Und ob er nicht zuviel Zeit damit verlor, sich den Zugang freizukämpfen? Also mit dem Kapitän reden? Wie aber, wenn ihm dieser nicht glaubte? Es ist für einen Kapitän auf hoher See sicher nicht alltäglich, einem Sultan und einem Löwen auf einem fliegenden Teppich zu begegnen, noch dazu in der Nacht! Vielleicht wurde er für einen Seeräuber gehalten und eingesperrt!
    Wie auch immer, es mußte geschehen.
    Der Butler John hob den Frühstückstisch vorsichtig vom Teppich, damit das kostbare Geschirr nicht herabfiel, und der Sultan und Löwe nahmen rasch Kurs auf die »Columbus« mit ihren vielen Lichtern.
    Lord Pampelmouse bewunderte den gelungenen Abflug. »Wer weiß, ob ich den Teppich zurückgegeben hätte, wenn ich ihn so gut steuern könnte wie der Sultan«, sagte er nachdenklich. »Schließlich hatte ich ihn ja gekauft...«
    »Leider geht eine gestohlene Sache auch dann nicht in das Eigentum eines Käufers über, wenn dieser sie guten Glaubens erworben hat«, belehrte ihn John.
    Lord Pampelmouse lachte und antwortete: »Ich weiß! Es war nur ein Scherz! Du brauchst nicht ganz so korrekt zu sein, lieber John!«

Mißverständnisse

    Es kam genau so, wie es der Sultan befürchtet hatte. Er landete auf der kleinen Plattform vor der Kommandobrücke, auf dem obersten Treppenabsatz. Der Teppich hatte hier fast keinen Platz. Und natürlich stolperte der Kapitän gleich darüber, als er von der Kommandobrücke trat.
    »Sind Sie närrisch?« rief er erbost. »Wieso schleppen Sie einen Teppich hier herauf? Der Aufenthalt auf der Kommandobrücke ist für Passagiere verboten. Wie sehen Sie überhaupt aus? Wir haben doch heute kein Kostümfest? Sie sind wohl betrunken, Herr?«
    »Der Sultan ist nie betrunken!« brummte Löwe. Das hätte er nicht tun sollen, denn dem Kapitän purzelten fast die Augen aus dem Kopf, als er so plötzlich einen ausgewachsenen Löwen vor sich sah! Er war so erschrocken, daß er kein Wort mehr herausbrachte. Mit einem Satz sprang er zur Kommandobrücke zurück und knallte die Tür hinter sich zu.
    Dann telefonierte er durchs ganze Schiff, ließ die Decks räumen, alarmierte die Bordfeuerwehr, daß sie den Löwen einfange, bewaffnete sich mit einer Pistole, die er aus der Schublade zog, und als der Sultan höflichst ans Türfenster klopfte und rief: »Entschuldigen Sie bitte, aber Sie halten Kurs auf die Leuchtturminsel, in wenigen Minuten gibt es einen Schiffbruch!«, da richtete der Kapitän die Mündung der Pistole auf des Sultans Haupt und schrie: »Bleiben Sie draußen, oder ich schieße!«

    Unten donnerten Matrosenstiefel heran.
    »Verschwinden wir lieber! Ich meine, erheben wir uns!« brummte Löwe. Er war beleidigt über die Art, wie ihn der Kapitän begrüßt hatte. Und der Sultan fand es auch nutzlos, sich gefangennehmen zu lassen und zeitraubende Erklärungen abgeben zu müssen. Er klatschte also leise in die Hände, rieb ihre Innenflächen aneinander, und als die Bordfeuerwehrleute ihre Schläuche gegen sie richteten, waren sie bereits wieder viele Meter hoch in der Luft.
    »Begreifen Sie doch: Es geht um Ihr Leben!« rief der Sultan aufgeregt hinab. Nur noch wenige Meter trennten den Dampfer vom seichten Küstenstreifen, er war verloren!

Der Schornsteinfeger

    Was machte Ka?
    Als der Tag verstrich und die Lage immer hoffnungsloser wurde, als schließlich die Nacht hereinbrach — da faßte er sich ein Herz. »Dunkel ist es sowieso«, plapperte er sich Mut zu. Und da die Ofentür nur angelehnt war, gelang es ihm leicht, in das Loch hineinzukriechen. Hier aber — o armer Kakadu! — versank er in einem Aschenhaufen. Grau überstäubte es ihn. »Ph — ph!« Er nieste und hustete. Und wagte einen Luftsprung zu der Stelle, wo das Ofenrohr angesetzt war. Es handelte sich glücklicherweise nur um einen Kanonenofen. Trotzdem war das Rohr zentimetertief voller Ruß. Ka erwog bereits wieder umzukehren — aber dann dachte er, daß er selten Gelegenheit hatte, Schornsteinfeger zu spielen. Wie ein Maulwurf wühlte er sich voran und gelangte an den steil aufsteigenden Kamin.
    Hier hinauffliegen? Das war unmöglich! Er konnte ja kaum die Flügel ausbreiten. Aber wenn er den
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