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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
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gut.«
    »Weg — weg! Du bist ja fürchterlich!« Die Mädchen drehten die Köpfe beiseite, denn ihre Augen wurden feucht. Und das sollte niemand merken.
    »Oh!« König Owigern war entzückt. Sein rundes Gesicht wurde womöglich noch weicher und breiter. »Oh, habt ihr gesagt, ich sei fürchterlich? Fürchterlich? — Wie herrlich!«
    »Schlag uns, hau uns, sperr uns ein!« jammerten sie.
    »Ich weiß, daß ihr das möchtet! Aber ihr seid früher schon zuviel geschlagen worden. Ihr wollt nicht, daß ich gut zu euch bin, denn dann könnt ihr nicht mehr böse sein!«
    »Ach — du lügst!« schrie die Rote. Es war ihr letzter Versuch, ihren Trotz zu retten. »Du tust nur so, als ob du uns lieb hättest, aber später wirst du uns auch bestrafen und verlangen, daß wir um Verzeihung bitten und versprechen, immer ganz brav zu sein. So seid ihr alle! Ihr seid alle durch und durch schlecht und verlogen, ihr Erwachsenen, deshalb muß man euch ärgern und quälen, soviel man kann!«
    König Owigern lächelte freundlich. Er schwebte näher. Er löste ihre Fesseln mit Geisterhänden. Nun standen sie frei da.
    »Warum bindest du uns los? Was geschieht nun?«
    »Nichts! Ihr seid frei!«
    Das war zuviel für die drei! Sie begannen zu weinen und zu schluchzen. Sie heulten Rotz und Wasser. Dabei riefen sie, am ganzen Leibe bebend: »Weg mit dir, geh doch weg! — Du bist entsetzlich!«

Geisterweisheit

    Der gütige König strahlte. Er wendete sich von ihnen ab und schwebte zur Reling, wo er dem erwartungsvollen Gefolge sein seliges Gesicht zeigte. Er breitete seine Arme weit aus und rief: »Ich bin fürchterlich!! Ich bin entsetzlich!! Sie zittern vor Angst! Vor mir! Wir sind erlöst! — Sie sind erlöst!«
    Nun schwoll der Summ-Gesang zu einem mächtigen Brausen an, eine Orgel, deren sämtliche Register gezogen werden. Und eine Stimme klang ganz besonders strahlend. Es war die der Sirene, der Meerfrau mit den Algenhaaren, die entzückt jubelte.
    »Aber«, rief jetzt der Sultan, ergriffen zwar, aber noch nicht überzeugt, »sie müssen doch bestraft werden!«
    »Ihr Trotz ist gebrochen! Strafe erzeugt neuen Trotz. Wenn sie wachsen, werden sie sühnen! Das ist die Weisheit der Unirdischen!«
    Schlug es eins? — Auf einmal wurde der Gespenstergesang leiser, die Gestalten verblaßten.
    »Ach, sehen wir uns denn nie wieder?« fragte der Sultan betrübt.
    »Ich habe Ruhe gefunden!« waren die letzten Worte des Königs. Dann versanken er und seine Untertanen — wohin? Niemand sah es. Viele Geheimnisse nahm er mit sich. Wohin sie gingen und welcher Art die Ruhe war, nach der sie sich so gesehnt hatten...?
    Vielleicht würden sie alle es später einmal selbst erfahren. Allah il Allah!

    Mädchen gut — alles gut

    Nach einer Pause der Besinnung stürmten sie an Bord, Löwe allen voran.
    Die Mädchen erwarteten sie mit gesenkten Köpfen und baumelnden Zöpfen. Es waren bestimmt nicht mehr die gleichen, wenn sie auch die gleichen Kleider trugen. Ihre Augen schimmerten feucht.

    »Ach«, brummte Löwe verwirrt, »sie sehen eigentlich doch meiner süßen Pips etwas ähnlich!« Er tappte zu ihnen, gab jeder einen sanften Nasenstüber: »Na, nun ist ja alles wieder gut«, sagte er.
    »Wir wollten ja gar nicht böse sein — wir mußten es einfach!« flüsterte die Rote, ihre Hand in Löwes Mähne vergrabend.
    Der Sultan schneuzte sich die Nase. Zu dumm, er wußte nicht, was er sagen sollte.
    Statt dessen krähte Ka: »Mädchen gut — alles gut!«
    »Ich denke doch, es heißt: >Löwe gut    Und der Sultan meinte endlich: »Wenn ich den guten König richtig verstanden habe, müssen wir eure Vergangenheit über Bord werfen und eure Zukunft in Ordnung bringen. Nur so können wir den Schaden heilen!«
    »Ja — huck! Guckaus, was meinst du? Dann wollen wir mal zunächst alle die Leuchtturmstube aufräumen!«
    Und so geschah es.
    Und außerdem saßen der Sultan und Löwe die ganze Nacht mit den Mädchen zusammen und sprachen über alles, was notwendig war, über die Rückgabe des Raubgutes und darüber, daß die Mädchen mit nach Sultanien kommen sollten, um dort in einem neuen Zuhause Geborgenheit zu finden.
    Ka, auf des Sultans Schultern, hätte so gern ein schönes Gedicht gemacht, ein mächtig rührendes, aber immer wieder fielen ihm die Augen zu.
    Nur Zie in ihrem Stall meckerte manchmal: »Mähähähä — jetzt haben wir aber einmal für eine lange Zeit genug Aufregung gehabt, und dies soll wieder eine einsame
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