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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
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entsprangen wunderbar klare Quellen, hier wuchsen Hunderte von Dattelpalmen, hier gab es ein kleines Dorf aus Lehmhäusern, hier fanden sie Platz in der Karawanserei.
    Die Tiere drängten sich im Hof zusammen. Und als sich der tiefschwarze Himmel mit seinen Diamantensternen darüberspannte, als ein Feuer in der Mitte prasselte und aus dem Inneren des Gebäudes Flöten und Trommeln erklangen, zu denen die Nomaden ihre schwermütigen Lieder sangen, begann das Kamel zu erzählen.
    Es berichtete von seinem behaglichen Leben am Hofe des Sultans, von den blausamtenen Pantoffeln, die es dort trug; von Löwe, der sein Freund war; von den zahllosen Abenteuern, die sie schon gemeinsam erlebt hatten, und schließlich schwärmte es sogar vom fliegenden Teppich! — »Oh, es ist herrlich, so hoch oben im blauen Himmel zu schweben, ohne Anstrengung Länder und Meere zu überbrücken, tief unter sich die Schiffe, Städte und Menschen zu sehen...«
    »Hast du denn niemals Angst?« fragte ein grauhaariger Esel.
    »Angst? — Was ist das?« brummte das Kamel.
    »Ach, du erzählst uns lauter Lügen und Märchen!« krähte der Hahn aus dem Käfig. »Nur wir Vögel können fliegen, ein Kamel niemals!«
    Da verspotteten alle Tiere das Kamel.
    Beleidigt schwieg es. Wenn ich nur bald erlöst würde, dachte es, warum hat mich Löwe nur noch nicht befreit? Ist es denn für Ka, den flinken Kakadu, so schwer, mich zu finden?
    Es beschloß, fortan zu schweigen und allein vor sich hin zu träumen. Und wenn die anderen Tiere baten, doch weiterzuerzählen — denn wenn auch alles nur Märchen seien, so seien sie doch wenigstens unterhaltsam—, preßte es beleidigt die Lippen aufeinander.

Kopfsprung

    Der Sultan war sehr ärgerlich über sich selbst! Wie konnte er nur den fliegenden Teppich liegenlassen! Er hatte wohl, vor lauter Eifer, die »Hölle« zu kapern, den Kopf verloren.
    Er stolperte unruhig auf der Felsplatte auf und ab, denn er wußte nicht recht, was er nun machen sollte.
    Löwe lag zusammengerollt auf dem Boden, Ka hockte auf seiner Schulter. Beide schlummerten. Onkel Guckaus und Vater Schluckauf reckten ihre steifen Beine und massierten ihre von den Fesseln geschwollenen Gelenke.
    Zie aber, den Schreck noch in den Gliedern, kletterte auf einen Vorsprung, wo die Luft feucht war von den Sprühtropfen der Wellen. Sie reckte das bärtige Kinn in den Wind und lauschte.
    Nicht vergeblich: »Mähähähä!« meckerte sie leise. »Ich höre Geräusche. »Drei unterhalten sich — ein Boot klatscht im Wasser und ein Mast knarrt...«
    Just in diesem Moment ging der Mond auf. Sehr rasch stieg seine weiße Scheibe über den Ozean.
    Und in seinem bleichen Licht sahen sie das kleine Segelboot mit den drei großen Schlapphüten.
    Ka zwickte Löwe ins Ohr, alle eilten auf den Felsen. Die Teufel der Weltmeere saßen eng nebeneinander auf der Bank und brüllten zu ihnen hinüber: »Haha, Opa Sultan! Hast du deine Menagerie um die altersschwache Ziege vermehrt?«
    »Ich werde euch gleich beweisen, wie altersschwach ich bin!« meckerte Zie wütend.
    »Oder pflegst du immer Teppiche gegen Ziegen einzutauschen?« höhnten die Seeräuber weiter. »Du bist ein schlechter Kaufmann! Wir sitzen sehr bequem auf deinem Teppich!«
    »Ihr sitzt darauf?« fragte der Sultan. Er klatschte in die Hände und langsam erhob sich der Teppich mit den drei Gaunern in die Luft.
    »He! Holla! Verdammt! — Was soll das?« riefen diese verblüfft und klammerten sich aneinander.
    Und der Sultan, Onkel Guckaus und Vater Schluckauf lachten, lachten und lachten. Sogar Zie meckerte vergnügt...

    Aber sie freuten sich zu früh. Wieder war es der Rote, der blitzschnell handelte: »Kopfsprung!« befahl er. Drei Körper plumpsten, es klatschte, spritzte und — drei Hüte tanzten auf den Wellen!
    Trotz der vollgesogenen Kleider schwammen die Seeräuber mit kräftigen Zügen zu ihrem Schiff. Zu spät erkannte der Sultan die neue Gefahr, schon erkletterten sie eine Felsklippe, von dort die »Hölle« — und sowie sie die vertrauten Planken unter den quatschnassen Stiefelsohlen hatten, fühlten sie sich wieder als Herren der Lage.
    Sie rissen die Schutzhaube von der Bordkanone und richteten sie auf die Insel.
    Der Sultan dirigierte gerade den Teppich zu sich. Und als dieser neben ihm niederging, krachte bereits der erste Schuß.
    Die Kugel schlug auf, Steinsplitter zischten.
    Doch jetzt ratterte die Turmuhr: Mitternacht.
    Und als ob sie schon ungeduldig gewartet hätten, stiegen König
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