Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Kopf drehte, sah er tröstlich einen leuchtenden Stern über sich. Und in dessen mattem Licht erkannte er auch, daß der Schornstein sehr roh gemauert war, an den vorspringenden Ecken und Mörtelklumpen konnte er sich mit Krallen und Schnabel festklammern und emporarbeiten.
    Er erreichte die frische freie Luft! Ach, da hätte er am liebsten ein lautes Krähen ausgestoßen. Aber zu seinem Schrecken erblickte er auch die Lichter des Dampfers — so nah! Er flatterte auf die oberste Plattform. Hier wußte er Bescheid, weil er früher oft Onkel Guckaus beobachtet hatte, wenn dieser seine Arbeit verrichtete.
    Mit seinem scharfen Schnabel schlug Ka das Glaskästchen ein, hinter dem sich die Schalter befanden, warf den Hebel für den Scheinwerfer herum und drückte das Knöpfchen des Nebelhornes ein.
    Der Scheinwerfer in der Glashaube des Leuchtturms flammte auf, so nah, riesengroß und grell, daß der Kapitän zusammenzuckte und gerade noch »Volle Kraft zurück! Steuer hart backbord!« befehlen konnte. Gleich darauf heulte auch das Nebelhorn.
    So wurde der Luxus-Passagierdampfer »Columbus« in letzter Sekunde gerettet.

Schlimme Vergeßlichkeit

    Die Teufel der Weltmeere aber befanden sich bereits in ihrem Ruderboot, mit dem sie die gestrandeten Schiffe anzusteuern pflegten. Alles hatte ja wie gewohnt und wie geplant geklappt — bisher!
    Sie freuten sich schon diebisch!
    Da! Die Nebelsirene gellte, und der Scheinwerfer blitzte auf!
    Wer durchkreuzte ihre Pläne? — Zurück! Die Pistolen saßen locker.
    Sie ruderten zurück und stürmten über die Wiese in den Leuchtturm.
    Dort aber fanden sie niemanden! Obwohl sie unter das Bett krochen, Tischdecken und Kissen herumwirbelten, den Schrank ausräumten und die Wäsche an die Wände knallten...
    Ka war längst davongeflogen. Er hatte den Teppich für den Bruchteil einer Sekunde im Scheinwerferlicht gesehen, schnell wie ein Pfeil war er dort...
    Löwe verwechselte ihn zuerst mit dem Raben aus Neulöwenburg und fragte: »Ach, Ra! Wo kommst du denn her?«
    Aber Ka rief: »Ich bin weder ein Papagei noch Ra, sondern immer noch der Ka. Aber rasch! Die Seeräuber sind gerade im Leuchtturm!«
    Der Sultan verstand. Gedankenschnell ging der Teppich im Hafen nieder, sie lösten die Taue der »Hölle«, setzten die Segel — und rauschten davon.
    Zunächst so langsam, daß es zum Verzweifeln war. Nur millimeterweise verbreiterte sich der Spalt zwischen der Bordkante und der Hafenmole — aber dann packte der Wind zu.
    »Hurrah!« brüllten, riefen, krähten sie.
    »Jetzt befreien wir die Gefangenen!« jubelte der Sultan.
    Als Löwe seinen dicken Kopf zwischen Tür und Wand in die Kajüte steckte, nachdem den Gefangenen die Fesseln abgenommen worden waren, meckerte Zie erleichtert: »Löwe gut — alles gut!«
    »Wieso?« brummte Löwe glücklich. »Ich habe doch fast gar nichts getan!«

Eine schlimme Entdeckung

    Es erforderte das ganze seemännische Können des Sultans, die »Hölle« in der Finsternis zwischen den Felsblöcken vor der Mitternachtsinsel zu verankern. Zum Glück aber hatte er mit Onkel Guckaus und Vater Schluckauf zwei erfahrene Seebären an Bord.
    Lord Pampelmouse und John halfen vom Land aus. Dann sprangen Befreier und Befreite von Bord.
    Sie klopften sich noch einmal reihum auf die Schultern — soweit das eben möglich war, denn Ka mußte mit einem freundschaftlichen Halskraulen fürliebnehmen. Ja, Ka! Wer ihn anfaßte, hatte natürlich danach schwarze Hände, aber es war ja so dunkel, daß niemand es bemerkte.
    Später begab sich Lord Pampelmouse mit John an Bord der »Hölle«, und das erste, worüber er fast stolperte, war der Koffer mit Reiseandenken, der ihm gestohlen worden war. Nun war die Freude doppelt groß, und es fiel dem Lord noch leichter, auf den Teppich zu verzichten.

    »Ist der Koffer wieder da,
    freut der Lord sich — und der Ka!«

    dichtete der unverwüstliche Vogel rasch. Seine Lordschaft aber machte Abreisepläne. Er wäre nun sehr gern nach Pampelmouse-House zurückgekehrt — aber wie? Auf dem Teppich? Nein, den brauchte der Sultan. Mit der »Hölle«? Ein so großes Segelschiff, das ihnen nicht gehörte, genausowenig wie die vielen geraubten Dinge, die sich darauf befanden?
    »Nehmen Sie meine Jacht!« schlug der Sultan vor. Er ließ sich auf einem Felsen nieder und baumelte mit den kurzen Beinen. »Ich brauche sie jetzt nicht mehr, es wäre mir sogar lästig, sie nach Hause fahren zu müssen, anstatt heimzufliegen. Irgendwann bringen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher