Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
Vom Netzwerk:
dröhnt Last Christmas . Dann rauscht es auch dort.
    »Anna«, höre ich Rosalies Stimme von fern. »Bist du noch dran ?«
    Ich nicke.
    »Anna ?«
    »Ja«, flüstere ich.
    »Es tut mir so leid.«
    Ich drehe den Schlüssel im Schloss herum, der Motor verstummt. Die einzigen Geräusche, die ich jetzt noch wahrnehme, kommen aus dem Gerät, das ich an mein Ohr presse. Feuchte Kälte kriecht von meinen Fingerspitzen in meine Glieder und breitet sich in meinem Körper aus. Alle meine Hoffnungen verpuffen auf einen Schlag, zurück bleibt ein Kloß in meiner Brust, der immer größer wird.
    »Was soll ich denn jetzt tun ?«, wimmere ich.
    »Da ist, ehrlich gesagt, noch was. Ich sag’s am besten gleich, sonst trau ich mich nachher nicht mehr.«
    Rosalie macht eine Pause, und ich höre, wie sie den Wasserhahn auf- und wieder zudreht.
    »Es ist so … diese Frau, ich meine, das Mädchen, mit dem David, also …«
    »Was ?«, flüstere ich.
    »Also, die Frau, die hier neben David steht, die ist …«
    »Was ?«, rufe ich in einer Lautstärke, die mich selbst überrascht. »Was ist mit ihr ?«
    »Sie ist … schwanger.«

Fünfzehn
    E r st bin ich auf dem Fahrersitz zusammengesackt, dann habe ich den Beifahrersitz bis zum Anschlag nach hinten geschoben und mich auf der Matte im Fußraum zusammengerollt. Mein Herz blutete, das Atmen tat weh. Ich wollte für immer dort liegen bleiben.
    Wäre ich auch, hätte nicht ein alter Mann, den ich im ersten Moment für Richard hielt, mit seinem Spazierstock unnachgiebig gegen die Beifahrerscheibe geklopft. Er hörte erst damit auf, als ich die Tür einen Spaltbreit öffnete. Sofort riss er sie ganz auf und zog mich keuchend erst auf den Sitz, dann aus dem Auto. Um gegenzuhalten, drückte er die Spitze seines Spazierstocks ins Sitzpolster. Ich fühlte mich wie eine Marionette. Als ich auf wackligen Beinen stand, verließen ihn seine Kräfte, und er plumpste neben mir auf den Bürgersteig. Nun war es an mir, ihn wieder hochzuhieven, und ich hatte Sorge, ihm die dünnen Knochen zu brechen.
    »Junge Frau, ich dachte, Sie wären tot ! Haben Sie kein Zuhause ?« Er klopfte sich die braune Cordhose ab. »Ist das Leben so schrecklich, dass Sie hier im Auto schlafen müssen ?«
    »Schrecklicher«, presste ich hervor.
    »Dann tun Sie etwas dagegen.« Er stampfte mit dem Spazierstock auf den Boden. »Na los !«
    Als ich mich nicht rührte, spazierte er kopfschüttelnd von dannen.
    Einsam stehe ich neben meinem Mini und versuche nachzudenken. Es erscheint mir wichtig, die Fakten sortiert zu bekommen. Auch wenn ich mich am liebsten wieder im Fußraum zusammenfalten und für immer verdrängen würde, dass David eine neue Freundin hat. Schon wieder diese Herzstiche. Mein ganzer Körper schmerzt. Wenn ich mir vorstelle, wie David sie aus seinen blauen Augen ansieht, ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht und sie auf die Stirn küsst, möchte ich auf der Stelle sterben.
    Aber irgendwie möchte ich auch verstehen, wie es überhaupt sein kann, dass diese Frau schwanger ist. Und dass man bereits jetzt einen Bauch sieht. Das kann doch nach maximal einem Monat und dreizehn Tagen Schwangerschaft gar nicht sein. Ich merke, dass mein Gehirn nicht so will, wie ich es will, denn mir geht partout nicht auf, warum da ein Bauch ist.
    Ich rufe Ina an, die hatte sicherlich nicht in ihrem Grundschulzeugnis stehen: »Sie bemüht sich redlich, aber logisches Denken liegt ihr noch fern.«
    Nach dem fünften Klingeln nimmt sie ab, im Hintergrund höre ich Piet oder Paul oder beide auf einem Glockenspiel herumhämmern. Ich schildere ihr die Situation so nüchtern, wie ich kann, und Ina hält sich, wie erwartet, ebenfalls nicht mit Beileidsbekundungen auf.
    »Es gibt genau zwei Möglichkeiten«, sagt sie und klappert mit Geschirr. »Entweder hat David dich mit dieser Frau betrogen und sie geschwängert, als ihr noch zusammen wart.«
    Nein !
    »Das würde auch erklären, warum dein Babythema für ihn ein rotes Tuch war.«
    Ich will das gar nicht hören.
    »Oder sie ist nicht von David schwanger, sondern von einem anderen Mann.«
    Das klingt schon besser.
    »Was die Sache allerdings nur geringfügig verbessert. Denn wie verliebt muss David sein, dass er sich mit einer Frau einlässt, die bald ein Baby bekommt ? Er müsste sich doch automatisch auch um das Kind kümmern. Vielleicht würde es ihn sogar Papa nennen.«
    Nein !
    Ich möchte schnell auflegen und mein Gehirn ausknipsen oder David wie in dem Film Vergiss
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher