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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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Stück habe, und finde sie schließlich im Kleiderschrank unter den Gürteln. Macht ja auch Sinn. Zu den halboffenen Buxen kann ich dann natürlich nichts tragen, was man in den Bund stecken muss, die Blusen würden in diesem Fall also schon mal rausfallen. Ich lege die Rollkragenpullis zu den Hosen, ich muss das alles noch mal anprobieren.
    Klaus 1 war ein vollkommen anderes Kaliber als Klein-Klaus. Er war groß, breitschultrig und lud mich den ganzen, sehr langen Abend über ein.
    »Ich bin Manager«, erklärte er. »Mit dreißig wollte ich meine erste Million gemacht haben …« Er sah mich mit einem auffordernden Nicken an.
    »Und ?«, fragte ich.
    »Ich war drei Jahre zu früh dran«, sagte er voller Stolz und nickte mir erneut zu.
    »Echt ?«, fragte ich und kam mir ziemlich doof dabei vor.
    »Unglaublich, oder ? Mit dreißig war ich sogar schon mehrfacher Millionär.« Er zog zufrieden an seiner Zigarette, als wäre es eine dicke Zigarre, und warf sich im Spiegel hinter der Bar einen verliebten Blick zu.
    »Was bist du denn für ein Manager ?«
    »Ach, das ist schwer zu erklären. Zu kompliziert für den Laien. Aber einen Tipp gebe ich dir, für den Fall, dass du doch noch mal was aus deinem Leben machen willst: Mach es so wie ich !«
    Diesmal prallte sein Nicken an mir ab. Ich war schon zu müde, um nachzufragen, was das genau heißen sollte. Doch Klaus 1 erzählte es mir natürlich auch ungefragt.
    »Wie war dein Date ?« Ina schiebt die Röcke zur Seite und pflanzt sich mit dem Zitronen-Ingwer-Tee, den sie aus ihrer Wohnung mitgebracht hat, auf mein Bett. »Bist du endlich zum Zug gekommen ?«
    Ich schäle mich aus meinem Rollkragenpullover, der sich wie ein Ganzkörperkondom anfühlt und kratzt. Die beiden Pullis sind eindeutig zu eng für die Hosen, die Sicherheitsnadel zeichnet sich deutlich ab. Hatte ich diese Erkenntnis nicht schon vor der letzten Messe ?
    »Ach, nicht der Rede wert«, sage ich und spiele mit der Sicherheitsnadel herum.
    »Ist also wieder nichts gelaufen ?« Ina schiebt sich die schwarzen Haare hinters Ohr. Wenn sie frisch gefärbt sind, haben sie immer einen leichten Blaustich.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Du hättest doch wenigstens mit ihm schlafen können.«
    »Ja, stimmt, das hätte ich wenigstens machen können.« Ich verdrehe die Augen und überlege, ob Klaus 3 wohl beim Orgasmus piepst. Igitt, das will ich mir gar nicht vorstellen.
    »Wieso machst du es nicht so wie ich ? Krallst dir einfach irgendeinen Mann – nicht gerade einen Alkoholiker oder Junkie oder so –, lässt es ein paar Mal über dich ergehen, und wenn du schwanger bist, schießt du ihn ab. Zweck erfüllt.«
    »Weil ich zufälligerweise nicht nur ein Kind, sondern erst mal einen Mann will ? !«
    Und unter gar keinen Umständen möchte ich wie Ina alleinerziehend sein. Ich wünsche mir nämlich vor allem einen Mann für mich selbst. Na, und später will ich mit diesem Mann ein Kind haben, oder zwei oder … Wenn ich nicht gerade, wie heute, unglaublich glücklich bin, allein zu sein.
    »Einen Mann !« Ina lacht laut auf. »Und wofür, wenn ich fragen darf ? Um jemanden zum Streiten zu haben ? Um dich zu langweilen ? Oder um auf deiner Telefonrechnung 0190er-Nummern zu finden ?«
    Ich ziehe die Bleistiftröcke unter Inas Beinen weg. Die kann ich zu den Rollkragenpullis auch nicht tragen. Die Röcke sind beide zu lang. Ich muss sie hochziehen, bis kurz unter die Brust, dann haben sie unten Knielänge und verdecken auch den Bauch ganz gut. Ich kann die Pullis also nicht in den Rock stecken, denn dann sähe man ja, dass auf die Brust direkt der Rockbund folgt, mein Oberkörper wäre ultrakurz. Und für über den Rock sind sie wiederum zu lang, weil sie bis unterhalb des Pos gehen, was auch komische Proportionen macht.
    Ina hält die beiden Flatterröcke hoch und grinst. »Ganz schön esomäßig.«
    Ich greife nach den Röcken.
    »Nicht alle Männer rufen bei 0190er-Nummern an.«
    Ich habe einfach nichts zum Anziehen !
    »Die Männer, die ich kenne, schon.«
    »Komisch«, sage ich, »und alle, mit denen du zu tun hast, sind über sechzig. Die Jüngeren gehen dafür ins Netz.«
    Ina arbeitet nämlich bei einer Sexhotline. Die Männer, die sie anrufen, stellen sich vor, ihre allzeit bereite Gesprächspartnerin wäre wie in den Anzeigen mit riesigen Brüsten und einem stets weit geöffneten Mund gesegnet. Ina hat kleine Brüste, wie ich, und hängt beim Telefonieren gerne nebenbei Wäsche auf. Rosalie, meine beste
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