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Löffelchenliebe (German Edition)

Löffelchenliebe (German Edition)

Titel: Löffelchenliebe (German Edition)
Autoren: Julia Kaufhold
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Richard auf ein Normalmaß geschrumpft, und meine Liebe zu David musste gar nicht erst wachsen, sie musste nur vom stinkenden Babypipi befreit werden.
    Jetzt wäre der richtige Augenblick, um das Blaulicht hervorzukramen, bei voller Fahrt aus dem Fenster zu greifen und es aufs Dach zu setzen. Denn hier komme ich, Anna Brix, im Einsatz für die Liebe. Kai Pflaume, ich brauche dich nicht mehr, ich habe jetzt meine eigene Show. In der Stresemannstraße wird mein Miniatur-Love-Caravan geblitzt, ich grinse und mache ein Peace-Zeichen in die Kamera.
    Als ich schließlich in die Thadenstraße einbiege und mit quietschenden Reifen vor Davids Haus zum Stehen komme, ist es allerdings dahin mit meinem Mut. Soll ich jetzt einfach bei ihm klingeln ? Ja, und was soll ich da sagen ?
    Kai Pflaume, vielleicht könnte ich doch kurz auf dich zurückgreifen ? Warte, ich kämme mir noch schnell die Haare, dann bin ich bereit für die Aufnahme der Videobotschaft. »Mein geliebter David«, würde ich mit ernster Miene in die Kamera sprechen, »bitte verzeih mir. Ich war wie besessen von dem Wunsch, ein Kind zu bekommen, da habe ich das Einzige, was zählt, aus den Augen verloren: unsere Liebe. Bitte, gib uns noch eine Chance, ich würde auch auf der Nur-die-Liebe-zählt-Bühne für dich singen. Oder im Fußballstadion, wenn du da mal hingehst. Meinetwegen mit Ultraschallpfeifenuntermalung, damit die Fledermäuse auch etwas davon haben. Denn: Love is all you need. «
    Oh Mann, ich weiß wirklich nicht, wie ich David gegenübertreten soll. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was er denkt und ob er mich überhaupt noch will. Vielleicht ist er mittlerweile froh, mich los zu sein. Na ja, aber eigentlich sollte er auch dann erfahren, was ich denke, oder ?
    Entschlossen springe ich aus dem Wagen und überquere mit großen Schritten die Straße. Ich vermeide den Blick nach oben zu Davids Fenster. Die Namen auf dem Klingelschild sind noch immer kaum zu entziffern, der Tesafilm wird nicht mehr lange halten. Ich streiche über das verblichene Kohen, ohne die Klingel zu drücken. Gnadenfrist, denke ich, als mein Handy klingelt. Es ist Rosalie.
    »Hey Rosalie«, flüstere ich, »ich stehe gerade vor Davids Haustür und werde jetzt bei ihm klingeln. Alles wird gut, oder ?«
    »Ähm, na ja, also …« Rosalie flüstert auch.
    Im Hintergrund läuft laute Musik, irgendetwas Weihnachtlich- Rockiges, was wir beide nicht mögen.
    »Alles wird gut, oder ?«, flüstere ich noch mal. Etwas Zuspruch könnte ich jetzt wirklich gut vertragen.
    »Anna, David ist hier«, flüstert Rosalie eindringlich zurück.
    »Wo, hier ? Im Rosalies ? Na, wenn das kein Zeichen ist ! Dann werde ich meine Mission eben vor aller Augen zu einem Ende bringen. Wie praktisch, dann habe ich gleich dich als Unterstützung da, wenn ich nicht mehr weiß, was ich sagen soll. Bin schon auf dem Weg.«
    Ich renne über die Straße und mache einen Satz zurück, weil ich das Auto von rechts nicht gesehen habe. Der Fahrer zeigt mir einen Vogel. Rosalie sagt etwas, das ich wegen des Autolärms nicht verstehe.
    »Kannst du ein bisschen lauter sprechen ?«, rufe ich.
    »Vielleicht ist es besser, wenn du nicht herkommst«, flüstert sie, diesmal mit Ton.
    »Wieso denn ? Ich sitze schon im Auto.« Ich schwinge mich auf den Sitz und stecke den Schlüssel ins Schloss.
    »David … Er ist nicht allein.«
    »Nicht allein ? Ist Malte bei ihm ? Oh nee, auf den hab ich ja jetzt überhaupt keine Lust. Na ja, was soll’s, es gibt Wichtigeres.«
    Ich starte den Motor und höre, wie Rosalie laut ein- und ausatmet.
    »Anna, es ist nicht Malte. Es ist … eine Frau.«
    Eine Frau ?
    Mein Herz setzt einen Schlag aus, aber dann fallen mir die vier Mädels ein. »Ach, das ist bestimmt Lena, Lea, Lara oder Laura. Ist sie ziemlich jung und blond ? So der Indie-Typ ?«
    »Ja, sie ist jung und blond, aber kein Indie-Typ. Sie trägt ein Leopardentop.«
    »Ein Leopardentop ?« Gibt es das überhaupt noch zu kaufen ?
    »Anna, hör mal, David und sie, die beiden scheinen so etwas wie ein Paar zu sein.«
    Ich mache laut La la la, der Motor des Minis zuckelt vor sich hin. Nein, das kann nicht sein.
    »Vielleicht kennen sie sich gar nicht und stehen nur zufällig nebeneinander«, starte ich einen kläglichen Versuch.
    Rosalie stöhnt leise. »Sie haben sich geküsst !«
    Geküsst. Das Wort schwirrt in meinen Ohren. Es schwirrt und rauscht, und die Straße verschwimmt vor meinen Augen. Ich blicke ins Nichts. Aus dem Handy
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