Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
hinten zu kommen«, stellte Dale zweifelnd fest.
    »Nein, ich bin ganz sicher, daß es aus dieser Wohnung kam«, beharrte ich und blinzelte Elsie verstohlen zu.
    »Ja, es kam von hier«, unterstützte sie mich.
    Dale zögerte einen Augenblick, ging dann zur Tür und hämmerte laut dagegen.
    Keine Antwort.
    Er schlug nochmals mit der Faust gegen die Tür.
    Einen Augenblick später wurde sie geöffnet. Durch den Türspalt lugte eine Frau, die offensichtlich in aller Eile irgendein Kleidungsstück über den nackten Körper geworfen hatte.
    »Was soll das?« fragte sie grimmig. »Was wollen Sie?«
    »Polizei«, gab Dale zur Antwort. »Wir untersuchen eine Ruhestörung.«
    »Hier gibt es keine Ruhestörung.«
    »Haben Sie nicht eben geschrien?«
    »Ich und geschrien? Ganz gewiß nicht.«
    »Dann entschuldigen Sie bitte. Aber —«
    Die Tür wurde ihm vor der Nase zugeschlagen.
    Dale sah mich an. »Allmählich beginne ich die Gefühle zu begreifen, welche man bei der Polizei von Los Angeles Ihnen gegenüber hegt, Lam. Sie haben sehr wohl gewußt, daß dieses Schreien nicht aus diesem Apartment kam. Was soll das? Wofür wollen Sie Zeit gewinnen?«
    »Ich kann mich doch mal irren«, entschuldigte ich mich.
    »Und Sie können mich auch an der Nase herumführen«, antwortete er.
    Er schritt nun eilig zum Apartment Nr. 6 19 und drückte auf den Klingelknopf.
    Nichts geschah.
    Nach einem Augenblick klopfte er hart und energisch mit den Knöcheln der Hand gegen die Tür, jetzt ganz Polizeibeamter. »Aufmachen!« rief er drohend.
    Einen Augenblick war nichts zu hören, dann wurde die Tür aufgerissen.
    Vor uns stand Bertha Cool mit gerötetem Gesicht und sagte: »Kommen Sie herein und stehen Sie nicht mit offenem Mund im Flur herum.«
    In einer Ecke des Zimmers schluchzte Vivian Deshler hysterisch. Das Kleid war ihr vom Leib gerissen, der Büstenhalter bedeckte nur notdürftig ihre Formen.
    »Wer sind Sie?« fragte der Polizeichef Bertha.
    »Ich bin Bertha Cool, die Partnerin von Donald Lam«, antwortete sie. »Und dieses kleine Miststück hier wird Ihnen jetzt ein Geständnis ablegen, daß sie mit einem Mann namens Dudley Bedford in einen Bankraub draußen in Nord-Hollywood verwickelt ist. Die beiden haben etwa vierzigtausend Dollar in bar erbeutet. Das Geld befindet sich irgendwo hier in der Wohnung. Wo ist es, mein Schätzchen?«
    Vivian Deshler legte schützend beide Hände vor ihr Gesicht und murmelte nur: »Hören Sie jetzt auf. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    Bertha Cool schob ihre massige Gestalt drohend an Vivian heran. »Wo steckt das Geld, mein Schätzchen?«
    »In einem Koffer drüben im Schrank!« schrie Vivian gellend. »Rühren Sie mich nicht an!«
    »Wollen mal im Schrank nachsehen«, sagte Bertha ganz sachlich. Sie watschelte hinüber, zog einen Morgenrock heraus und warf ihn Vivian zu.
    »Hängen Sie sich den über, falls Sie so etwas wie Schamgefühl haben sollten.«
    Dale sah Bertha, dann Vivian Deshler und schließlich mich an. »Und wer hat Holgate ermordet?« fragte er.
    »Müssen Sie da noch fragen?« antwortete ich. »Den Büstenhalter haben Sie doch heute schon mal gesehen. Sie hatte reichlich Gelegenheit, alle nur erdenklichen Informationen aus Maxton herauszuholen — mit Cocktailparty und all dem Zauber, den sie sonst noch brauchte.«
    Dale wandte sich an Bertha Cool. »Sind Sie imstande, das Mädchen daran zu hindern, daß es entwischt?«
    »Ob ich dazu imstande bin? Mein Lieber, wenn ich will, flattert die nicht einmal mehr mit den Augenlidern«, sagte Bertha. »Sie soll nur mal versuchen, mir zu entkommen.«
    »Dann ernenne ich Sie hiermit offiziell zur Hilfspolizistin«, schnarrte Dale mit amtlicher Stimme. »Ich werde mir inzwischen mal den Inhalt des Koffers ansehen.«
    In zwei Minuten war er wieder da. Im offenen Koffer lagen, fein säuberlich geschichtet und gebündelt, die gestohlenen Banknoten.
    In diesem Augenblick hörte man, daß sich ein Schlüssel im Schnappschloß der Wohnungstür drehte.
    Vivian Deshler holte tief Luft, um einen warnenden Schrei auszustoßen.
    Bertha Cool versetzte ihr einen Hieb in die Magengrube, der ihr die Luft nahm. Sie fiel zusammen wie ein defektes Akkordeon.
    Die Tür sprang auf, und Dudley Bedford trat ins Zimmer, lächelnd und Wohlwollen ausstrahlend.
    Mit einem Blick erfaßte er, was geschehen war, und griff nach seiner Pistole.
    Dale verpaßte ihm rechtzeitig einen Schlag auf die Kinnspitze. Während Bedford noch taumelte, hatte Dale schon seine Dienstpistole
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher