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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel
Autoren: A. A. Fair
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eingelassen zu haben, damit es so aussehe, als ob Ihr Wagen mit seinem kollidiert wäre. Damit sollte Holgate ein Alibi verschafft werden. Übrigens, falls es Sie interessieren sollte: Ich habe ein Abhörgerät gebraucht, als Sie vorhin wegen angeblichen Unwohlseins im Badezimmer waren. Sie haben mit jemandem telefoniert und ihn um Rat gefragt, was Sie tun sollten. Wer war das, wenn ich fragen darf?«
    »Mein Anwalt. Im übrigen haben Sie gar kein Recht, eine Unterhaltung mit einem Anwalt zu belauschen. Ich muß Sie bitten, meine Wohnung sofort zu verlassen.«
    »Wenn Sie darauf bestehen, gehe ich«, antwortete Dale. »Aber ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß das einer Kriegserklärung gleichkommt. Noch haben Sie eine Chance, mit der Wahrheit herauszurücken.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn Sie jetzt die Geschichte wahrheitsgemäß erzählen, mache ich Ihnen keine Schwierigkeiten, und Sie kommen ziemlich ungeschoren davon. Andernfalls erhält die Sache einen streng amtlichen Charakter, und Sie müssen mit einer Anzeige rechnen.«
    Sie biß sich auf die Lippen, zögerte einen Augenblick und schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts zu erzählen«, sagte sie.
    »Ich glaube aber doch.«
    Erneut überlegte und zögerte sie. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und sagte: »Also gut. Wenn Sie die Wahrheit hören wollen, will ich sie Ihnen erzählen.«
    »Das klingt schon besser.«
    Vivian Deshler warf mir einen giftigen Blick zu und begann: »Die ganze Geschichte geht letzten Endes auf diesen Mann zurück, den Sie mitgebracht haben, auf Donald Lam.«
    »Und wie ist er in diese Geschichte hineingeraten?«
    »Ganz einfach. Er wahrt die Interessen der Versicherungsgesellschaft, die ihn beauftragt hat. Er hat Lorraine Robbins bestochen, ich meine die Sekretärin von Holgate. Sie sollte aussagen, sie habe Holgates Wagen nach vier Uhr gesehen, und da sei er noch in Ordnung gewesen. Dieser ganze Fall stinkt wahrlich nach übelster, schmutzigster Korruption, vom Anfang bis zum Ende. Er hat Zeugen eingeschüchtert, er hat Leute bestochen, und nicht zuletzt hat er auch glatt einen Meineid geschworen. Er hat geschworen, er sei Zeuge eines Unfalls gewesen, den er gar nicht gesehen hat... Dieser Unfall ist genauso abgelaufen, wie ich ihn geschildert habe. Ich würde Ihnen raten, lieber mal zu Lorraine Robbins zu gehen und ihr die Hölle heiß zu machen. Dann werden Sie herausfinden, daß sie und Lam die ganze Sache von Anfang an ausgebrütet haben. Und noch eins: Donald Lam war schon in Holgates Büro, bevor er sich mit Lorraine Robbins in Verbindung setzte und sie mit dem Vorwand dorthin lockte, man sollte nach Holgate sehen. Ich glaube, er hat einen Komplicen. Wer das war, das weiß ich nicht. Aber das sind die nackten Tatsachen, und ich habe nicht die geringste Lust, mich wegen irgendeines Mörders herumstoßen zu lassen, der sich auf meine Kosten freikaufen will. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Mr. Dale. Aber das ist die letzte Erklärung, die ich abzugeben gedenke. Ich hatte nicht beabsichtigt, so weit zu gehen, weil ich nicht gern jemanden eines Verbrechens beschuldige. Ich werde jetzt meinen Anwalt zu Rate ziehen und nur noch in seiner Gegenwart aussagen.«
    Sie stand auf. »Es tut mir leid, daß ich so kurz und bündig sein muß, Mr. Dale. Unser Gespräch ist jetzt beendet.«
    »Nun regen Sie sich bitte nicht weiter auf, Miss Deshler«, antwortete Dale besänftigend. »Ich versuche doch nur —«
    »Tut mir leid, aber Sie haben mein Wort in Zweifel gezogen. Ich habe jetzt gemerkt, daß die ganze Sache nur von Mr. Lam eingefädelt und aufgerührt worden ist. Mein Gott, wenn ich daran denke, wem Sie da Glauben schenken: einem Mann, der unter falschen Angaben Geld erschlichen hat; der eine falsche eidesstattliche Erklärung abgegeben hat; der jeden nur erdenklichen schmutzigen Trick angewendet hat, um mich zu verleumden, damit die Versicherungsgesellschaft, die ihn bezahlt, ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen braucht.
    Ich muß mich doch sehr wundern, daß ein Polizeibeamter mit Ihrer Erfahrung auf solche Sachen hereinfällt. Denken Sie nur einmal darüber nach, was er für ein Interesse in dieser Sache hat und worauf er abzielt. Er ist ein Mörder, der versucht, seine Spuren mit spitzen Nägeln zu verwischen, über die andere stolpern. Du meine Güte! Sie sind auf einen der ältesten Tricks in der Geschichte der Kriminalistik hereingefallen. Jetzt aber müssen Sie mich entschuldigen. Ich — ich muß ins
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