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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel
Autoren: A. A. Fair
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werde? Ich bin es bereits, und nicht zu knapp.«
    »Jetzt laß uns aber mal vernünftig miteinander reden, Donald. Ich suchte nämlich aus einem bestimmten Grunde nach dir, und als in deinem Büro niemand ans Telefon kam, wurde ich ungeduldig.«
    »Schon gut. Elsie hat mir nur das neue Ablagesystem erklärt.«
    »Du mußt doch zugeben, daß es keinen guten Eindruck macht, wenn ich einen Klienten im Büro habe, dem ich meinen Partner vorstellen will, und an deinem Apparat meldet sich niemand, weder mein Partner noch seine Sekretärin. Was blieb mir da übrig, als euch suchen zu gehen? Und da muß ich dann feststellen, daß ihr beide, während im Büro ein Klient vor Ungeduld seinen Stuhl abwetzt, im Wandschrank herumschmust.«
    »Wir haben nicht herumgeschmust«, protestierte ich.
    »Na, gar so abwegig ist der Gedanke wohl nicht. Wenn ich an die Blicke denke, mit denen ihr euch manchmal anschaut...«
    »Meine liebe Bertha«, unterbrach ich sie, »wenn in deinem Büro ein ungeduldiger Klient sitzt, dann wäre es wohl das gescheiteste, wenn wir zu ihm gingen. Solltest du weiterhin darauf bestehen, Bemerkungen über unsere persönlichen Beziehungen zu machen, dann kannst du das in Form eines schriftlichen Memorandums tun, das wir dann...«
    »Schon gut, schon gut«, wehrte Bertha gereizt ab. »Gehen wir. Elsie, Sie schließen diesen verdammten Schrank ab, und du, Donald, kommst mit zu unserem neuen Klienten. Der bringt uns genau die Arbeit, die wir brauchen. Eine höchst lohnende Aufgabe.«
    Bertha drehte sich um und watschelte den Flur entlang. 165 Pfund Lebendgewicht, ausgestattet mit der sprungbereiten Kraft und Hartnäckigkeit einer Bulldogge, einem Temperament, das sich durch die leiseste persönliche Bemerkung provozieren ließ, voller Habgier und listiger Beobachtungsgabe. Alles in allem: eine explosive Kombination von Charaktereigenschaften, die für ihre Mitarbeiter allerdings dadurch gemildert wurde, daß Bertha in schwierigen Situationen mit unbedingter Loyalität zu ihren Leuten hielt.
    Vermutlich wäre unsere geschäftliche Partnerschaft schon längst aufgeflogen, wenn sie nicht so gewinnbringend gewesen wäre. Geld auf dem Bankkonto stellte das überzeugendste Argument in Berthas Leben dar. Kam es zu einer Auseinandersetzung mit drohender Auflösung der Partnerschaft, dann genügt der Gedanke an diese Tatsache, selbst Berthas aufwallendes Temperament zu zähmen.
    Als ich sie eingeholt hatte, sagte sie: »Es handelt sich um eine Versicherungsgesellschaft, die sich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken trägt, uns Aufträge zu erteilen. Das sind Geschäfte, die gutes Geld bringen, Donald, nicht solche blindwütigen Schießereien, in die du bisher hineingeraten bist.«
    »Darf ich dich bescheiden daran erinnern, daß diese Schießereien uns eine ganz beachtliche Summe eingebracht haben?« warf ich ein.
    »Beinahe zuviel, möchte ich sagen. Ich bekomme allmählich Angst, daß wir zu große Risiken eingehen. Deshalb ist dieser Auftrag, den Hawley uns bringt, gerade das Richtige.«
    »Na schön«, antwortete ich. »Wer ist dieser Hawley?«
    Wir blieben für einen Augenblick vor der Tür zum Büro stehen, und Bertha klärte mich in kurzen Worten auf.
    »Lamont Hawley ist Leiter der Erstattungsabteilung der Versicherungsgesellschaft Consolidated Insurance. Er wird dir alles selbst erklären. Sei freundlich zu ihm, Donald. Solche Aufträge wie diesen können wir wirklich gebrauchen.«
    »Und was springt dabei für uns heraus?« fragte ich.
    »Hundert Dollar pro Tag plus Spesen. Eine Garantie für mindestens zehn Tage. Außerdem dürfen wir so viel Leute einsetzen, wie die Aufgabe erfordert.«
    »Und wieviel Leute können wir uns zu diesem Preis leisten?«
    »Einen«, antwortete sie, mich mit ihrem Blick durchbohrend, »und zwar dich.«
    Damit stieß sie die Tür auf, stampfte durch das Empfangszimmer und trat in ihr Privatbüro ein.
    Der Mann, der sich bei ihrem Erscheinen von seinem Sessel erhob, war groß und schlank, mit klugen Augen in einem schmalen Gesicht: der typische leitende Angestellte oder Prokurist einer angesehenen Großfirma.
    »Darf ich Ihnen meinen Partner Donald Lam vorstellen?« führte Bertha mich ein. »Und das hier ist Mr. Lamont Hawley von der Consolidated Insurance.«
    Hawley schüttelte mir die Hand. Die Andeutung eines Lächelns war nichts weiter als eine Geste der Höflichkeit. Seine Augen hatten keinen Anteil daran.
    »Habe schon viel über Sie gehört, Mr. Lam«, sagte er.
    »Soso.
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