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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel
Autoren: A. A. Fair
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ich:
    »Es ist wegen des einen Verkäufers. Ich muß mit ihm sprechen, aber nicht, wenn so viele Leute herumstehen und so ein toller Betrieb da drinnen ist.«
    »Das kann noch eine ganze Weile dauern«, antwortete sie. »Warum suchen Sie ihn nicht lieber nach Dienstschluß auf?«
    »Wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben.«
    Ihre Augen sahen mich einladend an. »Wollen Sie mit in die Stadt?«
    »Das ist eine Idee.«
    Ich ging um den Wagen herum und stieg ein. Sie tat so, als ziehe sie den Rock zurecht, wobei sie ihn etwa um einen Millimeter verschob.
    »Ich fahre in Richtung der Miramar-Apartments«, sagte sie. »Haben Sie vielleicht in der Gegend zu tun?«
    »Wo sind die Miramar-Apartments?« fragte ich.
    »In der Chestnut Street.«
    »Von mir aus«, sagte ich. »Das ist mir gleich. Ein Ort ist so gut wie der andere. Fahren Sie nur los.«
    Sie setzte den Wagen zurück, wirbelte das Lenkrad herum, stoppte kurz an der Ausfahrt und schob sich dann in den fließenden Verkehr. Mit einem kurzen Seitenblick fragte sie: »Wie steht’s, Donald? Sie haben wohl gerade eine Pechsträhne?«
    »Stimmt.«
    »Wo haben Sie das mit dem Stück Draht gelernt?«
    »Das weiß man eben«, sagte ich.
    »Haben Sie das schon öfter getan?«
    Ich heftete meinen Blick auf den Boden des Wagens und sagte trotzig: »Nein.«
    »Mich brauchen Sie nicht anzuschwindeln, Donald. Sie hatten doch das Stückchen Draht nicht zufällig in der Tasche. Außerdem trieben Sie sich da am Parkplatz herum. Was ist los mit Ihnen?«
    Ich ließ den Kopf hängen.
    »Nun zieren Sie sich doch nicht so, Donald. Haben Sie schon einmal in der Tinte gesessen?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Und der Mann, den Sie dort treffen wollten? Kennen Sie ihn von früher?«
    »Nein.«
    »Nun hören Sie mal zu, Donald. Sie sind doch nicht von gestern. Sie wissen, daß Sie schweren Ärger bekommen hätten, wenn der Besitzer des Wagens gekommen wäre, den Sie kurzgeschlossen haben. Geben Sie doch ruhig zu, daß Sie schon mal in der Klemme gesessen haben.«
    »Nun ja...«
    »Na also. Und warum haben Sie es riskiert?«
    »Weil —« Ich tat verschämt. »Weil... weil Sie so gelächelt haben.«
    »Macht mein Lächeln solchen Eindruck auf Sie?«
    »Nicht nur Ihr Lächeln. Alles an Ihnen, Ihre Figur, Ihre Beine.«
    »Aber Donald!«
    Ich sah über die Schulter zurück. Der lange, schlaksige Bursche, der vorher seinen Sedan neben meinem Wagen geparkt hatte, war mit kurzem Abstand hinter uns.
    Ich fingerte an der Wagentür.
    »Ich würde gern aussteigen, Madam. Würden Sie bitte anhalten?«
    »Ich heiße Doris«, sagte sie.
    »Ich möchte jetzt gern aussteigen, Doris.«
    »Wir fahren doch zu den Miramar-Apartments, Donald. Dort wohne ich.«
    Wir näherten uns einer Ampel. Sie trat auf die Bremse.
    »Ich wohne dort«, wiederholte sie.
    »Auf Wiedersehn, Doris«, sagte ich. »Sie waren wundervoll.«
    Mit diesen Worten riß ich die Wagentür auf, sprang auf die Straße und schlug die Tür wieder zu.
    Sie setzte zu einer Antwort an, aber im gleichen Augenblick schaltete die Ampel auf Grün, und der Fahrer hinter ihr drückte mahnend auf die Hupe. Einen Augenblick lang sah sie mich fast nachdenklich an, dann fuhr sie davon.
    Der große und schlaksige Fahrer des Ford Sedan sah sich nach einem Parkplatz um, fand keinen und fuhr widerwillig weiter.
    Ich selbst spazierte zum Supermarkt zurück, gebrauchte diesmal den Zündschlüssel, um den Mietwagen in Gang zu bringen, und fuhr in die Stadt zurück. Nachdem ich den Wagen abgeliefert hatte, rief ich Bertha an.
    »Wo steckst du?« fragte sie.
    »Ich war in Colinda und bin jetzt wieder im Zentrum«, erklärte ich ihr.
    »An diesem Fall ist wirklich irgend etwas nicht ganz koscher, Donald.«
    »Merkst du das auch schon?« antwortete ich ironisch.
    »Nun spiel nur nicht den Neunmalklugen. Aber da ist etwas mit deiner Sekretärin und ihren Zeitungsausschnitten, die sie für dich sammelt.«
    »Wieso? Was ist damit?«
    »Sie hat alle einschlägigen Anzeigen durchgesehen, um etwas zu finden, was dir weiterhilft... Du meine Güte, wenn man so zusieht, wie diese Kleine den Boden anbetet, auf dem du wandelst. Sag mir um Gottes willen, was machst du nur immer mit den Frauen? Willst du sie heiraten? Das solltest du wohl am besten tun.«
    »Wenn du unbedingt darauf bestehst«, antwortete ich. »Damit würde sie natürlich automatisch Partnerin unserer Firma.«
    »Was würde sie?« schrie Bertha ins Telefon.
    »Partnerin unserer Firma.«
    »Zum Teufel mit dir!
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