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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel
Autoren: A. A. Fair
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war über dieses Angebot hoch erfreut und nahm es sofort an. Etwa zwei Monate nach dem Handel stellte es sich heraus, daß eine neue Straße durch die Berge gebaut wurde, und zwar genau durch das Grundstück, das der Dame gehört hatte. Ich weiß, nicht genau, wieviel Holgate dabei profitiert hat, aber es war eine ganze Menge.«
    »Hat sie etwas dagegen unternommen?«
    »Sie nicht«, antwortete Dale. »Aber ich habe mir Holgate vorgeknöpft.«
    »Und wie hat er reagiert?«
    »Er hat mich einfach ausgelacht.«
    »Ich beginne zu begreifen. Sobald Sie in der Lage waren, ihn wegen Trunkenheit am Steuer und Unfallflucht einzubuchten...«
    »Und jetzt geht auch mir ein Talglicht auf«, unterbrach mich Dale. »Nur zu Ihrer Information, Lam: Heute abend um 8 Uhr 30 findet eine Sondersitzung des Stadtrates statt. Ein Punkt der Tagesordnung ist die Neuwahl des Polizeichefs. Als Sie vorhin in mein Büro kamen, da war das, als ob Manna vom Himmel fiel. Ich hatte meiner Frau nichts von der Sache erzählt, weil ich sie nicht beunruhigen wollte. Es war alles so geregelt, daß ich während der kleinen Party zu Hause jederzeit telefonisch zur Stadtratssitzung gerufen werden konnte. Man hat mich aber nicht vorgeladen. Ich nehme an, unter der Hand hat man schon einen Nachfolger für mich parat. — Hier ist eine Telefonzelle. Da können Sie ungestört telefonieren. Haben Sie das nötige Kleingeld?«
    »Danke.«
    »Schön, ich warte hier.«
    Dale machte es sich bequem und zündete sich eine Zigarre an. Er hatte immer noch sein eigenartiges Grinsen im Gesicht.
    Ich wählte die Nummer meines Büros.
    Bertha Cool meldete sich. »Wo steckst du bloß?« fragte sie aufgeregt. »Weißt du schon, was passiert ist? Dieser Hundesohn Sellers hat sich doch von der Konkurrenz, diesem Kerl von der Herz-As-Detektei, einreden lassen, du würdest türmen. Der Himmel weiß, was sie für Material gegen die zusammengebracht haben. Aber Sellers hat mich angerufen und verlangt, du solltest dich sofort stellen.«
    »Was hast du ihm geantwortet?«
    »Die Wahrheit, was denn sonst? Ich sagte ihm, du seiest fortgegangen, und ich wüßte nicht, wohin. Er gab mir fünfzehn Minuten Zeit, dich ausfindig zu machen. Andernfalls würde er dich über Polizeifunk suchen lassen.«
    »Noch etwas?« fragte ich.
    »Nein, das ist alles — einen Augenblick nur. Elsie möchte mit dir sprechen. Wo steckt das Mädchen bloß? Vorhin sagte sie, sie habe etwas, was dich vielleicht interessieren könnte. Ich schätze, sie ist fortgegangen.«
    »Macht nichts«, antwortete ich. »Folgendes ist jetzt zu tun, Bertha. Nimm deinen Wagen und fahre so schnell du kannst zu den Miramar-Apartments. Suche vorher Elsie. Sage ihr, sie solle ihren Band mit den Zeitungsausschnitten über Autounfälle und Fahrerflucht nehmen und wie ein geölter Blitz ebenfalls zu den Miramar-Apartments kommen. Ich werde euch dort treffen.«
    »Kann ich nicht zuerst Abendbrot essen?«
    »Zum Teufel, nein! Du kommst, so schnell du kannst, und Elsie ebenfalls. Tempo, Tempo!«
    Ich legte den Hörer auf und begann eine kleine Theatervorstellung zu geben; das heißt, während zehn Minuten tat ich so, als würfe ich Münzen ein und führte ein Gespräch nach dem anderen. Ich sprach in die Muschel und lauschte.
    Dale saß im Wagen und grinste. Als ich bemerkte, daß er unruhig wurde, hörte ich mit meiner Vorstellung auf und ging zu ihm.
    »Hat reichlich lange gedauert«, sagte er.
    »Ich mußte mehrere Gespräche führen.«
    »Ist jetzt alles erledigt? Noch eins, Donald: Sie wissen, daß Sie wegen Mordes gesucht werden. Ich möchte nicht, daß man mir einen Strick daraus dreht, einen gesuchten Verbrecher beschützt zu haben. Geben Sie also mal Ihre Händchen her.«
    Ich hielt ihm beide Hände hin, und Dale legte mir Handschellen an. »Sie sind jetzt unter Arrest«, sagte er. »Sie sind mein Gefangener. Aber ich sage Ihnen eines: Wenn Sie jetzt im Gefängnis von Colinda mein Gast sind, brauchen Sie nur auszusprechen, was Sie wünschen. Es wird Ihnen bestimmt verschafft, das garantiere ich Ihnen. Sie können besondere Mahlzeiten, besondere Wartung und auch ein Telefon in der Zelle haben. Sie dürfen sogar Besuch empfangen. Alles können Sie haben, nur kein Mädchen. Das könnte ich Ihnen nicht beschaffen.«
    »Danke sehr für das liebenswürdige Angebot«, sagte ich. »Bringen Sie mich ins Gefängnis, bevor Sie —«
    »Bevor ich mit Vivian Deshler spreche?« fragte er. »Zum Teufel, nein. Stellen Sie sich doch nicht
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