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Lockvögel

Lockvögel

Titel: Lockvögel
Autoren: A. A. Fair
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dümmer, als Sie sind, und halten Sie auch mich nicht für so blöd. Die Handschellen habe ich Ihnen gewissermaßen symbolisch angelegt. Sie sind mein Gefangener, und ich nehme an, daß Sie viel zu gerissen sind, um unter diesen Umständen davonzulaufen. Sie mögen zwar in dieser Mordsache unschuldig sein. Nachdem Sie aber von einem Polizeibeamten unter Arrest gestellt wurden, wäre es absoluter Wahnsinn, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Wirklich, das würde ich nicht gern sehen, Donald. In solchen Fällen kann ich schrecklich unangenehm werden. Denken Sie daran.«
    »Ich verstehe«, antwortete ich. »Ich sitze hier ganz gut.«
    »Drücken die Handschellen auch nicht?«
    »Nein, sie sind recht bequem.«
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung. Fahren wir.«
    Und schon befanden wir uns auf dem Weg zum Apartment von Vivian Deshler.
    Dale drückte energisch auf den Perlmuttklingelknopf und ließ den Finger drauf, bis Vivian Deshler die Tür öffnete.
    Er schob seinen Mantel etwas beiseite, so daß sein Polizeistern zu sehen war, und sagte: »Polizei, Miss Deshler. Ich bin der Polizeichef von Colinda. Mein Name ist Dale.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe mit Ihnen zu reden.«
    »Dann kommen Sie bitte herein, und nehmen Sie Platz, Mr. Dale«, sagte sie. »Ich gehe zwar nachher noch aus, aber Sie werden...«
    Dale ging in die Wohnung, und ich folgte ihm.
    Erst jetzt sah sie mich und sagte verwundert: »Einen Augenblick bitte. Ich wußte gar nicht, daß Sie einen Gast mitgebracht hatten.«
    »Er ist nicht mein Gast«, antwortete Dale. »Lam ist mein Gefangener. Er ist wegen Mordes an Carter Holgate unter Arrest.«
    »Du liebe Güte«, sagte sie. »Er ist verhaftet! Warum denn? Ich wußte zwar, daß eine Untersuchung gegen ihn im Gange war, aber —«
    »Bitte, Miss Deshler. Er ist unter Arrest«, mahnte Dale.
    »Donald«, sagte sie mit betont freundlichem Gesicht. »Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte es Ihnen nicht nochmals unter die Nase reiben. Ich war nur verwundert. Sie verstehen wohl.«
    »Lassen Sie nur, das macht nichts«, sagte ich. Ich setzte mich und legte die Ellbogen so auf meine Oberschenkel, daß das Licht der hellen: Leselampe sich in den Armbändern um meinen Handgelenken spiegelte.
    »Ich untersuche den Unfall, in den Sie verwickelt waren«, sagte Dale. »Ich meine den, bei dem Holgate angeblich von hinten auf Ihren Wagen aufgefahren ist und —«
    Sie richtete sich plötzlich steif in ihrem Sessel auf und sagte energisch: »Über diesen Unfall lasse ich mich nicht mehr ausfragen, Mr. Dale. Ich habe die Sache so oft erzählen müssen, daß mir all-Ï mählich übel wird, wenn ich nur daran denke. Ich habe die Versicherungsgesellschaft aufgefordert, Schadenersatz zu leisten. Da ich klagen will, habe ich mir dazu jetzt einen Anwalt genommen. Und der hat mir geraten, keine Aussagen mehr in dieser Sache zu machen.«
    Dale blieb gelassen, freundlich und geduldig. »Das kann ich verstehen, Miss Deshler. Sie sehen die Sache allein von der zivilrechtlichen Seite. Ich aber sehe sie unter dem Gesichtspunkt eines Verbrechens.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Mir liegen ziemlich eindeutige Beweise dafür vor, daß Carter Holgate am Abend des 13. August in meinen Wagen hineingefahren ist, und zwar fuhr er im betrunkenen Zustand.«
    »Um Himmels willen«, sagte sie.
    »Der Unfall, von dem ich spreche, ereignete sich kurz nach halb , sechs Uhr abends«, fügte Dale hinzu.
    »Ja und? Was wissen Sie von der Sache?«
    »Was ich davon weiß? Nun, so viel, daß ich gern noch einiges mehr in Erfahrung bringen möchte.«
    Man sah ihr an, daß sie nachdachte.
    »Dann muß das ein schwarzer Tag mit mehreren Unfällen für ihn gewesen sein«, meinte sie endlich.
    »Ich möchte etwas mehr über Ihren Unfall wissen. Wann hat er denn Ihren Wagen beschädigt?«
    »Um ganz ehrlich zu sein, Chef: Bezüglich der genauen Zeit bin ich nicht sicher. Ich weiß, daß es der dreizehnte August war, aber —«
    »War es nach Anbruch der Dunkelheit?«
    »Nein, nein. Es war am Nachmittag. Es war — tut mir leid, aber mein Gedächtnis funktioniert seit dem Unfall nicht mehr so. Ich kann die genaue Zeit einfach nicht mehr nennen.«
    Ich kam Dale zu Hilfe. »Ihre Freundin, Doris Ashley, hat den Wagen von Miss Deshler um 15 Uhr 30 gesehen und festgestellt, daß er um diese Zeit schon beschädigt war. Der Unfall muß also vorher geschehen sein, Chef.«
    Vivian warf mir einen giftigen Blick zu.
    »Stimmt das?« fragte er sie.
    »Ich kann es
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