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Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
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flüsterten. Ich kann mich nicht erinnern, während des Rituals ein einziges Mal geatmet zu haben.
    Als Eve mit der Beschwörung fertig war, brachen die Berührungen und das Gewisper ab. Ich schwöre es, mein Herz setzte ebenfalls aus. Ich sah mich hektisch um, versuchte einen Blick auf sie zu erhaschen und betete, dass nichts schiefgegangen war.
    Dann sah ich einen schwach schimmernden Umriss. Dann einen weiteren. Einen dritten. Einen vierten. So schwach, wie Brendan gewesen war.
    Langsam nahm der größte Umriss Gestalt an. Ein Junge, etwa dreizehn Jahre alt. Dunkeläugig, wahrscheinlich lateinamerikanischer Abstammung; das Haar fiel ihm ins Gesicht und erinnerte mich etwas an Jeremy. Ich lächelte unwillkürlich, und der Blick des Jungen fiel auf mich; er legte den Kopf zur Seite, als versuche er dahinterzukommen, was ich eigentlich ansah.
    »Hallo«, sagte ich.
    Er lächelte zurück. »Hi.«
    Eine weitere Gestalt wurde deutlicher. Ein Mädchen, vielleicht elf, mit schlaffem dunkelblondem Haar, das mit zwei Schmetterlingsclips aus dem Gesicht gehalten wurde.
    »Rachel?«, fragte ich.
    Ich hörte das Abknicken meiner Stimme, als ich daran dachte, was ich ihr angetan hatte, an die Knochenfinger, die verzweifelt in die Luft gegriffen hatten.
    »Rachel, ich …«
    Sie rannte auf mich zu und warf mir die Arme um den Hals, und ich schwöre, eine winzige, kurze Sekunde lang konnte ich sie spüren. Dann glitten ihre Hände durch mich hindurch. Eve trat neben mich und ging auf die Knie, legte die Hände auf die Schultern des Mädchens, wie um ihr zu zeigen, dass es noch Leute gab, die sie berühren konnte.
    Hinter Eve war jetzt ein zweites Mädchen erschienen. Ein paar Jahre jünger als Rachel, mit dicht am Kopf geflochtenen Zöpfen und glitzernden Ohrsteckern, die das Licht reflektierten, als sie sich umsah, zögernd, als erkenne sie die Welt von ihrer Seite des Schleiers aus nicht recht wieder. Ich ging zu ihr hin und beugte mich zu ihr hinunter.
    »Hallo, du. Und wer bist du nun wieder?«
    Vielleicht nicht ganz die richtige Frage, wenn man ein traumatisiertes Kind vor sich hat, aber sie erwiderte meinen Blick und lächelte, als habe sie etwas gefunden, das sie erkannte.
    »’Lizbeth«, lispelte sie.
    Ich sah zu dem älteren Jungen auf.
    »Manny«, sagte er, bevor ich auch nur fragen konnte. »Manuel Garcia.«
    »Todd«, sagte eine Stimme hinter mir.
    »Chloe Margaret Fisher«, eine zweite.
    Ich drehte mich um und sah einen Jungen von etwa elf Jahren, rundlich, mit wildem rotem Haar. Hinter ihm stand eine hübsche Brünette im gleichen Alter.
    »Ich freue mich, euch kennenzulernen, Todd und Chloe. Ich bin Jaime. Das hier ist Eve.«
    Als Eve näher trat, Rachel an der Hand, sah ich mich nach Jeremy um – aber er hatte sich außer Sichtweite begeben. Ich nickte. Den Kindern zu erklären, warum er sie nicht sehen konnte – dass sie selbst Geister waren –, das war etwas, was sie in diesem Augenblick noch nicht brauchten.
    Ich sah mich in der Gruppe um. »Fünf. Ich habe gedacht …« Ich sah zu Eve hinüber. »Hätten es nicht sechs sein sollen?«
    »Nummer sechs ist unterwegs.« Kristofs Stimme trieb von irgendwo im Garten her zu uns herüber. Dann kam er um einen Busch herum, auf den Armen einen kleinen Jungen, der das Gesicht an seiner Brust vergraben hatte. »Das hier ist Charles. Er ist schüchtern.«
    Ich begrüßte den Jungen, und er nickte, das Gesicht immer noch abgewandt.
    »Wir sollten gehen«, flüsterte Eve. »Bevor sie …«
    »Was machen wir hier?«, wollte Chloe wissen. »Wo ist meine Mom?«
    Eve griff nach ihrer Hand. »Wir bringen euch jetzt zu jemandem, der alle eure Fragen beantworten kann. Als Nächstes veranstalten wir dann eine Willkommensparty für euch, mit so viel Eis, wie ihr essen könnt. Vanille, richtig? Das ist doch deine Lieblingssorte?«
    Das Mädchen nickte, einen Augenblick lang abgelenkt. Eve machte sich auf den Weg den Gartenpfad entlang, Chloe und Rachel an den Händen, und so verlagerte Kristof Charles auf einen Arm und streckte die freie Hand aus. Elizabeth griff nach ihr. Kristof winkte den beiden Jungen zu, sie sollten sich Eve anschließen, und machte selbst die Nachhut.
    »Hab noch nie ein Mädchen getroffen, das am liebsten Vanille isst«, sagte Eve im Gehen. »Du musst ziemlich ungewöhnlich sein. Wisst ihr, was meine Lieblingssorte ist?«
    »Schokolade?«, riet Rachel.
    Eve grinste. »Volltreffer. Double-Fudge-Schokolade mit Brownies. Mag noch irgendwer hier
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