Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Lockruf der Toten / Magischer Thriller

Titel: Lockruf der Toten / Magischer Thriller
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
fiel mir meine bloße Hand auf. Ich zerrte mir einen Schuh vom Fuß, zog die Socke aus, schob den nackten Fuß wieder in den Schuh und zog mir die Socke über die Hand. Sie sah dort einigermaßen albern aus, war zerschnittenen Fingerspitzen aber vorzuziehen. Ich griff mit der behandschuhten Hand nach der Glasscherbe und machte mich auf den Weg in den Gang hinaus.
    Ich hatte das obere Ende der Treppe fast erreicht, als ich den nächsten leisen Aufprall hörte. Ich ermittelte die Richtung, aus der er gekommen war, und ging dem Geräusch nach, schlich durch eine Küche auf einen Raum zu, der nach Wohnzimmer aussah. Als ich mich an den Küchenschränken vorbeidrückte, sah ich eine verschwommene Form an der Türöffnung vorbeigleiten.
    Ich trat hastig zurück. Wieder ein Bums. Dann bewegte sich etwas weit unten in der Öffnung. Eine fette dreifarbige Katze spähte in die Küche, musterte mich und das Glas in meiner Hand.
    Einfach phantastisch. Die eine Gelegenheit, bei der ich auf alles vorbereitet bin – sogar mit einer Waffe in der Hand –, und dann ist mein einziger Gegner eine überfütterte Hauskatze.
    Als ich mich umdrehte, um wieder nach unten zu gehen, wurde die Türöffnung dunkel.
    »Hallo, Jaime.«
    May Donovan stand am oberen Ende der Treppe.
    Wie …? Ich erinnerte mich an die halboffene Tür dort unten. Als ich hastig die Leute in dem Raum gezählt hatte, hatte ich nicht eigens nach May Ausschau gehalten – ich war davon ausgegangen, dass sie noch bewusstlos am Boden lag.
    Offenbar war ich nicht die Einzige gewesen, die das Chaos dort drinnen zur Flucht genutzt hatte.
    Sie sagte wieder etwas, aber die Worte waren nicht zu verstehen. Nach einem Augenblick der Verwirrung wurde mir klar, dass es kein Englisch war. Eine Formel. Als ich die Muskeln spannte, um mich rechtzeitig aus dem Weg werfen zu können, spürte ich, wie eine scharfe Kante sich in meine Finger grub. Die Glasscherbe.
    Ich stürzte mich auf May, das Glas erhoben. Sie runzelte die Stirn; die Formel erstarb auf ihren Lippen, als sie verständnislos dem auf sie zusegelnden Strumpf entgegenstarrte. Dann entdeckte sie den Glassplitter, und ihre Augen wurden weit. Zu spät – ich stieß zu, und die Scherbe durchschnitt ihr die Wange. Blut sprühte. Sie stolperte nach hinten. Ich trat zu in der Hoffnung, sie die Treppe hinunterschleudern zu können, aber der Winkel stimmte nicht.
    Sie warf sich auf mich. Ich schwang die Scherbe zum zweiten Mal hoch, erwischte dieses Mal aber nur den Stoff ihrer Bluse, und das Glas verfing sich und flog mir aus der Hand. Als May wieder zu mir herumfuhr, landete es auf dem Läufer.
    Ich machte einen Satz und versuchte danach zu greifen, aber zugleich sprach May eine Formel, und etwas traf mich wie zuvor im Garten und schleuderte mich seitwärts. Als ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, packte May mich hinten am T-Shirt. Ich drehte mich ruckartig zur Seite und riss mich los.
    Ich versuchte wieder nach der Glasscherbe zu greifen. Sie erwischte mich mit der nächsten Formel, einer, die mir den Atem verschlug; einen Sekundenbruchteil lang wurde mir schwarz vor den Augen, dann war ich wieder da, gerade als May mich das nächste Mal am T-Shirt packte und mich ins Taumeln brachte.
    »Ich werde dich nicht verletzen, Jaime«, sagte sie.
    »Mich einfach bloß kidnappen, ja?« Ich zappelte etwas, ohne mich wirklich zu wehren – ich verschaffte mir lediglich einen sicheren Stand. »Aber weißt du was? Ich habe es ein bisschen satt, gekidnappt zu werden.«
    Ich holte aus und traf sie mit der geballten Faust am Kinn. Als sie losließ, stürzte ich mich auf das Glas. Meine Finger schlossen sich um die Scherbe, und ich drehte mich um und kam gerade wieder auf die Füße, als links von mir eine Gestalt vorbeiglitt. Ich fuhr herum und sah Eve mit etwas in den Händen, das aussah wie … ein Schwert. Ein sehr großes Schwert.
    Ich schüttelte die Überraschung ab und stürzte mich auf May, den Splitter erhoben; ich zielte auf die Kehle. Aber Eves Schwert war bereits in Bewegung; es segelte auf May zu, die gerade auf die Beine zu kommen versuchte, den Blick starr auf mich gerichtet, die Lippen von den Zähnen zurückgezogen. Bevor ich sie erreicht hatte, jagte das Schwert durch ihren Oberkörper. Sie taumelte; ihr Mund bewegte sich wortlos, ihre Finger krallten sich in die linke Brust.
    Sie schwankte. Und dann brach sie zusammen.
    Es war kein Blut zu sehen. Keinerlei Spuren an ihrem Körper. Aber sie bewegte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher