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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee
Autoren: Katrin Rohde
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Steffen, behielt die Gedanken jedoch für sich. „Und was passiert jetzt?“
    „Ich möchte die Asche hier an ihrem Baum verstreuen. Ich habe das Gefühl, es wäre in ihrem Sinne gewesen.“
    „Ist das eigentlich erlaubt? Asche irgendwo zu verstreuen?“ Steffen hob zweifelnd die Augenbrauen.
    „Ich sage mal, es ist nicht gestattet.“ Trotzig stand Paula auf. „Und es ist mir egal.“
    Steffen überlegte keinen Augenblick. „Was kümmert es uns, ob es erlaubt ist oder nicht.“ Er hob die Urne von Friedrich auf, Paula ergriff die von Magarete. Zeitgleich hoben sie den Deckel an. Sie blickten sich in die Augen und nickten sich zu.
    In diesem Augenblick begann wie von Geisterhand der Wind aufzuleben, fuhr ihnen in die Haare und zerrte an ihrer Kleidung. Verwundert sahen sie sich um und entdeckten auf dem angrenzenden Feld eine kleine Windhose. Sie tanzte über das Feld hin und her und wirbelte den trockenen Boden auf und nahm ihn mit in die Höhe.
    Paula stand der Mund offen, denn die Windhose bewegte sich auf sie zu und kam rasch näher. Ihre Kleidung flatterte wirr, als sie im Zentrum der Windhose standen. Fasziniert und erschrocken zugleich beobachteten sie, wie der Wind in die Urnen hineinfuhr und die Asche mit hinaustrug. Die feinen, grauen Schleier aus beiden Gefäßen vermischten sich miteinander und stiegen auf. Immer höher, bis sie fast durchsichtig wurden und mit der Windrose verschwanden. Paula hielt den Atem an. Sie sah dem unfassbaren Ereignis erschrocken und fasziniert hinterher. Eine Erkenntnis schoss ihr durch den Kopf, während sie der davonwehenden Asche hinterherblickte. „Für einen Moment dachte ich, es wäre Heinz, der Magarete und Friedrich abholte und in eine Welt mitnimmt, in der ihre Seelen vereint sind.“
    „Das ist eine wunderbare Vorstellung. Das hätte Magarete gefallen, endlich auch ihren Bruder bei sich zu haben.“
    Steffen ließ die Urne sinken und warf Paula einen Blick zu, in dem viele Fragen standen.
    Paula stellte die leere Urne beiseite und nahm seine Hände. „Puh, nach den letzten Minuten bin ich ganz schön durch den Wind.“ Sie räusperte sich. „Aber eins ist mir klar geworden: ich möchte mit dir zusammen sein. Jetzt und für immer. Ich möchte dich nicht verlieren. Wenn ich eins von Magarete gelernt habe, dann das: keine Zeit zu verschwenden und mein Leben jetzt mit dir zu teilen.“ Paula stockte. „Weil, weißt du, was ich dir schon lange sagen wollte: Ich liebe dich.“
    Steffen lächelte sie glücklich an. Berauscht beugte er sich zu ihr und küsste sie. Für einen Moment war er geblendet, denn um ihren Hals hing eine Kette mit einem glitzernden, silbernen Herz. Es war ihm, als ob das Funkeln tief in seinem Herzen ankam und ewig dort bleiben würde.
     
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