Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliths Hexenhöhle

Liliths Hexenhöhle

Titel: Liliths Hexenhöhle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gewandt, »dass Sheila den Namen ihrer Informantin jetzt preisgeben sollte. Es ist die einzige Spur.«
    »Ihr glaubt nicht, wie ich gebohrt habe, aber Sheila war stumm wie ein Fisch.«
    »Und du kannst dir auch nicht denken, wer es gewesen ist?« Ich schaute Bill an.
    »Nein, sie stammt aus ihrem Kreis.«
    »Die Modebranche?«
    Jeder von uns wusste, dass Sheila sich damit hin und wieder beschäftigte. Jetzt hatte sie mehr Zeit als früher. Sie war scharf darauf, ihre eigene Kollektion auf den Markt zu bringen, wobei sie auch die entsprechenden Leute kannte, die ihr die Klamotten schneidern würden.
    »Kann sein.«
    »Wohnt die Person in London?«
    »Ja, John. Ich denke doch, dass auch diese seltsamen Hexen hier aus London stammen.«
    »Lilith’s Hexenclub«, formulierte ich. »Hört sich nicht gut an. Wer weiß, wo sie jetzt sind?«
    »In der Hölle!«, sagte Suko. »Oder in dem, was sie für die Hölle halten.«
    »Lilith’s Reich?«
    »So ungefähr.«
    Da konnte Suko durchaus Recht haben, aber hier oben würden wir keine neuen Spuren finden. Deshalb verließen wir die Etage auch wieder und gingen einer Welt entgegen, die nur durch das zuckende Licht lebte und noch von der schrillen Musik durchdrungen wurde. Das war Heavy Metal der brutalsten Sorte und wirklich nur für die Ohren aufnahmebereiter Fans bestimmt.
    Suko entdeckte die Anlage und stellte sie ab. Die Stille tat gut, und so konnten wir durchatmen. Das Licht gab uns noch immer einen farbigen Schein und ließ uns zu Clowns werden, aber darauf achteten wir nicht. Für uns war es wichtig, dass endlich die Zeitspanne verstrich, die wir uns gesetzt hatten.
    Es war noch Zeit. So verließ ich das Haus und blieb auch draußen in einer immer kühler werdenden Nacht. Meine Gedanken drehten sich um das Erlebte und auch um Lilith, der ersten Hure des Himmels, die sich persönlich in der unmittelbaren Nähe des absolut Bösen, des Luzifer, sah, ohne allerdings dessen Macht zu erreichen.
    Aber sie war gefährlich genug, das hatten wir schon mehr als einmal erlebt. Und sie würde nicht aufgeben, so lange sie existierte, auch das stand fest.
    Ich wunderte mich darüber, dass hier keine fremden Autos parkten. Die Frauen mussten irgendwie hergekommen sein. Das Haus lag so einsam, dass es zu Fuß kaum zu erreichen war. Auf einem Hexenbesen waren sie bestimmt nicht hergeflogen.
    Zu Fuß?
    Es war alles möglich. Menschen nehmen oft große Mühen auf sich, um ihren Idolen nahe zu sein.
    Ich ging wieder zurück in das Haus und sprach mit meinen Freunden über das Problem.
    Auch sie kannten keine andere Lösung. Dann sagte Suko etwas, über das man schon nachdenken konnte. »Mir kommt es beinahe so vor, als wären die Personen nicht richtig existent, obwohl sie es schon sind. Aber anders existent.«
    »Oh, das musst du uns erklären«, meinte Bill.
    »Gern. Kann es sein, dass sie auf zwei Ebenen existieren? Einmal hier und dann in der anderen Welt, der anderen Dimension, die von Lilith beherrscht wird?«
    Logisch zu erklären war das nicht. Aber in unserem Job gingen wir nicht danach, denn unsere Fälle hatten eine in sich geschlossene und auch ureigenste Logik, die man einem fremden Menschen, der nichts damit zu tun hatte, kaum erklären konnte.
    »Ein Hin und Her«, sagte Suko. »Einmal hier und dann wieder dort. Für Lilith sind es die perfekten Boten, die ihre Ansichten in der Welt verteilen können.«
    Das konnte sein, musste jedoch nicht stimmen. Bill und Suko sprachen darüber, ich machte mich auf den Weg und ging die Wände ab. Es war nur ein Versuch, nicht mehr, aber ich hatte mein Kreuz hervorgeholt und strich damit über die Wände hinweg. Ich war auf der Suche nach einem Kontakt, denn ich hatte nicht vergessen, was hier passiert war. Es waren Korridore in den Wänden erschienen, und darin waren die Frauen verschwunden.
    Ich hätte ebenso auch mit einem Stock gegen die Wand schlagen können, der Erfolg wäre der Gleiche geblieben. Es gab keine Öffnung, alles war so verflucht normal.
    Neben einem der vier großen Lautsprecher blieb ich stehen und schaute auf die Uhr.
    Die eine Stunde war fast um. Nur wenige Minuten noch, dann war die Zeit vorbei. Ich hoffte, dass wir hier nicht vergeblich gewartet hatten.
    Jetzt folgte wieder das Warten.
    Und das zog sich hin.
    Wenn man auf etwas wartet, kommt einem die Zeit oft doppelt oder dreifach so lange vor. Hier war es nicht anders. Die letzten Minuten dehnten sich, und auch meine beiden Freunde sprachen nicht mehr miteinander.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher