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Liliths Hexenhöhle

Liliths Hexenhöhle

Titel: Liliths Hexenhöhle
Autoren: Jason Dark
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verstehen konnten. Es blieb nicht bei der Musik. Plötzlich veränderte sich die gesamte Umgebung. Das normale Licht verschwand, um einem anderen Platz zu schaffen. Es war ein blaues Licht in verschiedenen Tönen abgestuft, und genau das floss von überall her auf uns zu.
    Von der Decke, aus den Wänden, aus dem Fußboden. Es gab keine Stelle mehr, die nicht von diesem irren Licht erfüllt gewesen war. Wir mussten es hinnehmen. Es irritierte uns, und es veränderte auch die Frauen vor uns.
    Es ging so schnell, dass wir nicht eingreifen konnten. Es hätte wohl auch kaum etwas gebracht, und ich fragte mich, ob sie nur durch das Licht so verändert wurden und nicht auch durch eine zusätzliche Kraft.
    Sie blieben, wie sie waren, und sie blieben es trotzdem nicht, denn ihre Haut erlebte eine Veränderung. Es war, als hätte jemand etwas darüber gestülpt. Eine fahle, bläuliche und zugleich auch totenblasse Farbe, die dafür sorgte, dass die versammelten Frauen aussahen wie lebende Leichen.
    Zugleich spürte ich mein Kreuz. Das passierte alles innerhalb weniger Sekunden. Die scharfe Wärme war wie ein Schmerz. Jetzt hatte ich den endgültigen Beweis, dass finstere Mächte im Spiel waren und sogar die Regie übernommen hatten.
    Ich wollte nach der dunkelhaarigen Frau greifen. Sie merkte es und brüllte mich mit wahnsinnig verzerrtem Gesicht an: »Rühr mich nicht an! Rühr mich nicht an!«
    Ich zuckte zurück. Vor mir stand so etwas wie eine leichenblasse und bläulich schimmernde Figur aus einem Horrorfilm, die dort leicht als Zombie hätte durchgehen können.
    Das Licht blieb. Es verstärkte sich sogar, und es verwandelte sich in einen Sog, der alle Frauen erfasste, die sich hier versammelt hatten. Keine sah mehr so aus wie vorher. Das unheimliche Licht hatte sie völlig verändert. Es hatte die Altersunterschiede gleichgeschaltet. Jede Person hätte in einem Gruselstreifen mitmachen können, ohne dort besonders aufzufallen.
    Schon zuvor waren sie nicht eben harmlos gewesen, doch jetzt hatten sie sich in bösartige Furien verwandelt, die uns als Feinde gegenüberstanden und uns trotzdem nicht angriffen, denn das Licht war es, das sie beherrschte.
    Dieses Licht stammte nicht aus unserer Welt. Es war nicht nur anders, es war auch stärker. Es war zugleich wie ein Sog, der die Frauen erwischt hatte.
    Plötzlich löste sich der Kreis auf. Als hätten sie einen Schlag erhalten, taumelten sie plötzlich zu den verschiedenen Seiten hin weg. Sie rissen ihre Arme hoch und wirkten wie ungelenke Tänzerinnen, die es nicht geschafft hatten, den Takt zu halten.
    Die Wände gerieten in Bewegung. Sie waren aufgeweicht. Sie erinnerten mich an weiche Vorhänge, während ich dabei war, das Kreuz hervorzuholen.
    Auch mein Talisman hatte eine bläuliche Farbe angenommen. Er konnte dieser starken Magie im Moment nichts entgegensetzen, abgesehen von der Wärme.
    Der gemeinsame Schrei lenkte uns ab. Die Frauen flogen zurück und zu den Seiten weg. Sie schlugen gegen die Wand und hätten eigentlich zurückprallen müssen, was jedoch nicht passierte. Die Wand war keine Wand mehr. Sie war weich geworden. Sie gab nach wie eine dünne Folie, die jemand gespannt hatte.
    Die Frauen fielen hindurch. Nicht alle zusammen. An verschiedenen Stellen der Wände öffneten sich plötzlich Kanäle oder magische Türen, die jede einzelne Person vor unseren Augen verschwinden ließ. Sie jagten in die Wände hinein wie in lange Korridore, deren Ende nicht abzusehen war oder in die Hölle führte.
    Dann waren sie weg!
    Kleiner und kleiner waren sie letztendlich geworden und schließlich nicht mehr zu sehen. Sie hatten die andere Seite der Welt erreicht, und wir drei standen da wie begossene Pudel, wobei ich mein Kreuz wie einen fremden Gegenstand anstarrte und leicht den Kopf schüttelte. Irgendwie fühlte ich mich von ihm im Stich gelassen.
    Licht flackerte als Unruheherd über unsere Gestalten hinweg. Die Musik war wieder deutlicher zu hören. Die schrillen Töne kamen zumindest mir vor, als sollten wir ausgelacht werden. Von den Frauen jedenfalls gab es keine Spur...
    ***
    Suko bewegte sich von uns als Erster. Er sagte nichts und ging auf eine Wand zu, um sie abzuklopfen. Dabei entstand das typische Geräusch. Ein Zeichen, dass wieder alles normal geworden war.
    Ein ziemlich betroffener Bill Conolly kam zu mir. Er sah, wie ich das Kreuz wegsteckte. Darauf sprach er mich nicht an, sondern meinte nur: »Tut mir echt Leid, John, aber damit habe ich auch nicht
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