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Liliths Hexenhöhle

Liliths Hexenhöhle

Titel: Liliths Hexenhöhle
Autoren: Jason Dark
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»Verpisst euch, verflucht!«
    Ich lachte leise. »Harte Worte für eine Lady.«
    »Wir sind keine Ladies.«
    »Das habe ich inzwischen auch festgestellt«, sagte ich.
    »Noch drei Minuten«, flüsterte Bill mir zu.
    Ich wusste, dass er mit dieser Zeitangabe Mitternacht gemeint hatte. So lange mussten wir sie noch hinhalten, denn da sollte angeblich etwas passieren.
    »Sie sollen verschwinden!«, rief jemand.
    »Ja, wir wollen unter uns bleiben!«
    Das konnten wir uns vorstellen, aber genau das würden wir nicht tun. Wir demonstrierten es auch, als wir vorgingen und dabei unsere schmale Mauer auflösten. Die Frauen wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Sie waren verunsichert. Wir hörten sie scharf atmen. Sie schauten sich an, als würden sie gegenseitig Rat suchen. Aber es war niemand da, der über dieses Hindernis sprang.
    Ich nahm mir die Dunkelhaarige vor. Möglicherweise hatte sie hier das Sagen, und als ich auf sie zuging, da konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Sie hielt noch das leere Glas in der Hand, die plötzlich zuckte, wobei ich das Gefühl hatte, dass sie das Glas auf mich werfen wollte. Das tat sie nicht. Wütend schleuderte sie es zu Boden, wo es zerklirrte.
    »Sauer?«, fragte ich leicht hämisch.
    Vor mir wurde das Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Soweit ich bei dieser Beleuchtung schätzen konnte, lag das Alter der Frau zwischen 35 und 40 Jahren. Sie war attraktiv. Ihr Körper besaß die Rundungen genau dort, wo es sich die meisten Männer wünschten.
    »Verschwindet!«
    »Später.« Ich nahm eine lockere Haltung an. »Aber ich habe eine andere Frage.«
    »Vergiss sie!«
    »Nein, auf keinen Fall. Wie heißen Sie?«
    »Das geht dich einen Scheiß an!«
    »Spricht so eine Lady?«
    »Ich habe mich nie als Lady angesehen. Das scheint sich wohl in deinem verfaulten Gehirn festgefressen zu haben. Wenn ihr irgendwelchen Spaß mit Frauen haben wollt, dann zieht Leine und besucht einen Puff. Bei uns ist da nichts zu machen. Und jetzt noch mal. Haut ab, und zwar so schnell wie möglich.«
    »Noch vor Mitternacht – wie?«
    »Ja, ge...«, sie überlegte plötzlich. »Wie kommst du auf Mitternacht?«
    »Nur so. »
    Bill und Suko standen nicht neben mir. Sie waren zu verschiedenen Seiten gegangen und hatten sich so aufgebaut, dass wir den Kreis der Frauen unter Beobachtung hielten. Allmählich wurden die Ladies nervös. Ich hatte Zeit und konnte sie auch beobachten. Es waren durch die Bank weg Frauen im besten Alter. Also nicht zu jung. Keine, die gerade dem Teenager-Alter entwachsen war.
    Die Dunkelhaarige reckte ihr Kinn vor. »Verdammt noch mal, was wollt ihr wirklich?«
    »Vielleicht interessiert uns eure große Freundin Lilith?«
    Als ich den Namen ausgesprochen hatte, zuckte die Person zusammen. Das war nicht gespielt. Sie konnte zunächst nichts sagen, schluckte, und ich sah, wie sich die Haut am Hals bewegte. Diesen Namen aus meinem Mund zu hören hatte sie schon durcheinander gebracht. Zuerst schüttelte sie den Kopf, dann schaute sie sich um, weil sie bei den anderen Hilfe erwartete, die ihr allerdings nicht zuteil wurde.
    »Was ist?«
    Ein tiefer Atemzug, bei dem sich sogar das dünne Leder des Kleids bewegte. »Lilith wird euch verbrennen!«, schrie sie mich an. »Lilith hasst euch. Sie will uns. Wir wollen sie. Wir sind diejenigen, denen sie erlaubt, zu ihr zu kommen. Ihr werdet vergehen, ihr verfluchten Hundesöhne.« Was sie uns da entgegenschleuderte, war Frauen-Power der übelsten Art und Weise, doch das nahmen wir gelassen hin. Zu einer Antwort allerdings kam ich nicht mehr, denn Suko sagte mit halblauter Stimme:
    »Mitternacht!«
    Ich hatte nicht auf die Uhr geschaut und war nur überrascht, wie schnell die Zeit vergangen war. Aber dieses eine Wort stimmte auf die Sekunde genau, denn die Welt um uns herum begann sich schlagartig zu verändern. Was in diesen langen Augenblicken passierte, überraschte selbst uns...
    ***
    Die Musik konnten wir vergessen. Von allen Seiten drang ein unheimlich klingendes Heulen auf uns zu. Man konnte von einer besonderen Musik sprechen, die aus keinem Lautsprecher drang, sondern einfach vorhanden war. Ob das Heulen von menschlichen oder dämonischen Stimmen stammte, fanden wir nicht heraus. Jedenfalls drang es von verschiedenen Seiten auf uns zu.
    Es war wie ein gewaltiger Sturmwind, der uns erfasste. Stimmen aus einem unheimlichen Reich hatten sich gemeldet und malträtierten unser Gehör. Sie waren so laut, dass wir die eigenen Worte kaum
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