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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
Autoren: David Bainbridge
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Einführung
    Eine neue Geschichte des mittleren Alters
    Das war jetzt so nicht vorgesehen. Bei mir sollten die Dinge definitiv anders laufen. Mit achtunddreißig hatte ich für den runden Geburtstag, auf den ich mich zu bewegte, nichts als Spott übrig, und erhobenen Hauptes sah ich dem Jahrzehnt entgegen, das mich eigentlich zu einem Menschen mittleren Alters, einem Middle-Ager, machen sollte. Selbst der Name für diese Lebensphase  – »Middle-Age«  – kam mir komisch vor, mehr wie ein Schimpfwort als ein tatsächliches, von mir zu durchlebendes Phänomen. Es klang wie etwas, das anderen Leuten passiert, aber nicht mir. Niemand erklärte mir, wann es beginnt, wann es aufhört oder was da überhaupt geschieht, deshalb dachte ich, das ist alles erfunden, ein Märchen, das die Leute dazu bringen soll, lange vor ihrer Zeit alt zu werden. Mit achtunddreißig fühlte ich mich jung, und das war selbst noch an meinem vierzigsten Geburtstag so  – dieses ganze Gerede vom Middle-Age war nichts anderes als genau das: Gerede. Jetzt bin ich allerdings zweiundvierzig, und auf einmal rauscht nicht nur die Zeit an mir vorbei – mir ist auch die zeitgenössische Popmusik völlig gleichgültig. Außerdem habe ich einen Bauch, diverse Wehwehchen und einen Sportwagen. Was um aller Welt geht da vor sich?
    Abgesehen von dem grausamen Umstand, dass es mit mir geschieht, ist es äußerst schwer, das Middle-Age zu definieren. Oft können oder wollen wir uns hinsichtlich des mittleren Alters einfachnicht festlegen. Ist es eine unangenehm schwammige Lebensphase oder eine erstaunlich klar umrissene? Ist es mehr ein mentaler Zustand oder doch ein von der Biologie vorprogrammierter Lebensabschnitt? Vielleicht fängt es an, wenn die Aussicht, achtzig zu werden, immer mehr ins Blickfeld rückt. Oder es ist die Zeit, in der man sich zwischen zwei konkurrierenden Möglichkeiten entscheiden muss: entweder zu akzeptieren, dass es im Leben immer weiter bergab geht, oder Kraft zu sammeln dafür, dass man sich unaufhörlich einredet, die Dinge stünden besser als je zuvor. Am meisten staune ich darüber, dass das mittlere Alter so gut wie allen Menschen Angst macht.
    In diesem Buch will ich herausfinden, was das Middle-Age ist und  wozu es gut ist. Auf unserer Reise werden wir versuchen, das »mittlere Alter« zu definieren – schon das allein ist kein leichtes Unterfangen. Fragt man einen Arzt, was diesen Lebensabschnitt kennzeichnet, redet er wahrscheinlich über die Menopause. Fragt man einen Soziologen, wird er über leere Nester und einen geduldigen Umgang mit Teenagern sprechen. Fragt man eine Ökonomin, referiert sie vermutlich über Karrierehöhepunkte, mütterlichen Wiedereinstieg ins Berufsleben und Fragen der Altersvorsorge. Fragt man einen Freund, kann es gut sein, dass er von dem Moment berichtet, in dem er in den Spiegel geschaut und festgestellt hat, dass er das Ebenbild seiner Eltern ist. Aber trägt eines dieser Dinge wirklich dazu bei, das Middle-Age genauer zu definieren? Denn schließlich gibt es bei Männern keine Menopause – zumindest nicht so wie bei Frauen. Außerdem gibt es heute viele Menschen mittleren Alters mit kleinen Kindern, erwachsenen Kindern, den Kindern neuer Lebenspartner oder gar keinen Kindern. Dazu kommt, dass bei vielen Menschen der Karrierehöhepunkt keineswegs in den mittleren Jahren erreicht wird, und etliche Mütter kehren lange vor Erreichen des Middle-Ageins Berufsleben zurück. Die Menschen erleben also so viele unterschiedliche Dinge, dass keine der gängigen Definitionen das Phänomen, dem wir uns hier nähern wollen, wirklich zu fassen scheint.
    Was schlage ich also vor? Ich bin Reproduktionsbiologe und Veterinärchirurg mit Zoologie-Abschluss, und ich glaube, mit meiner Herangehensweise in dieser ganzen Verwirrung ein bisschen Klarheit schaffen zu können.
    Schon lange fasziniert mich, was für ein bizarres Lebewesen der Mensch doch ist. Aus zoologischer Sicht ist vieles von dem, was wir in unserem Leben so anstellen, höchst absonderlich. Wir sind die bei Weitem eigenartigsten Geschöpfe dieser Erde, und das auch noch aus ganz unterschiedlichen Gründen. In der Vergangenheit habe ich mich mit einer zoologischen und naturgeschichtlichen Herangehensweise verschiedenen Themen genähert: der menschlichen Schwangerschaft, dem genetischen Hintergrund der menschlichen Sexualität, dem menschlichen Gehirn und sogar dem Phänomen des Teenagers. Dieselbe Herangehensweise kann auch im Hinblick
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