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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals
Autoren: Merice Briffa
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sind frei. Ab und zu nehmen wir nämlich schon Passagiere mit. Die übrigen Kabinen benutzen wir als Lagerräume.«
    Â»Wir brauchen nur eine Kabine, Onkel Hal.« Etty spürte, wie sie rot wurde. Sie hob ihre Hand, damit er den Grasring sehen konnte. »Wir sind verheiratet, in unseren Herzen und vor Gott, wenn auch noch nicht vor dem Gesetz.«
    Â»Ich verstehe. Kann allerdings nicht sagen, dass ich das billige. Und das würden deine Eltern auch nicht tun.«
    Â»Sie wissen, dass Darcy und ich so bald wie möglich heiraten werden.«
    Â»Selena hat immer schon gewusst, dass ihr eines Tages heiraten würdet. Aber jetzt lasst ihr euch am besten nicht mehr sehen, bis wir ein gutes Stück von Swan Hill entfernt sind.«
    Als Selena zurückkam, lief sie sofort in die Kabine, um beide zu umarmen.
    Â»Ich bin froh, dass ihr in Sicherheit seid. Jetzt will ich aber wissen, was passiert ist. Was für ein Verbrechen hast du denn angeblich begangen, Darcy?«
    Gemeinsam erzählten sie Selena die ganze Geschichte. Später, als sie den Fluss hinunterfuhren, erzählten sie sie Hal noch einmal.
    Â»Ich habe schon einige schlimme Dinge über diesen Sergeant Dunstan gehört. Er ist ein Schurke in Uniform. Er ist derjenige, der hinter Gittern sitzen sollte.«
    Â»Er ist ein Mörder. Ich habe Jura studiert in der Hoffnung, für mehr Gerechtigkeit sorgen zu können. Dunstan und seine Spießgesellen hätten für das Massaker an der Aborigine-Familie auf Langsdale gehenkt werden müssen.« Darcy schlug mit der Faust auf den Tisch. »Dunstan wendet das Gesetz immer noch so an, wie es ihm behagt, während ich, ein anerkannter Anwalt, auf der Flucht bin.«
    Etty drückte Darcy eine Hand auf den Arm, damit er sich beruhigte. Selena und Hal wussten beide nicht, was sie sagen sollten. Hal, weil er wusste, dass Darcy recht hatte. Doch Selena schwieg, weil ihr verfluchter sechster Sinn sie um Darcys Leben fürchten ließ.
    Am nächsten Morgen standen Darcy und Etty Arm in Arm auf dem Vorderdeck und betrachteten die vorbeigleitende Flusslandschaft. Etty lehnte den Kopf an Darcys Schulter.
    Â»Wir sind jetzt in Sicherheit, Liebling. Selena hat gesagt, dass wir in zehn Tagen auf Riverview ankommen. Tante Jane wird überrascht sein, uns zu sehen.«
    Â»Ja, das wird sie.« Er drücke Etty an sich. »Trotzdem kann ich mich immer noch nicht ganz entspannen. Auch wenn der Murray River die Grenze zwischen Victoria und New South Wales bildet, werde ich mich erst völlig sicher fühlen, wenn wir die Grenze nach Südaustralien passiert haben.«
    Sergeant Dunstan kehrte tatsächlich zum Haus der beiden alten Damen zurück, in der Absicht, sich wenn nötig gewaltsam Einlass zu verschaffen. Als er feststellte, dass niemand zu Hause und die Haustür abgeschlossen war, begann er, im Hof herumzuschnüfffeln. Und als er dort Pferdeäpfel fand, beschimpfte er sich selbst als absoluten Idioten. Der Pferdemist war höchstens einen Tag alt. Die Turteltäubchen waren gerade erst ausgeflogen.
    Aber vielleicht hatten sie Swan Hill ja noch nicht verlassen. Sofort schwang er sich wieder in den Sattel und trabte eilig zum Kai. Seinen Fragen begegnete man entweder mit Kopfschütteln oder mit verständnislosen Blicken. Während seine Laune von Minute zu Minute schlechter wurde, ritt er langsam am Kai entlang und ließ seinen Blick gründlich über jeden dort festgemachten Dampfer schweifen, in der Hoffnung, den Flüchtigen zu entdecken. Dann folgte er weiter dem Ufer, um sich die Schiffe anzusehen, die keinen Anlegeplatz am Kai bekommen hatten. Schließlich kam er zu einem Dampfer, an dem ein Lastkahn befestigt war. Das schwarze Pferd auf dem Kahn war unverkennbar.
    Â»Das ist aber ein schönes Tier«, sagte er zu dem Kahnführer. »Reist der Besitzer mit dem Dampfer?«
    Â»Die Thistle befördert keine Passagiere. Die Leute, denen das Pferd gehört, sind mit Master Hal auf der River Maid mitgefahren.«
    Â»Die hab ich gar nicht am Kai gesehen.«
    Â»Die ist vermutlich schon gestern Nachmittag abgefahren. Die bleibt nie lange in Swan Hill.«
    Fluchend wendete Dunstan sein Pferd und ritt davon. Der Kahnführer fragte sich, was den Sergeant so verärgert haben mochte, kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. Im Grunde war es ihm egal. Sie würden losfahren, sobald der Dampfkessel der Thistle genügend Druck
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