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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals
Autoren: Merice Briffa
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etwas sehen zu können.
    Â»Es tut mir leid, Etty, aber mehr können wir nicht tun. Wir kehren jetzt um und bringen dich zurück. Du musst nach Hause.«
    Sie argumentierte. Sie weinte. Sie tobte vor Wut. Erst als Selena sie zwang, ein wenig Laudanum zu nehmen, beruhigte sie sich. Hal wendete die Maid und fuhr mit Volldampf zurück nach Swan Hill, wo er Etty und Selena in die Postkutsche setzte. So würden die beiden längst auf Langsdale sein, während er noch mit der River Maid nach Echuca unterwegs war.
    Nachdem sie sich einmal ganz ihrem Kummer hingegeben hatte, weinte Etty nie wieder. Selena machte sich große Sorgen um ihre Nichte, und nachdem sie sie wohlbehalten zu Hause abgeliefert hatte, machte sich Meggan genauso große Sorgen um ihre Tochter. Etty lebte in ihrer eigenen stillen, von einer unsichtbaren Mauer umgebenen Welt, die niemand zu durchdringen vermochte. Meggan versuchte es. Con versuchte es. Ruan versuchte es. Sogar Mrs Clancy und Ned versuchten es. Doch ohne Erfolg.
    Meggan musste die schmerzliche Aufgabe übernehmen, an Jane und an Agnes zu schreiben. Als die Briefe fertig waren, war sie selbst der Verzweiflung nahe. Plötzlich musste sie wieder an den weißen Hasen denken, den sie als zwölfjähriges Mädchen gesehen hatte, und daran, wie sie damals geglaubt hatte, er würde Unglück bringen. Vielleicht war dieses Tier tatsächlich ein böses Omen gewesen. In ihrer Familie hatten sich bereits genug tragische Dinge ereignet. Warum hatte auch noch Darcy sterben müssen?
    In dem Bemühen, Etty aus der entsetzlichen Lethargie herauszureißen, in die sie verfallen war, setzte sich Meggan eines Tages, als sie wusste, dass Etty in der Nähe war, ans Klavier und sang. Sie hoffte, über die Musik an ihre Tochter heranzukommen. Etty trat auch tatsächlich ins Zimmer. Meggan lächelte ihre Tochter an, doch Ettys Gesicht blieb ausdruckslos.
    Â»Hör bitte auf damit, Mutter. Ich will nie wieder Musik hören.«
    Fünf Wochen nach dem Vorfall auf dem Murray River erhielten sie eine Nachricht von Hal. Meggan las den Brief. Das war also das Ende. Vielleicht könnten Ettys Wunden nun anfangen zu heilen. Sie ging zu ihrer Tochter.
    Â»Ich habe einen Brief von Hal bekommen. Möchtest du ihn lesen?«
    Etty sah sie an und schüttelte den Kopf. »Sag du’s mir.«
    Meggan setzte sich neben ihre Tochter und ergriff ihre Hände. »Man hat Darcys Leiche gefunden. Ein ganzes Stück flussabwärts von der Stelle, an der er verschwunden ist.«
    Nervös betrachtete sie Ettys Gesicht und sah, wie sie schluckte. Doch Meggans Stimme blieb ausdruckslos.
    Â»Er musste dort begraben werden, wo man ihn gefunden hat. Das verstehst du doch, Liebes?«
    Â»Ja, Mutter. Warum ruhst du dich nicht aus? Dein Baby muss doch bald kommen.«
    Meggan unterdrückte die Tränen. War ihre geliebte Tochter denn zu gar keiner Empfindung mehr fähig? In der Nacht weinte sie in den Armen ihres Mannes aus Trauer um ihr erwachsenes Kind. Am Morgen setzte sie sich hin und schrieb noch einen Brief.
    Sie sagte Etty nichts davon, und so kam es, dass Etty, die in ihrer eigenen Welt lebte und nicht mitbekam, was um sie herum vorging, völlig erstaunt war, als Alistair eines Tages zu ihr ins Zimmer trat.
    Â»Etty.« Er streckte die Hände nach ihr aus.
    Â»Alistair.« Die Mauer um ihr Herz zersplitterte wie Glas. Der große Schmerz, der ihr Herz verschlossen hatte, brach sich in einer Flut von Tränen und herzzerreißenden Schluchzern Bahn. Alistair hielt sie die ganze Zeit fest, bis das Schluchzen nachließ und die Tränen nicht mehr so heftig flossen. Er hielt sie immer noch, bis sie allmählich ruhig wurde.
    Â»Ich habe ihn so sehr geliebt, Alistair. Wie soll ich nur ohne ihn leben? Wie soll ich sein Kind ohne einen Vater großziehen?«
    Â»Du bist schwanger?« Seiner Stimme war der Schmerz anzuhören, den er für diese Frau empfand, die er mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt liebte, aber nicht so lieben konnte, wie ein Mann eine Frau lieben sollte.
    Â»Wir haben uns geliebt.«
    Â»Mit der Zeit wirst du mit zärtlicher Erinnerung an deine Liebe denken. Und in deinem Kind wirst du immer noch etwas von Darcy haben.«
    Etty fing wieder an zu weinen, diesmal allerdings leiser. Ihr war nie klar gewesen, dass Trauer so furchtbar sein konnte. Einzig Alistairs Gegenwart schenkte ihr ein wenig Trost. Alistair konnte
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