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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals
Autoren: Merice Briffa
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barfüßige Kinder in schlecht sitzender und geflickter Kleidung herumliefen. Etty hätte am liebsten sämtlichen Kindern Schuhe gekauft. Die Frau schien das Angebot auch annehmen zu wollen, bis ihr Mann herbeigeeilt kam und Etty erklärte, sie brauchten keine Almosen.
    Â»Was für ein Scheusal von Mann«, sagte sie später zu Selena. »Ist er so stolz, dass er sogar in Kauf nimmt, dass seinen Kindern im Winter die Füße erfrieren?«
    Â»Mir tun die Frau und die Kinder leid. Ich vermute sehr stark, dass er sie alle schlägt. Aber ich fürchte, wir können nichts dagegen tun. Wir können niemandem vorschreiben, wie er seine Familie zu behandeln hat.«
    Â»Hinter Leuten wie ihm sollte die Polizei her sein und nicht hinter guten Männern wie Darcy.«
    Â»Da bin ich ganz deiner Meinung, meine Liebe. Ob die Polizei wohl endlich aufgegeben hat?«
    Â»Das hoffe ich sehr. Ich bin ja so froh, wenn wir endlich die Grenze überquert haben.«
    Â»Das werden wir alle sein.«
    Dunstan hatte sich jedoch geschworen, dass er die Verfolgung von Darcy Winton niemals aufgeben würde. Er war sich so sicher gewesen, dass er ihn an der Stelle, wo sich der Fluss verengte, erwischen würde. Er konnte nicht verstehen, wieso die River Maid dort nicht aufgetaucht war. Auch die Constables hatten keine Erklärung dafür. Er schimpfte und tobte und trat um sich. Dann sprang er auf sein Pferd und galoppierte zurück in Richtung Swan Hill, weil er glaubte, der Dampfer müsse umgekehrt sein. Doch als er von einem hohen Aussichtspunkt über den Fluss blickte, konnte er kein Schiff entdecken, das so aussah wie das, nach dem er suchte.
    Wurde er langsam wahnsinnig? Ein Raddampfer konnte doch nicht einfach verschwinden. Er schimpfte immer weiter auf die Constables ein, die ihn geifern ließen, bis er gezwungen war innezuhalten, um zu verschnaufen.
    Â»Der Dampfer könnte sich irgendwo in einem Nebenarm verstecken, Sergeant. Ich habe ein ganzes Stück flussabwärts eine Mündung gesehen.«
    Â»Warum haben Sie mir das nicht gesagt, Sie nutzloser Trottel? Wir müssen wieder umkehren.«
    Â»Wir kommen nicht mit, Sergeant. Ihr Vogel ist ausgeflogen, und Sie sind verrückt. Wir reiten beide zurück nach Swan Hill.«
    Â»Sie stehen unter meinem Befehl«, brüllte er. »Wenn ich sage, wir kehren wieder um, dann kehren wir wieder um.«
    Â»Tut uns leid, Sergeant.« Ohne weiter auf die Drohungen zu achten, die Dunstan ihnen hinterherschrie, galoppierten die beiden Constables davon.
    In blinder Wut ritt Dunstan zurück flussabwärts. Als er an die enge Stelle kam, ohne dass er am gegenüberliegenden Ufer eine Flussmündung entdeckt hatte, beschloss er, hier ein Lager aufzuschlagen und zu warten. Dabei kam er sich besonders clever vor. Die River Maid würde vermutlich am nächsten Morgen hier vorbeifahren, weil man annahm, dass keine Polizei mehr in der Nähe wäre.
    Als die Sonne am nächsten Tag ihren Höchststand erreicht hatte, erkannte Dunstan, dass er umsonst gewartet hatte. Seine Laune war hundsmiserabel, als sich ein Dampfer näherte, der flussaufwärts fuhr. Er grüßte den Kapitän, der sich aus dem Ruderhaus lehnte.
    Â»Hallo, Officer. Was macht denn ein Polizist hier draußen alleine?«
    Â»Haben Sie die River Maid gesehen?«
    Â»Ich bin ein Stück flussabwärts an ihr vorbeigefahren. Sind Sie auf der Suche nach ihr?«
    Â»Sonst hätte ich ja nicht gefragt«, knurrte Dunstan. Er hatte keine Zeit zum Reden. Wenn er sich beeilte, würde er das Schiff vielleicht noch mal einholen.
    Das hätte er wohl auch, wenn sein Pferd kein Hufeisen verloren hätte. Er spuckte Gift und Galle, verfluchte sein Schicksal, verfluchte sein Pferd. Was zum Teufel sollte er jetzt tun? Er befand sich mitten im Nichts, und das mit einem Pferd, das er nicht reiten konnte. Auch hatte er keine Ahnung, wie nah oder wie weit es bis zur nächsten Farm war. Ihm blieb kaum etwas anderes übrig, als weiter am Fluss entlangzugehen. Wenn er sich nahe am Wasser hielt, hätte er zumindest genug zu trinken. Vielleicht entdeckte er ja auch zuerst ein Farmhaus auf der anderen Flussseite.
    Der Weg am Fluss entlang war äußerst beschwerlich, und Dunstan verfluchte Darcy Winton bei jedem Schritt. Wenn er nicht bald zu irgendeiner Siedlung kam, würde er draußen schlafen müssen und hätte nichts zu essen. Die spärliche
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