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Liebesperlenspiel

Liebesperlenspiel

Titel: Liebesperlenspiel
Autoren: Kajsa Arnold
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Der Cupcake mit den Zuckerperlen auf der Sahnehaube schaut mich schon seit geraumer Zeit an und lächelt verführerisch. Komm, nimm mich , scheint er mir in einer Geheimsprache zuzurufen, die nur ich allein verstehe. Lila Sahnehaube garniert mit bunten Liebesperlen sieht man auch nicht jeden Tag und es gab nur einen Einzigen mit diesen bunten Perlen.
    »Schnapp ihn dir«, flüstert Maggie, meine Arbeitskollegin. »Ich sehe doch, wie dir das Wasser im Mund zusammenläuft.« Sie zwinkert mit einem Auge. »Außerdem beruhigt das die Nerven.« Maggie kennt mich einfach zu gut und weiß um meine Schwächen, nicht nur für süße Kuchen.
    »Weißt du, wie lange ich mich auf dem Laufband schinden muss, um den wieder von meinen Hüften zu bekommen?«, flüstere ich leise, damit ja niemand unser Gespräch mitbekommt, denn eigentlich sind wir im Foyer zusammengekommen, um die Präsentation eines neuen isotonischen Getränks für Sportler zu feiern, für das unsere Firma die Werbekampagne entwickelt hat. Das machen wir natürlich nicht bei jedem Auftrag, doch da der Auftraggeber der größte Hersteller von Softdrinks der Welt ist und zusammen mit dem CEO unserer Firma extra aus den Staaten angereist ist, hat mein Vorgesetzter sich nicht lumpen lassen und eine pompöse Feier organisiert.
    Ich arbeite bei Brakeman, Louis & Westen , eine Werbeagentur mit Sitz in Amerika. Nach meinem Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften, sowie einem zusätzlichen Grafikstudium, habe ich mich schnell zur Kreativdirektorin hochgearbeitet. Ich bin eine von vieren und die einzige Frau, was mir aber nicht viel ausmacht, ich weiß mich durchzusetzen. So habe ich auch an der Kampagne des isotonischen Durstlöschers maßgeblich mitgewirkt, doch heute, wo wir so hohen Besuch haben, hat der Big Boss die Präsentation selbst übernommen und ich bin froh, nur hinter den Kulissen die Fäden ziehen zu müssen. Alles läuft bestens und Maggie, Assistentin, Vertraute und noch etwas mehr als beste Freundin, lächelt mir aufmunternd zu. »Hey, das hast du toll hinbekommen, du kannst stolz auf dich sein. Den einen Muffin hast du dir verdient. Stell dir einfach vor, es wäre«, sie räuspert sich vielsagend, »ein süßer Typ, den du vernaschst, praktisch kalorienfrei.«
    Ich drehe den Kopf in die Richtung des Buffets und er blickt mich verführerisch an denn je, zwinkert mir buchstäblich hey Baby zu. Okay, heute kann ich ihm nicht widerstehen. Tim, mein Chef, hält immer noch seine Rede und ich schiebe mich nach hinten, ziehe Maggie unauffällig hinter mir her.
    »Mit gefangen, mit gehangen«, flüstere ich.
    »Hast du eigentlich schon Brakeman, den Big Boss aus New York zu Gesicht bekommen?«, fragt Maggie neugierig und verrenkt sich den Kopf, um auf der Bühne etwas zu erkennen. »Dort steht er.« Sie zögert, blickt mich schnell an und sucht dann weiter den Raum ab. »Paul Westen soll auch mitgekommen sein.«
    Ich will gerade antworten, da erklingt Applaus und die Gesellschaft kann zum gemütlichen Teil übergehen. Eine Band spielt auf und das Licht wird etwas gedimmt, fehlt nur noch die Discokugel, geht es mir durch den Kopf.
    Ein Schwarm Menschen strömt in Richtung Buffet und ich habe Angst um meinen Freund, den Muffin. In dem Augenblick, als ich nach ihm greife, schiebt Maggie sich einen Champagnertrüffel in den Mund, stöhnt lustvoll auf und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich greife ohne hinzusehen nach dem Gebäck und stoße anstelle des Muffins auf die Haut einer anderen Hand. Haarig, eindeutig männlich. Erschrocken ziehe ich meinen Arm zurück.
    »Oh mein Gott«, stöhnt Maggie leise und ich weiß genau, dass sie nicht den Trüffel meint.
    »Sorry, ich wollte Ihnen nicht zuvorkommen, aber der Cupcake hat mich so verführerisch angelächelt,« meint mein Gegenüber und hält mir seine Beute hin.
    Du klingst noch genauso verführerisch wie früher , denke ich, reiße mich aber zusammen. »Oh, nein bitte, Sie waren zuerst da«, sage ich, und schaue ihn endlich an. Mein Lächeln stirbt einen schnellen Tod auf meinen Lippen, ich kann es einfach nicht verhindern, auch wenn ich genau wusste, dass dieser Augenblick kommen würde. Ich falle aus allen Wolken und starre sein Gesicht an, als hätte ich eine Erscheinung vor mir. Ich spüre Maggies Ellbogen an meinen Rippen.
    »Nein, bitte nehmen Sie. Es gibt nur einen mit diesen Perlen auf der Sahne«, erklärt er.
    »Das sind Liebesperlen«, ergänzt Maggie unnötigerweise.
    Ein weiches
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