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Liebesperlenspiel

Liebesperlenspiel

Titel: Liebesperlenspiel
Autoren: Kajsa Arnold
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bekannt gemacht?«
    Tim Landers, mein Vorgesetzter hier in Deutschland, gesellt sich zu uns. Er ist ein väterlicher Typ von Mitte fünfzig und zieht mich in seine Arme. Diese Geste ist alles andere als eine Anmache. Ich war schon oft bei ihm zu Besuch und verstehe mich prächtig mit Uschi , seiner Frau.
    »Wie gut, dass du nur einen weiblichen Kreativdirektor beschäftigst«, lache ich ein wenig fade.
    »Ist etwas?«, fragt Tim besorgt.
    »Nein, nichts, nur ein wenig müde.«
    »Du hast dir wirklich dein Wochenende verdient. Wenn die Gäste verschwunden sind, werden wir uns auch verdrücken.« Er nickt mir aufmunternd zu. »Wir haben morgen früh allerdings noch eine Besprechung mit Mr Kinsley, dem CEO von Mixmex. Er möchte, dass du auch dabei bist, Hanna. Kannst du das einrichten?«
    Ich bin irritiert, denn eigentlich nehmen an diesem Meeting nur die höchsten Führungskräfte teil. »Äh, natürlich, wenn er darauf besteht?«
    »Er besteht darauf«, nickt Tim.
    »Ich werde auch dort sein.« Paul lächelt mich an, als würde es sich um ein Klassentreffen handeln.
    Tim grinst. »Natürlich, Sie betreuen ja das Projekt weltweit.« Und an mich gewandt sagt er: »Hanna, du musst jetzt mit mir tanzen. Paul, Sie entschuldigen uns.«
    Schon hat er mich an der Hand zur Tanzfläche in der Mitte des Saals gezogen.
    »Die Kampagne hat großen Eindruck auf Kinsley gemacht und Brakeman ist auch total begeistert. Es war eher Brakemans Idee, dass du morgen an dem Treffen teilnimmst. Ich bin sehr stolz auf dich, Hanna, das hast du toll gemacht.«
    Wir drehen uns langsam zur Musik und obwohl mir noch etwas flau im Magen ist, bin ich happy über dieses Lob.
    »Wenn morgen alles gut läuft, können wir auch Mixmex Deutschland als Kunden gewinnen, das wäre einfach fantastisch und du hättest einen großen Anteil an diesem Erfolg.«
    Ich lächele still in mich hinein, ja, das wäre wirklich fantastisch.
    »Entschuldigung, darf ich abklatschen, aber ich schulde Hanna seit zehn Jahren einen Tanz?« Die Stimme von Paul Westen unterbricht den schönen Moment. Tim bleibt abrupt stehen und schaut fragend zu Paul auf, der gut einen Kopf größer ist als mein Chef.
    »Zehn Jahre?« Diese Zahl steht wie ein Fragezeichen in Tims Augen.
    » Das ist eine lange Geschichte«, erklärt Paul kurz und nimmt einfach meine Hand in seine.
    »Ihr kennt euch also?«
    I ch nicke nur kurz.
    »Ja«, lacht Paul, »und wir haben uns heute auch schon Liebesperlen geteilt.«
    »Oh«, meint Tim, »da gibt es so eine Legende ...«
    »Ja, ich weiß , Tim, aber Paul ist zum Glück schon verheiratet«, unterbreche ich ihn schnell, bevor es noch peinlicher wird. In Tims Augen steht eine Frage, von der ich hoffe, dass er sie nicht laut ausspricht. Ich gebe ihm mit einem Blick zu verstehen, dass dieses Thema für mich erledigt ist und er nickt unmerklich.
    »Darf ich nun um den Tanz bitten?«, fragt Paul, dessen Gesicht mit einem Mal sehr verschlossen wirkt. Tim nickt ihm freundlich zu und lässt mich in Pauls Armen zurück.
    Die Musik hat gewechselt und sie spielen einen Oldie von Paul Young – Everytime you go away! Oh Gott, ich fühle mich wie beim Abschlussball!
    »Du weißt, dass das unser Lied ist? Ich habe es für diesen Tanz bestellt.« Sein Mund ist ganz nah an meinem Ohr und ein kleiner Schauer läuft mir über den Rücken.
    »Unser Lied?«, frage ich verblüfft. »Ich wüsste nicht, dass wir ein gemeinsames Lied haben. Du meinst doch nicht etwa, dass dieses Lied gespielt wurde, als du mich zum Abschied geküsst hast und auf Nimmerwiedersehen verschwunden bist?«
    Noch immer höre ich die Tür ins Schloss fallen, als er ging. Als wäre es gestern gewesen, höre ich ihn sagen: »Es tut mir leid Hanna, aber ich kann mir die Chance, in den Staaten zu studieren, einfach nicht entgehen lassen.«
    Und noch immer tut es weh, wenn ich daran denke, dabei ist es eine Ewigkeit her. Ich war so verliebt in ihn, dass ich es heute gar nicht mehr glauben kann. Doch wenn ich ihn mir jetzt so ansehe, seine athletische Figur, verpackt in einen schwarzen Anzug mit dem dunkelgrauen Hemd und der silbergrauen Krawatte, muss ich mir eingestehen, dass diese Verliebtheit nichts von ihrem Zauber verloren hat. Er trägt seine schwarzen Haare kürzer als früher, aber wer nicht? Seine dunkelblauen Augen fixieren mich noch immer genau, wenn er mit mir spricht und auf seinen Wangen hat sich bereits ein Bartschatten gebildet. Er ist älter, aber noch genau so aufregend wie vor zehn
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