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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch
Autoren: Beatrix Gurian
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heute bestimmt ein Vermögen wert.«
    »Hey, vielleicht war das ja der heiße Ofen und Blue hatte doch recht«, überlegt Ju laut.
    Wir starren uns an.
    »O Mann, das wäre bitter«, meint Felix, »ich hab mir schon überlegt, was ich mit der Kohle alles machen könnte.«
    »Und an was genau denkst du da so?«, hake ich nach.
    »Ich würde dich in Las Vegas besuchen kommen …«
    »Gute Idee.«
    »Natürlich nur, um dort einen DJing-Kurs zu machen.« Felix grinst mich an.
    Gerade will ich ihm einen freundlichen Klaps versetzen, da fällt mein Blick auf ein Foto, auf dem das Taubenhaus zu sehen ist. Es sieht genauso aus wie jetzt, aber es gibt einen großen Unterschied: Es ist voller Tauben! Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Jungs, ich weiß es. Ich hab’s!« Ich springe auf und laufe tanzend und lachend durch den Garten, während Felix und Ju mich skeptisch mustern.
    »Denkt noch ein Mal kurz nach!«, fordere ich sie grinsend auf, während mir erneut die Zeilen aus Georgs Brief durch den Kopf gehen.
    Mir gefällt der Ort, den ich als Versteck ausgesucht habe. Direkt vor seiner Nase und doch so weit weg. Geradezu symbolisch. Jedenfalls für das, was wir für unser Leben wollen …
    »Der Schatz muss im Taubenhaus sein!«, platze ich schließlich heraus.
    Ju und Felix sehen mich verblüfft an. »Im Taubenhaus?«
    »Es ist doch vollkommen klar!«, rufe ich ungeduldig. »Was wollten Suzanne und Georg? In Frieden gehen, in Frieden! Die Friedenstaube, versteht ihr? Außerdem waren die beiden verliebt wie die Turteltauben. Wir müssen da rauf. Los, los, steht nicht rum, lasst uns nachschauen.«
    Endlich habe ich die beiden mit meiner Begeisterung angesteckt. Felix rennt zum Schuppen neben der Bäckerei und schleppt eine Riesenleiter heran, die Ju und er an das Taubenhaus anlegen.
    Mia und Bennie schauen neugierig zu und krabbeln zielstrebig zur Leiter hin. Damit ihnen nichts passiert, setze ich sie in ihren Kinderwagen, was ihnen gar nicht passt, aber wir sind alle so aufgeregt, dass wir ihre Protestschreie einfach ignorieren.
    Ju hält die Leiter fest, während Felix hinaufsteigt und die bunten Türen des Taubenhauses untersucht.
    »Die unteren Hauseingänge sind verschlossen, die Türchen haben richtige Schlösser – es könnte also tatsächlich etwas dran sein an Blues Theorie.«
    Er kommt wieder runter, dann steigt Ju hoch, während ich hektisch erneut den Brief aus meiner Hosentasche hervorziehe und nach der Stelle suche, an der etwas über den Schlüssel steht.
    Den einen Schlüssel zu diesem Ort habe ich dir längst gegeben, den anderen trage ich bei mir, für ihn. Nachher.
    Grannie hatte also auch einen Schlüssel. Das Einzige, was sie laut ihren Erzählungen von Georg je geschenkt bekommen hatte, waren neue Anhänger für das Armband seiner Mutter. Grannies Armband.
    Ich hole es aus meiner Hosentasche und lasse die Anhänger durch meine Finger gleiten. Dabei muss ich an meine Lieblingsgeschichte denken, die Geschichte des Mädchens Columba, die das geheime Zimmer aufschließt.
    »Jungs, lasst mich mal rauf! Ich habe den Schlüssel!«, sage ich siegessicher.
    Ju springt die letzten Sprossen herunter und hält dann mit Felix die Leiter fest.
    »O Mann! Das wär einfach der Hammer, wenn das wahr wäre!«, ruft Felix. »Beeil dich, Blue, los, mach schon, ich kann’s kaum erwarten!«
    Mit klopfendem Herzen steige ich die Leiter hoch zum Taubenhaus und stecke den Schlüssel in das erste Türchen. »Er passt!« Beim Umdrehen klemmt der Schlüssel ein wenig, aber dann gibt das Schloss knirschend nach und geht auf.
    Ich öffne die Tür und linse in das dunkle Vogelhäuschen. Und tatsächlich kann ich die Umrisse einer Kassette darin erkennen. Ich greife danach, sie ist sehr schwer und ziemlich verrostet. Schließlich öffne ich auch noch die anderen beiden Türchen, denn ich kann sehen, dass noch mehr Kassetten im Taubenhaus sind. Nachdem ich die letzte nach unten gereicht habe, klettere ich vorsichtig runter; mein Knöchel ist noch immer nicht wieder hundertprozentig belastbar.
    Ungläubig starren wir auf die drei Kassetten, die vor uns auf dem Rasen stehen. Sogar Bennie und Mia scheinen fasziniert zu sein, denn sie beobachten aufmerksam jede unserer Bewegungen.
    »Super, das passt ja, jeder von uns nimmt sich je eine der Kassetten«, schlägt Felix vor.
    In diesem Augenblick bemerken wir Felix’ Oma, deren Ankunft uns durch die Aktion am Taubenhaus vollkommen entgangen ist. Offensichtlich beobachtet
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