Liebesfluch

trotzdem nach Vegas, vielleicht gewinne ich im Kasino doch noch einen richtigen Schatz.«
    Ich bringe ein müdes Lächeln zustande; Felix ist die Geschichte scheinbar auch ganz schön nahegegangen.
    Als ich zu den Zwillingen hinübergehe, merke ich erst, wie angespannt mein Körper ist. Es war schrecklich, all das zu erfahren. Fast so, als ob ein Fluch über Grannies großer Liebe liegen würde. Hat sie deshalb nicht gewollt, dass ich nachforsche, was mit Georg passiert ist? Was von alldem soll ich ihr sagen – und was davon hat sie längst geahnt?
    Ju nimmt meine Hand und schiebt mit der anderen den Kinderwagen den Weg entlang, der vor drei Wochen noch übersät war von gelben Blumen, deren Blüten jetzt zu Samenschirmchen verwandelt überall in der Luft herumschweben. Alles ändert sich ständig.
    »Wir haben also einen Schatz gesucht, der keiner war«, sagt Ju leise und drückt meine Hand. »Wir haben einen Großvater gesucht, der längst tot ist. Und ich habe nach einer Mutter gesucht, die es so nicht gibt.«
    »Ja, so kann man das sehen.« Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm, fixiere seine dunklen Augen. »Aber was ist mit all dem, was wir gefunden haben?«
    »Du meinst meine Geschwister«, antwortet er, »meinen Vater und deinen Großcousin?«
    »Nein, ich meinte uns.«
    Jus Mund verzieht sich zu einem breiten Lächeln und seine Clownsnase zuckt. »Ach so, uns . Aber wir wissen doch noch gar nicht, wie das am Ende ausgehen wird.«
    »Nein, natürlich nicht«, gebe ich zurück und erwidere sein Lächeln, »denn wir sind ja auch erst am Anfang.«