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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch
Autoren: Beatrix Gurian
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fachmännischen Kommentare über Beats und Lyrics und Sounds ertragen.
    Jetzt sitzen wir vor der Bäckerei auf einer Bank in dem Vorgarten mit dem Taubenhaus. Für Mia und Bennie haben wir einen Sonnenschirm aufgespannt und die beiden krabbeln neugierig auf dem Rasen zwischen den Blumenbeeten herum.
    »Wir sollten deine Oma ausquetschen! Ich bin sicher, dass sie viel mehr weiß, als sie zugibt«, sage ich, weil es mich nervt, wie sie mich nach wie vor behandelt. »Vor allem wenn sie wirklich so eine Mistgurke war und immer alles durchwühlt hat, so wie Georg in dem Brief schreibt.«
    »Oder wir geben ihr das Wasser aus dem Marienbrunnen zu trinken«, schlägt Ju gähnend vor. »Dieser Wahrheitsbrunnen, an dem wir drei uns zum ersten Mal getroffen haben.«
    Felix wehrt ab. »Oma ist gar keine Mistgurke. Sie war die Einzige, die mir ’ne Chance gegeben hat, nachdem ich dreimal beim Dealen erwischt worden bin.«
    »Ja, ich weiß«, sage ich. Felix hatte Ju und mir letzte Woche erzählt, in was für eine miese Dealerszene er in Frankfurt abgerutscht war. Und obwohl seine Oma die Einzige war, die noch an ihn geglaubt hat, ärgere ich mich trotzdem über sie. »Aber wenn sie sich tatsächlich verändert hat, warum gibt sie mir dann immer noch keine Chance?«
    »Vielleicht sollten wir ihr verraten, dass du meine Großcousine bist, Georgs Enkelin und damit ihre Großnichte.«
    »Ihr langweilt! Ich dachte, wir wollten heute endlich weiterkommen. Ups!«, sagt Ju, springt auf und hält Bennie gerade noch davon ab, sich eine Margerite in den Mund zu stopfen.
    »Jedenfalls grabe ich keine Blumenbeete mehr um. Nur weil ihr euch ja soo sicher wart!«, sagt Felix grummelnd und nickt in Richtung des Beets, in dem jetzt auch Rittersporn und Margeriten blühen. »Was für eine Schnapsidee zu glauben, mit dem ›symbolischen Ort‹ wäre flower power und damit dieses Blumenbeet gemeint.«
    Ju und ich müssen grinsen, denn selbst uns kam die Idee im Nachhinein ziemlich albern vor. Seufzend ziehe ich zum hundertsten Mal den Brief aus meiner Tasche. »Aber irgendwo muss dieser verdammte Schatz doch sein!«, sage ich und lese zum hundertsten Mal laut vor:
    Mir gefällt der Ort, den ich als Versteck ausgesucht habe. Direkt vor seiner Nase und doch so weit weg. Geradezu symbolisch. Jedenfalls für das, was wir für unser Leben wollen …
    »Vielleicht gibt es diesen ominösen Ort gar nicht mehr.« Ju legt sich neben die Zwillinge ins Gras. »Leute, diese ganze Geschichte ist über vierzig Jahre her!«
    »Das glaube ich nicht.« Felix stöhnt. »In diesem Kaff verändert sich einfach rein gar nichts. Als ich klein war, sah das hier schon genauso aus wie jetzt.«
    Das bringt mich auf eine Idee. »Hat deine Oma irgendwo alte Fotoalben? Dann könnten wir nachschauen, wie es damals hier aussah, vielleicht kommen wir ja so weiter.«
    »Klingt gut.« Felix steht auf und geht zum Haus. »Oma hat ’ne Menge Alben im Schrank. Ju, komm mit und hilf mir tragen.«
    Ju steht seufzend auf. »Es ist einfach viel zu heiß für alles«, höre ich ihn murmeln, bevor er ins Haus verschwindet.
    Ich bleibe bei Mia und Bennie, denen die Hitze nichts auszumachen scheint. Mia ist zu der Säule in der Mitte des Rasens gekrabbelt und versucht, sich dort hochzuziehen. Sie schwankt und sackt wieder und wieder in die Knie, aber dann schafft sie es, stützt sich mit beiden Händchen an der Säule ab und tappt so um die Säule des Taubenhauses herum.
    Sie läuft!
    Ich renne zu ihr, am liebsten hätte ich sie in die Arme genommen und herumgewirbelt, doch sie ist so konzentriert dabei, um die Säule zu trippeln, dass ihre Zungenspitze zwischen den Lippen zu sehen ist. Deshalb bleibe ich ganz ruhig stehen und warte, bis sie erschöpft auf ihren Po sinkt.
    »Bravo, Mia, das ist ja wunderbar!«, lobe ich sie, dann nehme ich sie hoch und drehe mich mit ihr im Kreis. Zusammen lachen wir um die Wette.
    Als die Jungs wieder zurück sind, erzähle ich, was Mia gerade getan hat, aber Ju und Felix finden das nicht ganz so sensationell wie ich. Ich setze Mia wieder ins Gras und schaue mit den Jungs erst ein paar Alben an, in denen Schwarz-Weiß-Fotos kleben. In den jüngeren Alben gibt es dann auch Farbfotos in krassen Schattierungen.
    »Wow, was für ein toller Kachelofen«, sagt Ju gerade und zeigt auf ein bestimmtes Bild.
    »Das muss im Wohnzimmer gewesen sein«, wundert sich Felix. »Kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern. Komisch, dass sie den rausgerissen haben, der wäre
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